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Bühne und Publikum beim Acoustic Lakeside Festival

Acoustic Lakeside

Festivalradio

Das Acoustic Lakeside ist das allerbeste Festival der Welt

Du magst Festivals eigentlich nicht? Es ist dir immer zu laut, zu heiss, zu stressig, zu schmutzig? Dann versuch es mal mit dem Acoustic Lakeside Festival in Kärnten.

Von Alexandra Augustin

Es gibt in der Psychologie bekanntermaßen zwei Sorten von Menschen: Extrovertierte und introvertierte. Während erstere sehr gerne von vielen Menschen umgeben sind und ihre Energie aus großen Runden ziehen, sind zweitere unterschätzte Gesellen, in denen sich trotzdem viel bewegt. Menschenmassen sind ihnen ein Gräuel, Lautstärke und Lärm führen schnell zu einer Reizüberflutung. Lieber klein und dafür persönlich.

„Die Lauten leiser machen und die Leisen lauter“, das ist wahrlich ein weiser Spruch. In diesem Sinne kann man es auch mit Festivals nehmen: Es muss nicht immer Zeltstadt, feiern bis zum Umfallen und Dauerbeschallung sein. Es geht auch anders: Familiär, liebevoll, inmitten der Natur, sauber, am See, mit den besten Menschen. So wie am Acoustic Lakeside in Kärnten.

„Bei anderen Festivals verläuft man sich in den Massen, hier treffe ich jedes Jahr die selben Freunde wieder“. Es sind große Lobeshymnen, die die BesucherInnen auf das Festival aussprechen, viele von ihnen waren einst nur BesucherInnen und arbeiten mittlerweile selber im Team mit. Insgesamt rund 350 freiwillige Helferinnen, Freunde und Familie.

Das Festival ist schon Monate im Voraus ausverkauft, lange bevor die Acts feststehen: Hier am Sonnegger See passt einfach alles. So sieht ein ideales Festival aus: Inmitten der Natur, top organisiert. Freundlichkeit ist das oberste Gebot. Alles, nur kein Stress. Man kommt am Gelände an und ist sofort entspannt, kann mit den Bands beim Chillen in der Wiese plaudern, auf einer kleinen, aber feinen Bühne großartige Konzerte sehen und danach im Partyzelt auch noch abfeiern. Am nächsten Tag in der Früh kann man im kleinen See schwimmen gehen oder eine ornithologische Vogelführung rund um den See mitmachen.

In den zwölf Jahren seiner Existenz hat sich das Acoustic Lakeside zu einem Fixpunkt für Kärntner Musikfans entwickelt. Und es kommen auch viele extra aus anderen Bundesländern angereist, auch aus dem Ausland, sogar aus Russland kommen Fans. Begonnen hat damals alles damit, dass ein Haufen Freunde eine Band hatte, aber in der Umgebung zu wenig Auftrittsmöglichkeiten geboten waren. Mittlerweile stellen sie nicht nur das schönste, sondern auch ein hochprofessionelles Fest auf die Beine.

Musikalisch bleiben keine Wünsche offen: Die Shout Out Louds, Dan Croll, Lex Audrey, Clap Your Hands Say Yeah, Faber, Farewell Dear Ghost, Ankathie Koi, Mynth, Seasick Steve. Das Highlight heuer: Son Lux, der sich vor Ort das „Acoustic Lakeside Ensemble“ zusammengestellt hat und mit dem er danach auch gleich eine exklusive FM4 Radio Session spielt.

Bands, die man sonst nur auf großen, anonymen Festivalbühnen sieht, kann man hier im kleinen Rahmen genießen. Und speaking of: Kebabnudeln für den geschundenen Hangovermagen sucht man hier vergebens, stattdessen wird vor Ort für die BesucherInnen frisch und regional gekocht. Nachmittags kann man sich gemütlich in die Wiese setzen und ein Picknick machen. Das haben auch wir von FM4 getan und euch zu einem Bandpicknick mit der Band Clap Your Hands Say Yeah eingeladen.

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Burger, echte Fritten, salziger Schweiß

Ankathie Koi erzählt von ihrem Festivalsommer, der bisher super läuft, es sollten nur alle Menschen öfters Glitzerbadehosen tragen. Stylevorlage als Empfehlung an dieser Stelle von der FM4 Redaktion: Das aktuelle Musikvideo zur neuen Single „Hurricane“. Am Tag ihres Auftritts beim Acoustic Lakeside hatte sie davor noch einen Dreh in einem Hühnerstall gehabt. In Deutschland war sie gerade in Sachsen auf Tour und hat dort auf einem Festival eine Karaokebühne gehostet, die Bühne sah aus, wie ein überdimensionaler Fernseher. Gesungen worden ist Bon Jovi und Queen, im Tourbus läuft bei Ankathie Koi übrigens gerne mal Eros Ramazotti.

„Wenn ich nicht auf die Bühne kann, werde ich ganz unruhig. Zwei Tage ohne Konzert gehen ja noch, aber danach wird mir furchtbar langweilig!“

Ankathie Koi isst einen Burger

Alexandra Augustin

Ein kulinarisches Highlight jagt das nächste: Hier Ankathie Koi beim hausgemachten Burger- und Pommes-Mahl.

Die Show von Ankathie Koi ist wie zu erwarten ein energetisches Feuerwerk, Schweiß und Tränen, im wahrsten Sinne des Wortes! Sie hat nämlich ihren Ring verloren. Der goldene am Bild! Hat ihn wer gefunden vor Ort? Dann bitte an fm4@orf.at schreiben.

Backstage Fun: Hinter der Bühne ist vor der Bühne

Auch Gewitter ist kein Problem! Da bringen Faber aus der Schweiz und seine Band einfach ein paar Boxen vorbei, werfen die Anlage an, Donnergrollen und Hip Hop Beats vermischen sich zu einer rauschenden Party. Alle tanzen auf den Tischen. Giovanna und Mario von Mynth sitzen gleich daneben, fröhnen ihrer Nacho-Sucht und erzählen über ihre lustigsten Konzerterfahrungen überhaupt:

"Wir haben einmal mit Zola Jesus gemeinsam gespielt. Ihr Kleid hing in unserer Garderobe. Leider haben bei uns ein paar Leute geraucht. Das war dann weniger lustig für das Kleid und Zola Jesus, aber so durften wir sie kurz kennenlernen. Zumindest einmal zu ihr „sorry" sagen.“

Mynth essen Nachos

Alexandra Augustin

Ein Faber im Wind

Und auch der Musiker Faber hat einiges zu erzählen. Vor allem sein Lied „Alles Gute“ ist ein gelungener Ohrwurm. Der junge Musiker aus Zürich nennt in seinen Songs Dinge beim Namen, auch sehr vulgäre Wörter wie „blasen“ und „ficken“ finden in den Liedern einen Platz. Lieder, die Titel wie „Wem du’s heute kannst besorgen“, „In Paris brennen Autos“ und „Bleib dir nicht treu“ tragen. Julian Pollina aka Faber sagt, er singt eben so, wie seine Generation spricht.

Sein Album „Sei ein Faber im Wind“ hat es in die Charts in der Schweiz, Österreich und Deutschland geschafft, dabei war ihm lange gar nicht so klar, was er mal machen will. Früher ist er lieber mit Freunden abgehangen und musste auch in der Schule ein paar Klassen wiederholen. Mittlerweile wird als einer der besten Songwriter seiner Generation angepriesen. Erste musikalische Gehversuche: Er hat früher als Hochzeitssänger gejobbt:

„Ich wollte von Zuhause ausziehen, aber keinen klassischen Job machen. Es gibt tausende Musiker, die erfolgreich im Indie-Bereich sein wollen. Aber es gab niemanden, der italienische Liebeslieder für ältere Damen angeboten hat. Dann habe ich zuerst auf Geburtstagen gesungen, dann hat sich das einfach entwickelt.“

Wer nicht am Acoustic Lakeside mit dabei sein kann: Faber wird auch beim kommenden FM4 Frequency mit dabei sein und lädt euch herzlich dazu ein.

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Das Beste

Farewell Dear Ghost plantschen vor ihrem Auftritt mit dem „Shadowplay Ensamble“ noch eine Runde im See. Insgesamt stehen 17 (!) MusikerInnen auf der Bühne, was der aktuellen Platte „Neon Nature“ einen ganz neuen Anstrich verleiht. Es mag MusikerInnen geben, deren Musik auf Platte fabelhaft funktioniert, es gibt MusikerInnen, die live überzeugen. Und nur wenige schaffen beides gleich gut. Farewell Dear Ghost beweisen, dass sie beides hervorragend können. Und das nicht nur wegen der unterhaltsamen Toto-Africa-Einlage. Eine der besten Bands des Landes ist das. Schön ist es zu sehen, wie sehr das Publikum mitfiebert. Vor allem als die Band „Can’t Help Falling in Love“ anstimmt, das Motto des ganzen Lakeside Festivals. Ein mehr als gelungener Aufritt.

Farewell Dear Ghost am Acoustic Lakeside

Christoph Liebentritt

Son Lux ist pure Magie

Das ist aktuell die beste Band, die man live sehen kann: Son Lux und ihr extra für das Konzert zusammengestelltes „Acoustic Lakeside Ensemble“. Die Spannung hält bis zum letzten Moment an: Ob Son Lux es rechtzeitig zum Konzert schaffen würde war vorab nicht gesichert! Zittern, schwitzen und ein Happy End: Wie geplant kann der ersehnte Auftritt am Abschlussabend stattfinden.

„We woke up this morning in Romania and our flight was cancelled. And we didn’t know what to do!“, erzählt Son Lux Mastermind Ryan Lott auf der Bühne. „And you know what we did? We got ourselves in taxis. We sat 13 hours in taxis and came all the way from Romania to the Acoustic Lakeside“. Mehrere Länder mussten sie durchqueren und haben es rechtzeitig geschafft. Das Publikum hört nicht mehr zu klatschen auf.

Son Lux und das Acoustic Lakeside Ensemble

Acoustic Lakeside

Auf der Bühne ein Dirigent, ein großes Orchester aus heimischen MusikerInnen, viele (Freuden-) Tränen. Der Sonnegger See ist nebelverhangen und was hier auf der Bühne daneben passiert ist schlicht und einfach mit einem Wort zusammenzufassen: Magic! Lange galt Son Lux als Geheimtipp vieler Musiknerds, beim Auftritt hier in Kärtnen ist offensichtlich: Das hier ist the next big thing. Die Zusammenarbeit mit Lorde im Song „Easy“, Filmsoundtracks, Vergleiche mit Bon Iver bis Portishead: Von Ryan Lott und seiner Formation Son Lux wird man in Zukunft noch sehr viel hören.

Die aktuelle Platte „Brighter Wounds“ ist ein wunderbares, kraftvolles wie auch fragiles Werk, das sich nicht einordnen lässt und Hörgewohnheiten auf die richtige Art und Weise herausfordert. Hinter jedem Beat lauern tiefe melodische Abgründe, wenn man sich in der Sicherheit eines Rhythmus zu wiegen scheint, fahren große Geräuschwände auf. Die Musik von Son Lux oszilliert mit Leichtigkeit zwischen Elektronischer Musik, Klassik, Jazz, R&B, Kammermusik, Folk und Pop. Viele MusikerInnen mögen ebenso versuchen, mit unterschiedlichsten Stilen mit so viel Leichtigkeit zu jonglieren, aber so am Punkt gelingt es aktuell niemanden.

Son Lux und das Acoustic Lakeside Ensemble

Acoustic Lakeside

Ryan Lott war in seinem Leben übrigens schon einiges: Zum Beispiel angestellter Komponist in einer Werbeagentur. Tagtäglich musste er am Fließband Musikstücke für Werbejingles komponieren. Nicht immer waren diese Musikjobs ertragreich. In Zeiten, in denen es finanziell enger wurde, lieh er sich mit seiner Bibliothekskarte jede Woche ein Dutzend neuer CDs aus, die er in seine Musik in Form von Samples eingebaut hat. Für teures Equipment war kein Geld da. Dieser Zugang Musik zu denken und zu komponieren ist das Geheimnis des Sounds von Son Lux: Jenseits aller Genregenzen, da treffen wir uns. Das hier ist wahre Kunst. Die Chemie auf der Bühne, die Verbindung mit den Fans, große Chöre und bedachte Worte von Ryan Lott:

„It doesn’t matter if you are a good singer or not. Let’s sing all together, in this moment. Thank you Acoustic Lakeside!“

Im Hintergrund läuft nach der Show im Partyzelt Arcade Fire. Es würde nicht verwundern, wenn Son Lux bald ebenso erfolgreich wären. In einer besseren Welt wären sie das bereits. In ein paar Jahren werden dann viele Menschen davon erzählen, wie sie Son Lux einst gesehen haben, auf diesem kleinen Festival in Kärtnen. Wer nächstes Jahr selbst vorbei kommen will: mit dem Ticketkauf beeilen! Das Festival ist traditionell schon vor der Bekanntgabe des Line-Ups ausverkauft. Kein Wunder, denn hier passiert Großes.

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