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Frank Turner

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Frank Turner: „Seid netter!“

Der Songwriter Frank Turner nennt sein neues Album „Be More Kind“. „Seid netter zueinander!“ ist die simple, aber dennoch starke Message vom schon siebten Longplayer des Briten.

Von Eva Umbauer

Frank Turner wechselt auf „Be More Kind“ wie immer zwischen schnelleren Rocksongs, etwa „Brave Face“ - er kommt schließlich von der Hardcore-Musik - und Liedern im Singer/Songwriter-Stil, etwa dem wunderschönen Titelsong. Nach seinen beiden letzten sehr persönlichen Alben „Positive Songs For Negative People“ und „Tape Deck Heart“ ist Frank Turner nun auch wieder politisch, Donald Trump sei Dank.

Da heißt etwa ein Song „Make America Great Again“, in direkter Anlehnung an Trumps gleichnamigen Wahlslogan. Und Frank Turner singt „Well, I know I’m just an ignorant English man, but I want to make American great again...“ Frank Turner hatte auf Tour viel Zeit in den Staaten verbracht, als der Präsidentschafts -Wahlkampf gerade voll in Gang war.

Frank Turner: „I’ve shied away from calling the new album a political record, not because I have a problem with that tag necessarily, but because it’s not a Rage Against The Machine Record.“

Zuletzt war Frank Turner ja etwas vorsichtig, das Politische betreffend, schließlich gab es viel Schelte für ihn, als vor ein paar Jahren ein Ausschnitt aus einem alten Interview zitiert wurde, wo Turner - einer seiner Songs hieß schließlich einmal „Thatcher Fucked The Kids“ - Sozialismus als „retarded“ bezeichnet hatte, also als „zurückgeblieben“. Frank Turner stellte später klar, er meinte, dass er den marxistischen Anteil im Sozialismus nicht gut finde, aber er fände etwa Gewerkschaften gut. Schließlich sprang Billy Bragg, Großbritanniens großer politischer Songwriter, noch verteidigend an seine Seite und erklärte Frank Turner und seine Sicht der Dinge.

Frank Turner
Frank Turner wurde in Bahrain geboren, weil sein Vater damals dort arbeitete. Später wuchs er in der südenglischen Kathedralenstadt Winchester auf und besuchte mittels eines Stipendiums das Elite-College Eton, wo er sich aber, wie er in einem FM4-Interview einmal sagte, unter den Kindern sehr wohlhabender Eltern als Außenseiter fühlte. An der renommierten London School Of Economis machte Frank Turner schließlich einen Uni-Abschluss in Geschichte.

Als er 20 Jahre alt war, begann Frank Turner in einer Hardcore-Punk Band zu singen. Seit dreizehn Jahren ist er Singer/Songwriter, entweder solo oder zusammen mit seiner Begleitband The Sleeping Souls. Außerdem betreibt Frank Turner heimlich still und leise ein Hardcore-Musik-Projekt namens Möngöl Hörde.

Auf den letzten beiden Alben ging es insgesamt um Frank Turners „matters of the heart“, vielleicht auch deshalb, weil er damals durch eine Trennung gegangen war. Jetzt ist er wieder glücklich verliebt und kann sich anderen Themen widmen, etwa dass er davon geträumt hat, dass die Menschen nicht mehr andauernd auf diese kleinen Bildschirme starren - Handys, Tablets, etc., und so singt er im zart von Gospel inspirierten „Get It Right“ diese Zeile: „Sweet Lord, I’ve had some visions of people having conversations instead of staring at their tiny screens and pretending that they knew what to do.“

Im Song „Brave Face“ singt Frank Turner „Put on a brave face and get ready for the end of the world. Make me a promise that when the world ends, you kiss me and you hold my hand“. Er singt das in bester, romantischer Emo-Hardcore-Pop Manier, bevor dann auch hier weder ein Gospel-artiger Chor einsetzt.

Frank Turner greift nach der Rettungsleine

„Lifeboat“ ist einer der schönsten Songs am neuen Album von Frank Turner, mit zarter Gitarre und dunklen Streicherarrangements. Die alte Welt steht in Flammen, heißt es im Song, aber unser verlässlicher Songwriter hat zum Glück ein „lifeboat“ parat, ein Rettungsboot, in das er uns alle hineinpackt. „Steer a clear course to a new day“, singt Frank Turner, während die Streicher so richtig aufgeigen.

Das Wasser als Sinnbild kommt auch im Titelsong „Be More Kind“ vor, und auch wieder die Streicher. Die Welt hat ihren Verstand verloren, heißt es hier, und „How this ends no-one knows, so hold on tight when the wind blows.“ Aber auch hier gibt es einen Leuchtturm, der uns letztlich rettet, wenn wir gut zueinander sind. Das ist kein abgedroschenes Bild, keine hohle Phrase, Frank Turner, yes, he means it.

Elektronische Einflüsse auf „Be More Kind“

Aber eigentlich muss man gar nicht jede Songzeile analysieren, auch der Sound, das Musikalische am neuen Frank Turner Album kann etwas: Frank flirtet zart mit dem Electro-Pop und lässt uns in Interviews zum neuen Album auch gerne wissen, dass er als Teenager eine Phase hatte, wo er ausschließlich elektronische Musik hörte.

So liebte der junge Frank Turner etwa die Musik des britischen Plattenlabels Warp oder gar sibirischen „Glitch“, eine besondere Spielart der elektronischen Musik in den späten 90er Jahren, die Elemente enthielt wie etwa das Knacksen von Vinylplatten oder hörbare Fehler beim Abspielen einer CD. Nein, eh klar, Frank Turner hat mit „Be More Kind“ keine Elektronik-Platte gemacht, aber Einflüsse aus dem Electronic-Pop gibt es etwa beim Song „Common Ground“.

Auch Popstars werden älter

Das Älterwerden ist auch ein Thema am neuen Album von Frank Turner, so heißt es etwa im Titelstück der Platte: "...and all the things I thought were true, when I was young and you were too, turned out to be broken...".

Frank Turner: „I’m getting older and the older you get the more you realize you don’t really know anything about anything.“

Den Song „There She Is“ kennen wir bereits vom Album „Songbook“, jener Werkschau von Frank Turner, die letzten Herbst erschienen ist und die einige von seinen besten Songs, sowie neue Versionen von ein paar dieser Stücke enthielt.

Die neuen Songs von Frank Turner sind so zugänglich wie Franks Musik nie zuvor war und zumeist sind sie auch ausproduziert wie nie zuvor. Beim Aufnehmen im Studio hatte Frank Turner immer einen Live-Zugang, diesmal war das anders:

Frank Turner live
Frank Turner spielt am 26. Oktober im Gasometer in Wien und am 27. Oktober in der Helmut List Halle in Graz.

„I’m excited to play material off the new record live on stage, and there are some musical and indeed kind of logistical challenges as to how we play some of this stuff. We spent a lot of time in the studio consciously not thinking about how to play these songs live, and now I’m sitting here, and there are songs that have three drum beats at the same time on them, and I’m not entirely sure what I’m gonna do about that, but we’ll figure it out, it’s fine.“

Begeisterte Rezensionen

Frank Turner kann es noch immer. Er ist einer der besten Songwriter aus Großbritannien. Hier ein paar Pressestimmen zu „Be More Kind“, dem neuen Album von Frank Turner:

Albumcover: Frank Turner - "Be MOre Kind"

Polydor Records

„Be More Kind“ von Frank Turner ist bei Polydor Records erschienen.

„Overall, the album is thought-provoking and relevant. It’s an enjoyable listen and one which morphs and draws deeper messages with each listen. The moderate changes in sound only serve to highlight the poignance of the words through unassuming backing.“ (Drowned In Sound)

„Be More Kind" is musically inventive, in its use of punk, folk, soul, and electronica but deceptively simple in its message, which is as complex as the times we live in.“ (allmusic.com)

„‚Brave Face‘, a rousing stadium tonsil-burster, finds Turner hoping to snog his way through the apocalypse; the catchy, electropop ‘Blackout’ cheerily predicts the chaos of the day the electricity finally runs out.“ (New Musical Express)

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