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Videostill aus "Bang Bang"

Chief Keef/YouTube

HipHop Lesekreis

Der FM4 HipHop Lesekreis über „Bang Bang“ von Chief Keef

Der Einfluss von Chief Keef auf eine ganze Generation von Rappern war immens. Sein aktuelles Mixtape aber wird niemandem in Erinnerung bleiben - mit Ausnahme der Nummer „Bang Bang“ vielleicht, die der HipHop Lesekreis diesmal bespricht.

Von Mahdi Rahimi

Chief Keef ist der prägendste (oder einer der prägendsten) Rapper der 10er Jahre. Auf „Dirty Nachos“, seinem aktuellen Kollabo-Mixtape mit Mike-WiLL-Made-It, einem der wichtigsten Producer der 10er Jahre, gehosted von DJ Trapaholics, einem der wichtigsten Mixtape-DJs der 10er Jahre (man erkennt ein Muster), kann man von all dieser Bedeutung wenig sehen - aber es bietet eine gute Gelegenheit, über Chief Keef zu reden.

Vor elf Jahren kam auf Youtube ein Video von einem Jungen aus Chicago heraus, der Hausarrest und daher seine Freunde eingeladen hatte, um ein Video zu einem Song aufzunehmen.

Die Nummer hiess “I Don’t Like” und dieser Junge rappte mit extrem markanter Stimme über all die Dinge, die er nicht mochte. Darunter fielen Dinge wie Snitches, schlechtes Weed, Zentristen und Liberale (“playing both sides, shit I don’t like”) und viel mehr. Diese Nummer wurde zum absoluten Hit. Ein wesentlich bekannterer Rapper aus Chicago nahm einen Remix dazu auf, den sowohl der Rapper als auch der Producer der Nummer, Young Chop, eigentlich furchtbar schlecht fanden.

Doch spätestens mit diesem Remix wurde Chief Keef sehr bekannt und “I Don’t Like” war quasi der Wimpernschlag der Libelle, der ein ganzes Subgenre namens “Drill” anstieß, das mittlerweile eine der wichtigsten Richtungen im Rap ist und neben Bobby Shmurda, Pop Smoke, UK Drill und der Brooklyner HipHop Group 41 (auch bereits im Lesekreis besprochen), für vieles an Musik verantwortlich ist, das unter Jugendlichen sehr beliebt ist. Chief Keef brachte dann sein genreprägendes Album “Finally Rich” heraus, das einiges an Co-Sign von wichtigen Artists wie 50 Cent oder Rick Ross hatte.

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Wenn man die Kritiken um 2013 herum zu Chief Keef liest, dann klingen sie wie von heutigen Boomern verfasst, die in TikTok den Untergang des Abendlandes sehen - also Boomer doing Boomer things. Vom Vorwurf der Minstrel Show bis hin zu Ferndiagnosen von Autismus war alles dabei. Er selber nutzte aber das Geld von seinen Alben, um mit Kind, Mutter und Oma zuerst in die Suburbs zu ziehen und dann nach Los Angeles, um dem ganzen Zeug, über das er rappte, zu entkommen. Denn im Endeffekt war Chief Keef nur ein Junge, der unter beschissenen Umständen aufgewachsen war.

„Dirty Nachos“, das aktuelle Mixtape, ist wahrlich nicht das Meisterstück, das andere Werke von ihm sind, und es wird auch niemandem in Erinnerung bleiben. Es ist relativ lieblos zusammengesetzt und niemand hat sich wirklich für das Mixing und Mastering interessiert. Es ist eine Zusammenstellung aus diversen Nummern, die wahrscheinlich alle in den letzten zehn Jahren entstanden sind. Neben einer Nummer mit Sexyy Red („Damn Shorty“) und der drei Jahre alten, im Lesekreis besprochenen, Nummer „Bang Bang“ bleibt leider nicht viel in Erinnerung. Man kann sich auch fragen, ob mit knapp 30 gewisse Ausdrücke wirklich notwendig sind. Dennoch ändert es nichts daran, dass der Einfluss von Keef auf eine ganze Generation an Rappern so bleibend und stark war wie der von wenigen Rappern sonst.

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