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Capcom

„Devil May Cry 5“ ist absurd, blutig und ziemlich klassisch

„Devil May Cry 5“ ist überdrehter Japan-Horror-Trash auf Hochglanz. Ein absurder, blutiger und ziemlich klassischer Spaß.

Von Rainer Sigl

„Devil May Cry 5“, das ist wie eine Goth-Pop-Boyband für besonders laut kreischende Fangirls und -boys, japanischer Horrorkitsch in schwarzem Hochglanz-Kunstleder. Mitten in einer okkulten Apokalypse schießen, schnetzeln und springen wir uns dieses Mal in der Gestalt von drei unterschiedlichen Helden durch das Spiel: Dante, der Original-Held der Serie, diesmal wieder mit klassisch grauem Haar (wir erinnern uns an Frisuren-Gate!), der dauergenervte einarmige Nero und, ganz neu in der Serie, der geheimnisvolle, magisch begabte V ergeben die Pop-Postapokalypsenversion einer, von Marktforschern extra für J-Dämonen-Horror-Otakus zusammengestellten, Boyband. Und dann ist da noch die kaum weniger klischeehaft, als tätowiertes, rauchendes Mechaniker-Nerdgirl gezeichnete, Nico als schräge Sehnsuchtsfigur und zugleich nicht spielbarer Ausgleich zu so viel Jungmänner-Kitsch.

Die Handlung des Games ist konfus, nebensächlich und sympathisch absurd, die Figuren sind dunkelbunte Actionschablonen und die Gegner ein Bestiarium aus Insekten, Schleimmonstern und dämonischen Riesenviechern. Mit anderen Worten: „Devil May Cry“ ist wieder da.

Blutiges Ballett mit Motorrad und Armprothese

Auch wenn Fans jetzt aufschreien: Die ebenso epische wie mal freiwillig, mal unfreiwillig komische Hintergrundgeschichte kann man getrost ignorieren. Das Wichtigste ist und war immer der Flow aus Kampf und Akrobatik, der dem ehrwürdigen Spielgenre des Hack and Slash seinen Namen gibt.

Und so rasant, abwechslungsreich und überdreht wie hier kämpfte man sich zuvor selten durchs Leben: Spezialattacken, Kombos, bizarre Angriffe per Motorrad, Enterhakenprothesen, dämonische Haustiere und/oder überdimensionierte Schwerter machen die endlosen Kämpfe gegen tausende Dämonen zum abwechslungsreichen und blutigen Ballett. Wer seine Angriffe besonders raffiniert variiert, wird mit guten Noten und Style-Punkten belohnt, die man gegen neue Moves und Ausrüstung eintauschen kann. Könner wissen: Es ist wichtig, seine Gegner nicht nur möglichst effizient, sondern auch noch möglichst cool auszuschalten - „Smokin’ Sexy Style“!

DMC5

Capcom

Fanservice von Capcom

„Devil May Cry 5“ ist, genau wie Capcoms vor kurzem veröffentlichtes „Resident Evil 2“-Remake, Fanservice de luxe - das bemerkt man schon beim Namen: Das von gnadenlosen Fans abgelehnte Prequel „DmC“, das von den britischen Actionspezialisten Ninja Theory in eine etwas andere Richtung geführt wurde, darf und soll man zwischen dem 2008 erschienen „Devil May Cry 4“ und dem, nunmehr die Zählung wiederaufnehmenden, fünften Teil getrost unter den Tisch fallen lassen.

„Devil May Cry 5“ ist für Windows, PS4 und Xbox One erschienen.

Statt Neuerfindung nimmt man sich schlicht Hochglanz-Iteration zum Ziel, und das gelingt ziemlich gut. Wer allerdings mit der typisch japanischen Mischung aus überdrehter Coolness, theatralischen Cutscenes und variantenreicher Action nichts anfangen kann, darf auch diesmal „Devil May Cry“ liegen lassen, denn der fünfte Teil der Reihe ist schlicht ein absolut klassischer Vertreter seines Genres geworden. Ein Zugeständnis an Neueinsteiger gibt es dann doch: Dank einstellbarer Steuerungshilfen dürfen sich auch Anfänger an die Schwerter wagen - dann laufen die absurden Combos und überdrehten Spezialmoves allerdings quasi von selbst ab.

Den Ingame-Store, in dem gegen echtes Geld Items gekauft werden, kann man übrigens getrost ignorieren. „Devil May Cry 5“ ist die beste Sorte Trash: selbstbewusster Schund, der so cool ist, dass es schon wieder albern - und dadurch irgendwie dann doch schon wieder wirklich cool ist.

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