FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Die Band White Lies

Steve Gullick

White Lies lassen auf „Five“ die Angst hinter sich

Die englische Band White Lies begeisterte vor zehn Jahren mit dunklem Synth-Pop. „To Lose My Life“ war ein Nr. 1 Album in Großbritannien. Seither setzen die White Lies unbeirrbar ihren Weg fort und haben mit „Five“ nun eine tolle neue Platte gemacht.

Von Eva Umbauer

Harry McVeigh, Jack Lawrence-Brown und Charles Cave haben praktisch schon immer zusammen Musik gemacht. Erst in der Schule im Westlondoner Stadtteil Ealing und dann als White Lies. Als ihr erstes Album erschien, das stilprägende „To Lose My Life“, waren die drei Briten gerade einmal neunzehn Jahre alt. Jetzt, mit ihrem fünften Longplayer, schlicht „Five“ genannt, sind Harry, Jack und Charles dreißig geworden.

Albumcover: White Lies - "Five"

PIAS

„Five“ von den White Lies ist bei PIAS erschienen.

„Five“ ist eine tolle Platte geworden. Die ganz große jugendliche Romantik der White Lies, eine gewisse Schwere, irgendwo zwischen Editors und Interpol gelegen, hat sich inzwischen gelegt, ist leichter geworden. „You’re right, some of that heavyness has been lifted“, meint Bassist Charles Cave im FM4-Interview. Charles meint damit in erster Linie seine Texte, aber auch die Musik der White Lies. Insgesamt geht es in den Songs unter anderem um das moderne Leben, um Internet-Trolle, um das Instagram-Leben, zerbrochene Lieb- und Freundschaften, das zerrüttete Leben und das Außenseitertum.

Die Schwere hat sich gelegt

Charles Cave war immer schon der Texter der White Lies, Harry McVeigh singt die Worte dann mit seiner sonoren Stimme, die nie besser klang als auf „Five“, wenn er etwa im Song „Denial“ singt: „You look from the roof on the smoke in the night, the city winks at your smile“. Eine Hommage an London?

Durchaus, aber auch eine Hommage an alle möglichen Städte, etwa Mexico City, wo die White Lies ein Publikum haben, wie etwa auch in Südamerika. Wenn das nur nicht so kompliziert wäre mit dem Touren in Lateinamerika; die logistischen Herausforderungen sind groß. Das Video zu einem der neuen Songs, „Believe It“ ist jedenfalls in Mexico City entstanden.

Dranbleiben und sich nicht von Angst lähmen lassen

In „Time To Give“ singt Harry McVeigh: „You’ve got the backbone to stick around.“ Dranbleiben, durchhalten, das sind zwei Worte, die auch im Leben von Bands Bedeutung haben. Jedes Jahr kommen Newcomerbands, rasch sind einige Jahre vergangen und eine Band kann rasch zum sprichwörtlichen alten Hut werden.

Aber Angst lähmt nur. Angst, von der Plattenfirma entlassen zu werden, Angst, zu viel Studiozeit zu brauchen, Angst keine Tour mehr zu bekommen. Die Band-Ängste können mannigfaltig sein, aber sie müssen eine Band nicht erschlagen. Und so haben White Lies ihr neues Album selbst finanziert und selbst produziert und dann den Plattenfirmen angeboten. Den besten Deal haben sie schließlich genommen.

„We’re still young, we are only 30.“, sagt Charles Cave. „We are able to have quite an old-fashioned career. In some ways we could start a new chapter for the band with this new album, or with the next album, who knows, or in some ways slightly start again, or make some waves in areas we haven’t before.“

Die Stimme bekommt besondere Aufmerksamkeit

Sänger Harry McVeigh lebt zur Zeit in San Francisco. Seine Frau arbeitet dort. Aber Harry möchte wieder zurück nach England, um seinen Bandkollegen näher zu sein. Für das neue Album der Band ist er immer für zwei oder drei Wochen am Stück nach London gekommen, um mit Charles und Drummer Jack Lawrence-Brown an der Musik zu arbeiten. Auf „Five“ hat sich die Band besonders auf das Aufnehmen der Stimme von Harry McVeigh konzentriert, wie Charles Cave im Interview erzählt:

„We put a lot of time into the singing on this record. It was a great collaborative experience for me to be sort of producing Harry’s vocals. At the end of the day you can spend hours and hours working on a synth sound or a guitar sound, but what really speaks to people with songs, with popular songs, is a voice, a human voice.“

Die akustische Gitarre verleiht menschliche Qualität

Neu in der Musik der White Lies ist die akustische Gitarre. Charles Cave überredete Harry McVeigh, diesem Instrument doch auf dem neuen Album der Band Raum zu geben. Das klingt dann beim Song „Finish Line“ so richtig schön. Weil die akustische Gitarre eben keinen synthetischen Klang hat, sondern einen „echten“, ähnlich wie die menschliche Stimme.

Charles Cave: „I think, it’s a lot harder to get real emotion across with music only made with synthetic instruments, to be honest. When it’s done well, it’s absolutely phantastic, but, I think using instruments like acoustic guitars and pianos injects a recording with a real human quality.“

Sehr schön ist in diesem Sinn und überhaupt auch das leise Piano-Outro beim Song „Kick Me“. Dieses Jazz-Piano wird vom Klavierlehrer von Charles Caves Vater gespielt. Es hat etwas leicht avantgardehaftes und erinnert an David Bowies Konzeptalbum „Aladdin Sane“ aus den frühen 1970er Jahren.

Auf ihren ersten drei Longplayern hätten die White Lies so etwas definitiv nicht gemacht. Aber, um keine „Angst“ vor allzuviel Veränderung bei der Band zu schüren:

White Lies spielen am 8.3.2019 in der Ottakringer Brauerei in Wien.

„Never Alone“ klingt mit seinem Electro-Backing nach den frühen New Order, manchmal klingen White Lies auch nach dem britischen 1980er Jahre Duo Tears For Fears und der Song „Tokyo“ ist ein großer, freudig klingender Synth-Pop-Song. Synthetische Sounds gibt es bei den White Lies noch genug.

mehr Musik:

Aktuell: