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J.S. Ondara

Josh Cheuse

Neue starke Folkstimme aus den USA

Der in den USA lebende kenianische Singer/Songwriter-Newcomer J.S. Ondara und sein berührendes Debutalbum.

Von Eva Umbauer

Das J.S. im Namen von J.S. Ondara steht für Jay Smart. Als Teenager hörte er am liebsten Musik, die aus seinem kleinen batteriebetriebenen Radio kam: US-Bands wie Nirvana oder auch Guns N’ Roses, letztere mit „Knocking On Heaven’s Door“.

Auf den Spuren von Bob Dylan

Erst wusste J.S. Ondara gar nicht, dass dieser Song ursprünglich einer von Bob Dylan war. In der Highschool entdeckte er dann aber große Songschreiber wie Neil Young oder eben Bob Dylan. Da war Jay klar, er wird auch Musiker werden. Und er wusste, dass er dazu seine Heimatstadt Nairobi im ostafrikanischen Kenia verlassen wird. Die Frage war nur, wie dieses Unterfangen angehen?

I needed to leave. I needed to say goodbye. I had to.

J.S. Ondaras Schwestern in Kenia brachten CDs nach Hause, etwa von Radiohead, aber insgesamt war westliche Popkultur in seiner Familie und seinem weiteren Umfeld nicht sehr präsent. Ganz im Gegenteil, seine Tante kann noch heute kaum glauben, dass ihr Neffe Musiker in Amerika ist und international ein Album veröffentlicht.

J.S. Ondara nennt sein berührendes Debutalbum „Tales Of America“ und wird damit als neue starke Folk-Stimme aus den Staaten gefeiert, wobei gleichzeitig manche seiner Songs jazzig-loungig arrangiert sind.

J.S. Ondara

Josh Cheuse

American Dream

Vor sechs Jahren gelang dem heute Mittzwanziger die Übersiedlung nach Minneapolis - dem Geburtsort von Bob Dylan. Er glaubte an den sogenannten Amerikanischen Traum - hart zu arbeiten und es schließlich zu schaffen, nämlich sein Leben so zu leben, wie man es leben möchte -, obwohl das nicht einfach ist, wahrscheinlich nie war, aber schon gar nicht ist in Zeiten wie diesen.

In Kenia hatte J.S. Ondara kein Musikinstrument gelernt, erst in den USA begann er mit dem Spielen der akustischen Gitarre. Und er schrieb Songs, all die Melodien, die er in seinem Kopf hatte, kamen nun heraus. Zuhause in Nairobi hatte er Gedichte geschrieben, Texte in englischer Sprache. Schon als etwa Siebenjährigen faszinierte ihn die Sprache, die er in Kombination mit Musik als sein Tor zur Welt betrachtete.

In „American Dream“, dem ersten Song auf dem Album, singt J.S. Ondara: „well the gold and the silver you’re searching is hidden out there underground.“ Er schreibt aber auch einfach Liebeslieder. „Oh would you give me a moment so I can give you a moment to break my heart, go on tear it apart“, singt er in „Give Me A Moment“. Im Text fährt wohl jemand zur Fußball-WM nach Brasilien, und weiter geht die Reise nach Hollywood, aber auch nach Berlin.

In „Torch Song“ bezieht sich J.S. Ondara wieder auf Brasilien, nämlich auf „Girl from Ipanema“, jenen brasilianischen Songklassiker von Astrud Gilberto aus den 1960er Jahren.

Als J.S. Ondara in den Staaten ankam, fand er sein Buch mit Songskizzen nicht mehr. Er muss es wohl am Flughafen verloren haben. Aber er ist ohnehin ein fast manischer Texter und Songschreiber, sodass das letztlich kein allzu großes Problem für ihn war.

In my head there’s a traffic of words and melodies, and they need to come out. They need to go, or else they drive me insane.

Als beinahe schon zwanghaften Songschreiber beschreibt sich J.S. Ondara, der, wie er sagt, meist erst gar nicht weiß, wovon ein Song von ihm eigentlich handelt. Erst nachdem er seine Texte, meist mit Freunden, besprochen hat, weiß er dann, was er genau mit seinen Worten meint.

J.S. Ondara mit Gitarre auf dem Cover seines Debutalbums

J.S. Ondara

„Tales Of America“ von J.S. Ondara ist bei Universal Music erschienen.

Jay singt den Blues

Die Songs von J.S. Ondara kommen aus der Perspektive eines Außenseiters. Der Einwanderer auf der Suche nach einem neuen Leben. Weggehen und Ankommen. Seine ersten Versuche, in den USA Fuß zu fassen, scheiterten. Erst dachte er, er könnte in den Staaten vielleicht zur Schule gehen oder um eine Arbeitserlaubnis ansuchen. Schließlich klappte es via Green Card mit dem legalen Aufenthalt. In der lokalen Musikszene von Minneapolis machte sich Jay schnell als Live-Musiker einen Namen und erhielt schließlich einen Vertrag mit einem renommierten Plattenlabel. Ein Märchen? Schicksal? Der unbändige Wille, seinen Traum zu leben? Wohl von allem ein wenig.

J.S. Ondara ist ein Talent, wie es vielleicht nur einmal alle paar Jahrzehnte zu finden ist. Ein moderner Folk-Sänger, dessen klare, helle Stimme tief ins Herz hineintrifft und einen nicht mehr loslässt. „Tales Of America“ ist das unfassbar schöne Debutalbum eines absoluten Ausnahmekünstlers.

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