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Black Eyed Peas

Black Eyed Peas

Zurück zum „echten“ HipHop

Ohne Sängerin Fergie versuchen die Black Eyed Peas auf dem neuen Album an der Seite von Idolen wie Nas, A Tribe Called Quest oder De La Soul ihren schlechten Ruf zu reparieren. Ob ihnen das gelungen ist, hat der HipHop-Lesekreis besprochen.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Die Geschichte der Black Eyed Peas ist eine Geschichte mit überraschenden Wendungen: In den Früh-2000ern waren sie mit sehr massentauglichem Stadion-Rap und Hits wie Let’s Get It Started, Hey Mama, My Humps oder diesem Unfall mit den Dick Dale-Gitarren allgegenwärtig - und haben sich mit den gar klischeehaften Beats und Texten einen ziemlich schlechten Ruf eingefangen. Dabei waren die Black Eyed Peas aus Los Angeles anfangs so True School, wie man nur sein kann: In frühen Teenager-Jahren nannten sich Will.I.Am alias Will 1X (Malcolm schau oba!) und Apl.de.Ap nämlich Atban Klann, eine Abkürzung für A Tribe Beyond A Nation. Die Gruppe gründete aber trotz eindeutiger Vorlieben kein Westcoast Chapter der Native Tongues, sondern war bei Eazy Es Ruthless Records unter Vertrag, bis der NWA-Rapper 1995 starb.

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Als Black Eyed Peas reformiert und durch den dritten Rapper Taboo ergänzt, landete die kalifornische Band beim Majorlabel und lieferte mit Fallin’ Up oder Joints & Jam würdige Ergänzungen zum kalifornischen Alt-Rap Kanon von Gruppen wie The Pharcyde, Hieroglyphics oder Jurassic 5. Die Tendenz zu sehr simplen Texten, eingängigen Samples und Refrains mit wechselnden Gastsängerinnen, war da im Ansatz schon vorhanden, sollte auf dem zweiten Album aber noch stärker zum Tragen kommen. Songs wie Weekends oder Request Line zeigen die Richtung vor - während das Video zum von DJ Premier produzierten BEP Empire mit seiner Sellout-Parodie aus heutiger Sicht ziemlich ironisch ist.

Denn direkt danach stieß Fergie zur Band und gemeinsam drang man mit Elephunk und den oben schon erwähnten Songs in die größeren Pop-Ligen vor - was in „ihrer“ HipHop-Community nicht immer gut ankam, ihnen aber Ruhm, viel Geld und viele Möglichkeiten einbrachte. So durfte der große Brasilien-Fan Will.I.Am eine Platte mit Sergio Mendes aufnehmen und die Rio-Filme vertonen, bekam eine eigene Platte in der prestigeträchtigen Beat Generation-Serie und wurde auch gerne von Rappern um seine Beats gebeten. Auch dieser auf dem Papier vielleicht absurd klingende weihnachtliche Nas-Song mit Nat King Cole Sample geht etwa auf sein Konto, ein persönlicher guilty pleasure Favorit.

Fergie, die für ihr Nix-Scheißen angesichts von Körperflüssigkeiten, Drogen und Rock’n’LOL durchaus Respekt verdient, verabschiedete sich letztes Jahr in Richtung Solo-Karriere - und die drei verbliebenen Black Eyed Peas beschlossen, jetzt Back 2 HipHop zu gehen. Genauso heißt der Opener ihres neuen Albums Masters Of The Sun Vol. 1, Nas ist zu Gast und es wird Back To Life gesamplet. Die Message ist so offensichtlich wie plump: Die Black Eyed Peas wollen jetzt wieder Real HipHop sein. Sie bauen Schnipsel von Slick Rick in einen Song ein und erfüllen sich Jugendträume, wenn sich auf dem Song All Around The World Mitglieder von A Tribe Called Quest und De La Soul mit ihren Versen abwechseln.

Weil aber trotzdem wieder ein paar fragwürdige Songs und Refrain-Sängerinnen auf der Platte sind, muss man sich ehrlich fragen, wen das jetzt ansprechen soll: Den Mainstream-Followern von bis vor kurzem ist das wohl zu artsy und die erwachsenen Dad Rap-Fans haben bei Jah bessere Optionen. Vielleicht ist das aber auch einfach die Platte, die Will.I.Am und Co. 2018 für sich selbst machen wollten. Und das will ihnen ja keiner nehmen...

Der FM4 HipHop-Lesekreis mit Natalie Brunner, Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und meiner Wenigkeit hat angesichts von All Around The World über Rod Strickland, Renzo Piano und Nicole Scherzinger gesprochen:

FM4 HipHop Lesekreis: Black Eyed Peas ft. Phife, Ali Shaheed & Posdnous

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