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song zum sonntag

Das Herz rast wie ein Auto

Im Song zum Sonntag „Doorman“ rappt slowthai über Frustriert- und Verliebtsein im „Broken Britain“ der Klassengegensätze.

Von Christoph Sepin

Es gibt keine Zeit zu verlieren, in dem vor sich hin hastenden Song „Doorman“ von slowthai. Weil da viel reingepackt werden muss in das dreiminütige Lied: Gedanken über die schlechte Welt, die schlechten Gefühle, die schlechten Tage und die schlechte Liebe sowieso.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

slowthai heißt im echten Leben Tyron Frampton, kommt aus Northampton und gilt als eine der spannendsten Stimmen des aktuellen UK-Rap. Sein Zugang zur düsteren Realität ist ein verspielter: Seine neue Tour nennt sich „Brexit Bandit“, auf Promobildern zeigt er sich diabolisch grinsend und sein neuestes Lied „Doorman“ präsentiert sich als eine von Vorzeigetalent Mura Masa produzierte Geschichte über das Frustriert- und Verliebtsein.

Das ist slowthai nämlich gleich zu Beginn von „Doorman“: Ganz schön verknallt. Aber wie immer ist das alles nicht so einfach. slowthai spricht von „Mixed Messages“, die er bekommt, über Spaziergänge, während denen nicht miteinander geredet wird: „We go on walks, she never talks. I pour my heart out and she laps up my blood“.

Warum das alles so kompliziert sein muss, weiß weder slowthai, noch wir. Geld scheint eine Rolle zu spielen und das britische Class System. Nahe gebracht wird das in den Lyrics nur fragmentarisch: „Mayfair, couple dogs“. Ein paar Hunde und eine Wohnung in einem der teuersten Bezirke Londons und der Welt.

Dort angekommen wird es auch nicht einfacher: Gegen die Katzen ist slowthai allergisch, die Getränke machen ihn zu schnell betrunken und schrecklich nervös ist er sowieso: „Blue lights, double vision. Heart races like super cars“. Und dann werden ihm auch noch seine Zigaretten auf dem Arm ausgemacht, bevor er mit dem Rauchen fertig ist: „You stub it out before I finish. On my arm and I scream out ‚wow!‘“

Gegen Ende des Lieds darf dann auch nochmal der titelgebende Doorman auftauchen. Der steht vor dem Mayfair-Haus und lässt slowthai nicht rein. Das könnte hier alles eine große Metapher sein, für das heutige Großbritannien, für „Broken Britain“, für Ungerechtigkeiten. Dann wird aber alles wieder schnell real und konkret: Betrunken stehen wir mit slowthai im Club, irgendwer wird rausgeworfen, draußen steht man herum und wartet. Und dann verkühlt man sich auch noch: „I’m stood outside waiting, where you gone? Cubicle lines, catch a cold - Jack Frost“. Der Winter ist kalt und scheiße, das wird uns noch als letzte Message auf den Weg gegeben und dann ist der kurze Ausflug auch schon wieder vorbei.

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