K-Pop, K-Power, K-Peace
Von Lina Simon
Flawless und unwiderstehlich: Ihre Choreografie bewegt sich so synchron wie kaum etwas auf der Welt, als die in weiße Sakkos gelegten südkoreanischen Popstars EXO Anfang des Jahres bei der Closing Ceremony der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang performen. „We got that Power … turn the music up now“, stürzt es auf das Publikum durch eine bunte Lichterflut. Unter den Zuschauer*innen befindet sich auch eine Delegation aus Nordkorea. Sie scheint Gefallen am perfekten Spektakel zu finden, denn bald darauf wird eine Armada von über 100 K-Pop Stars offiziell nach Pjöngjang eingeladen.
Dort, wo K-Pop normalerweise streng gesetzlich verboten ist, finden rund um das lang erwartete Treffen zwischen Kim Jong-un und Moon Jae-In im April eine Reihe an Popkonzerten für den Frieden auf der Halbinsel statt. Zum ersten Mal seit Jahren gibt es im Norden südkoreanische Musikgruppen live zu hören. Unter dem Titel „Spring is coming“ reichen sich Nord und Süd auf der Bühne die Hand und singen gemeinsam für ein vereintes Korea.
Kim Jong-un selbst erscheint überraschend im Publikum und applaudiert vom oberen Rang aus zu (siehe Bild oben). An dem Abend ist man sich nicht sicher, ob seine Lieblingsband immer noch Moranbong heißt. Denn die Girl Group Red Velvet, die ihre neueste Single „Bad Boy“ performen, scheinen Kim Jong-un mehr als zu begeistern. Nach ihrem Konzert trifft er die K-Pop Stars Backstage, lässt sich mit ihnen fotografieren und verteilt Handshakes. Am liebsten hätte er solche Veranstaltungen öfters in der Stadt, lässt der nordkoreanische Diktator daraufhin verlautbaren.
Edward N. Johnson / PD-USGov-Military-Army / Public Domain
Musik spielt in der Annäherung zwischen Nord- und Südkorea eine immer größere Rolle. Auch unter den Indie-Bands singt man für Frieden – dieses Wochenende konzentriert bei der ersten Ausgabe des DMZ Peace Train Music Festivals direkt an der Grenze zwischen Nord und Süd. Sie ist die bestbewachte Grenze der Welt. Durch Schutzwall und Stacheldraht, die sich durch die sattgrüne Landschaft ziehen, hat Südkorea hier bis vor kurzem über riesige Lautsprecher K-Pop Hits wie „Bang Bang Bang“ auf Nordkorea gefeuert. Ohrenbetäubend, zu unregelmäßigen Zeiten, auch mitten in der Nacht.
EPA/ JIN- HEE PARK *** Local Caption
Mittlerweile sind die Lautsprecher ausgeschalten und Musik soll lieber beim Aufbau der diplomatischen Beziehungen mit dem Norden helfen. Das Peace Train Festival will ein wichtiges Zeichen dahingehend setzen, meint der Ideengeber der Veranstaltung übers Telefon, bevor er in den Flieger nach Seoul steigt.
In einer Homebase Spezialstunde mit Lina Simon gibt es am Donnerstag, 21.6. jede Menge koreanische Popmusik zu hören. Ab 21 Uhr, danach 7 Tage lang im FM4 Player.
Es ist kein geringerer als Martin Elbourne, seit Jahrzehnten einer der wichtigsten Köpfe hinter dem Glastonbury Festival in Großbritannien. „We’re making a statement. Music is one of the biggest unifying things in the world. And it’s one of the areas where you can very much improve relationships.”
Im Rahmen des Peace Train Festivals startet heute auch eine Konferenz zur Rolle von Musik bei Konfliktlösungen – organisiert vor allem von südkoreanischer Seite in internationaler Zusammenarbeit mit Sound Diplomacy. Für die Konzerte hat sich das Festival auch um nordkoreanische Liveauftritte bemüht, allerdings vergeblich. Elbourne: „That’s looking like it’s just too soon to do it. But we’re making this festival an annual event. So hopefully, if things progress, as they seem to be, we’d love to see North Korean acts (at the festival sometime in the future). It’s been a bit of a roller coaster ride. But we’ll wait and see.”
CC BY-SA 2.0 / Jeon Han / Korea.net / Korean Culture and Information Service
Die erste Ausgabe des Festivals hat ein Line-Up aus südkoreanischen und internationalen Acts – darunter ist z.B. Matlock, Gründungsmitglied der Sex Pistols. Das Interesse westlicher Bands auf dem Festival zu spielen war angeblich enorm. Die, die es vor allem wegen der Zeitnot, in der die Veranstaltung organisiert wurde, nicht schaffen aufzutreten, haben in anderer Form ihren Support verlautbart – Brian Eno etwa in einer Videonachricht.
띵-동, 브라이언 이노로부터 메세지가 도착했습니다✉️ 영국의 뮤지션이자 멀티미디어 아티스트! 펑크부터 뉴에이지까지 다양한 장르에서 전자음악의 새로운 역사를 쓴 주역!! 그리고 U2와 Coldplay의 프로듀서인...
Gepostet von DMZ Peace Train Music Festival am Donnerstag, 3. Mai 2018
Unter den auftretenden südkoreanischen Acts sind etwa die Leuchttürme der elektronischen koreanischen Musik IDIOTAPE und Kirara. Nostalgisch zerfließen kann man bei ADOY oder der Surf Band Say Sue Me. Letztere haben kürzlich auch beim South by South West in den USA gespielt und eben eine Europa-Tour hinter sich gebracht.
CC BY 2.0 / flickr.com / Paul Hudson
In Busan rauscht gerade das Meer irgendwo hinter dem Fenster, während Say Sue Me für ein Skype Interview versammelt vorm Laptop sitzen. So nah der Grenze zu Nordkorea, wie sie es dieses Wochenende für das Peace Train Festival sein werden, waren sie noch nie. Sumi, Sängerin der Band überlegt und sagt: „It’s a historical moment. It’s an honour for us to be there. Peace is the most important thing. And music is really powerful. In music people can be together.“
Homebase Spezial über koreanische Popmusik
Glänzende Oberflächen, Choreografien in Sync, Pop in Perfektion: Mit den aktuellen Chartbreakern der südkoreanischen Gruppe BTS erreicht K-Pop endgültig die ganze Welt. In einer Homebase Spezialstunde hören wir uns durch koreanische Musik, schalten nach Seoul und Busan und sprechen über die Power des Pop. Am Donnerstag, 21.6. ab 21 Uhr, danach 7 Tage lang im FM4 Player.
Jessi | Gucci |
BTS | Mic Drop |
G-DRAGON | Niliria (feat. Missy Elliott) |
millic | Paradise (feat. FANXYCHILD) |
Crush | Castaway (feat. MISO) |
EXO | Monster |
BIG BANG | BANG BANG BANG |
CL | The Baddest Female |
Moranbong | Com Orgulho |
Red Velvet | Bad Boy |
CIFIKA & OHHYUK | MOMOM |
HYUKOH | Panda Bear |
Say Sue Me | Old Town |
ADOY | Wonder |
Land of Peace | Hometown |
Publiziert am 21.06.2018