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Szenenbild The Meg

Warner

Filmflimmern

Filmflimmern

Der Haifisch hat Zähne, doch die Film trotzdem keinen Biss. Was außer „The Meg“ noch diese Woche angelaufen ist und warum die neue Oscar-Kategorie „Popular Film“ Unsinn ist.

Von Pia Reiser

The Meg

Den großen Kinomarkt China will Hollywood schon länger erobern: Mit von China co-finanzierten Blockbustern, die dann teilweise in China spielen und in denen auch chinesische Schauspieler mitspielen, den großen Star stellt Hollywood selbst. Nachdem Matt Damon in „The Wall“ gegen Monster gekämpft hat, muss sich nun Jason Statham in „The Meg“ einem gigantischen Urzeit-Hai stellen. Könnte ja eigentlich ein guter Blockbuster sein, der mit B-Movie-Traditionen liebäugelt, ist es aber leider nicht. Überraschungsloser Monsterfilm ohne wirkliche Schreckmomente. Von Christian Fuchs gabs 3 von 10 sharkfins.
Der König des Raubfisch-Genres bleibt also weiterhin „Jaws“ und wer Bruce, Brody, Quint, Matt und einen der schönsten Hitchcock-inspirierten reverse-dolly-Zoom der Filmgeschichten endlich mal wieder auf Großleinwand sehen will: Das leiwande Gartenbaukino zeigt von 17.-22. August die „Jaws“-Trilogie.

Deine Juliet

Weil der deutsche Verlag offenbar wollte, dass das Buch „The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society“ nicht allzuviele Leute lesen, hat es ihm den Schnarchtitel „Deine Juliet“ verpasst und in die seltsame Frauenliteratur-Ecke gestellt. Unter gleichem Titel kommt nun die Verfilmung in die Kinos. Lily James spielt darin eine Journalistin in den 1940er Jahren, die von einem Buchclub erfährt, der den Bewohnern der Insel Guernsey während der deutschen Besetzung Trost gespendet hat. Wie oft bei britischen Filmen, die sich mit leichterem Ton der Nachkriegszeit nähern, ist auch „Deine Juliet“ manchmal ein bisschen gar zu putzig und herausgeputzt. Allerdigs nicht uncharmant und unterhaltsam, wie Mike Newell seine weibliche Huptfigur inszeniert und call me bildungsbürgerlich, aber ich könnt recht lang in Tweed-Kostümen gekleideten höflichen BritInnen dabei zusehen, wie sich darüber diskutieren, welche der Bronte-Schwesterm die beste Autorin ist. Martina Bauer war angetan und vergab 7 von 10 well done book adaptations.

Szenenbild Dear Juliet

Constantin

Außerdem

Arme Oscars. Seit Jahren fallen die Ratings der Fernsehübertragung der Preisverleihung in den Keller, seit Jahren gibt es Kritik daran, dass die Oscars „high-brow“ Filme auszeichnen, die einem Großteil des Kinopublikums egal sind, während die Filme, die die popkulturelle Diskussion dominieren (und ordentlich Geld einspielen) ignoriert bzw mit Technik-Oscars abgefrühstückt werden. Bereits vor einigen Jahren hat man die „Best Picture“-Kategorie auf 10 nominierte Filme ausgeweitet.

Das war damals eine Panik-Reaktion auf die öffentliche Schelte, dass „The Dark Knight“, der von Feuilleton und Publikum gleichermaßen geliebte Blockbuster in Sachen „Best Picture“ und „Best Achievement in Directing“ ignoriert wurde. Die Oscars sind alt und elitär, so war der Konsens, das musste geändert werden. In den Jahren nach dem #oscarssowhite-Skandal hat man bei der Einladung neuer Mitglieder in die Acamdemy of Motion Pictures Arts & Scienes auf mehr Diversität geachtet. Man wollte nicht mehr der geriatrische, weiße und vornehmlich männliche Filmclub sein.

Bleibt aber noch die Sache mit der Diskrepanz zwischen sogenannten „Oscarfilmen“ und den erfolgreichen Filmen. Den Franchise-Vehiklen, die die Filmindustrie größtenteils am Leben erhalten vulgo Superheldenfilme. Eine Erklärung für die schlechten Einschaltquoten der Oscar-Verleihung war, dass sich das Publikum nicht dafür interessiert, wer ausgezeichnet wird, weil es die Filme ohenhin nicht gesehen hat. Als Beleg für diese Theorie hat man immer die Oscar-Verleihung 2010 herangezogen, die in den USA 41.699 Millionen ZuseherInnen hatte - in dem Jahr war „Avatar“ als „Best Picture“ nominiert.

Dieses Jahr waren es in den USA dann nur 26.5 Millionen Zuseher. Der Lösungsansatz der Academy heißt nun: Kürzere Show, früheres Airdate (heißt kürzere Campaigning-Phase), tweilweise sollen Awards in der Werbepause verliehen werden und man bekommt dann eine Art Zusammenfassung präsentiert - und eine neue Kategorie mit dem unglücklich gewählten Titel „Popular Film“. Heißt also im Grunde: Ein Preis für finanziellen Erfolg. This is the day the filmbusiness died, tweetet Rob Lowe als Reaktion auf die neue Kategorie und „Vulture“-Filmrkitiker Mark Harris schreibt: „There is already an award for popular films. It’s called ‚money‘.“

Mit der neuen Kategorie wollen die Oscars ihre elitäre Attitüde mildern, doch betonen sie im Grunde noch mehr. Weil sie sagen den „echten“ Oscar verdienen diese populären Filme nicht, deswegen werden sie in eine eigene Kategorie gepackt. Und somit eröffnen die Oscars den öden Graben zwischen vermeintlicher E- und U-Kultur, wo doch gerade im Filmbereich das spannendste, flirrendste und interessanteste genau dann passiert, wenn diese Grenzen verwischen.

Termine

Dustin Hoffman in "the graduate"

filmcasino

The Graduate, 13.08, Open Air Kino im Zeughaus, Innsbruck

10.-16. August: Personale Sandra Hüller, Das Kino, Salzburg
11.08: Zabriskie Point, Kino wie noch nie, Wien
12.08: Planet der Affen, Kino im Kammergarten, Wien
12.08: Maltese Falcon, Open Air Kino im Zeughaus, Innsbruck
13.08: The Graduate, Open Air Kino im Zeughaus, Innsbruck
13.08: The People vs Larry Flynt, Kino wie noch nie, Wien
13.08: 120 BPM, Kino am Dach, Wien

In diesem Sinn: You’ll never be young again („The Graduate“)

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