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Brettspiel World Control

Ivo Antunic

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Das Indie-Brettspiel „World Control“ passt perfekt in unsere Zeit politischen Wahnsinns

Einmal vollkommen skrupellos die Weltherrschaft übernehmen, das geht mit dem sehr unmoralischen österreichischen Indie-Brettspiel „World Control“. Wir haben den Remix aus „Monopoly“, „Risiko“ und „Die Siedler von Catan“ ausprobiert.

Von Ambra Schuster

Alle Regierungen und Institutionen haben versagt und es gibt nur mehr eine Hand voll Multibillionäre, die um die Welt zocken. Soweit die Ausgangssituation des Spiels „World Control“. Sobald die doch recht komplexen Spielregeln verstanden sind, wird jegliche Moral über Bord geworfen. Ab jetzt geht es nur mehr um das Recht des Stärkeren, bis zum bitteren Ende. Wenn die Reichen und Mächtigen um die Welt würfeln, werden Rohstoffe getauscht, Grenzen überschritten, Milliardenbeträge wandern hin und her und wer nicht mehr zahlen kann, muss in den Krieg ziehen. Das Würfelglück kann taktisch manipuliert und erkauft werden. Geld und Gewalt regieren die Welt.

Auf den ersten Blick wirkt „World Control“ wie ein kapitalistisches, kriegsverherrlichendes Spiel. Das ist es bis zu einem gewissen Grad auch. „Es ist praktisch ein Safe Space für Arschlöcher. Aber besser man lebt sich im Spiel aus, als im echten Leben, oder?“, so Spieleentwickler Ivo Antunic.

Das Brettspiel World Control

Ambra Schuster / Radio FM4

Erst am Ende des Spieleabends, aber spätestens, wenn die Spielschachtel geschlossen ist, erkennt man die pazifistische Botschaft des Spiels: Am Verpackungs-Cover steht in den 50 meistgesprochenen Sprachen der Welt das Wort „Friede“. Hinter dem unmoralischen Charakter von „World Control“ verbirgt sich Systemkritik. Das Indie-Brettspiel soll die Auswirkungen des absoluten Wettbewerbs vor Augen führen. Wer mit der globalen Situation unzufrieden ist, soll hier außerdem eine Projektionsfläche finden. „Vom Verschwörungstheoretiker bis zum Globalisierungsgegner – ich glaube, jeder findet mit ‚World Control’ ein Ventil für seinen politischen Frust“.

Make board games great again

In Zeiten von Donald Trump und Kim Jong Un ist „World Control“ mit seinem politischen Zynismus aktueller denn je. Und das obwohl es eigentlich schon knapp 30 Jahre alt ist. Erfunden wurde „World Control“ nämlich schon 1991 in den USA von einem amerikanischen Akupunkteur. Zu Zeiten des Golfkriegs war es damals allerdings zu unmoralisch und nicht familienfreundlich genug für eine Veröffentlichung. Spieleentwickler Ivo Antunic hat „World Control“ während eines Gastaufenthalts beim Erfinder des Spiels kennengelernt. „Mich hat das Spiel schon damals in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen“, sagt der Wiener Architekturstudent.

Das Brettspiel World Control

Ambra Schuster / Radio FM4

Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat ihn vor zwei Jahren letztendlich dazu bewogen, das Spiel nach Österreich zu holen und zu veröffentlichen. Denn „die Welt wird immer mehr wie dieses absurde Spiel“. Zwei Crowdfundings und unzählige handgefertigte Prototypen später ist das Indie-Brettspiel nun am Markt.

World Control zum Ausprobieren

  • 28.11. Brot & Spiele, 1080 Wien
  • 29.11. Café Benno, 1080 Wien
  • 1.12. SpieleFest NÖ Schallaburg
  • 8.12. SpieleSpektakel St.Pölten (10:00 - 18:00)

„World Control“ ist nicht nur thematisch am Puls der Zeit. Brettspiele feiern aktuell eine Renaissance. „Ich glaube, dass gerade in Zeiten des digitalen Wahnsinns ein unglaubliches Bedürfnis nach Haptik da ist", so Ivo Antunic.

Die Haptik kommt bei „World Control“ auf keinen Fall zu kurz. Rein analog ist das Brettspiel aber trotzdem nicht. Als digitales Feature gibt es den World-Control-Twitter-Bot. Kommt einE SpielerIn auf das „News-Feld“, muss er/sie Fake-News an den Twitter-Bot „Minister Vlatin“ schicken. Der generiert daraus automatisch Ereigniskarten, die in das Spiel integriert werden und es somit aktuell halten.

Initiiert wurde der Twitter-Bot von der „World Control“-Community, was ganz im Sinne Antunics ist: „Ich bin immer offen für neue Vorschläge und Erweiterungen. Meine Vision ist es, dass sich das Spiel durch die Community stets weiterentwickelt. Damit alle Menschen World Control spielen können, und nicht nur einzelne Global Player“.

Die Hoffnung, die Ivo Antunic allgemein mit seinem Spiel verbindet ist, dass alle Spieler im Laufe einer Runde „World Control“ ihren Zynismus in Humor verwandeln und sich gemeinsam an einen Tisch setzen können.

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