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Blister mit der Pille

Pixabay/Gabriela Sanda

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Verhütungsreport 2019 zeigt große Hormonskepsis

Obwohl die Pille ein wirksames Verhütungsmittel ist, gibt es immer mehr Frauen, die skeptisch gegenüber Hormonen sind und die Pille ablehnen. Als Alternative werden oft weniger wirksame Verhütungsmittel verwendet. Doch warum hat sich das Image der Pille so stark gewandelt?

Von David Riegler

Der Verhütungsreport 2019 zeigt klar, dass Kondom und die Pille noch immer die am häufigsten benutzten Verhütungsmittel in Österreich sind. Auffällig ist jedoch, dass die Pille als Verhütungsmittel immer unbeliebter wird. Mit der Einführung der Pille in den 1960er Jahren, wurde sie zu einem Symbol für Selbstbestimmung und Freiheit. Frauen konnten plötzlich selbst über ihre Sexualität und Familienplanung bestimmen und die Pille wurde von einem Großteil der Frauen als Verhütungsmittel angenommen. Doch das Image der Pille hat sich seitdem stark gewandelt.

Während 2012 noch fast die Hälfte der Frauen mit der Pille verhütet haben, sind es heute nur noch 34 Prozent. Vor allem Frauen mit hohem Bildungsgrad sind skeptisch gegenüber hormonellen Verhütungsmitteln.

Gründe für Hormonskepsis

Zu den hormonellen Verhütungsmitteln zählen neben der Pille auch die Hormonspirale, die Dreimonatsspritze und das Hormonstäbchen. All diese Verhütungsmittel werden als wirksam oder sehr wirksam eingestuft. Warum trotzdem immer mehr Frauen gegen hormonelle Verhütung sind, erklärt die Psychologin Elisabeth Parzer: „Viele Frauen befinden sich in einem Dilemma. Sie wollen auf der einen Seite wirksam verhüten, auf der anderen Seite wollen sie nicht in den natürlichen Ablauf des Körpers eingreifen.“

Immer wieder gibt es Diskussionen darüber, wie sich die Pille auf den Körper auswirkt und wie schädlich sie wirklich ist. Der Eingriff in den Hormonhaushalt wird oft als unnatürlich und schädlich angesehen. Auch in den sozialen Medien findet man zahlreiche Influencerinnen, die über ihre schlechten Erfahrungen mit der Pille erzählen und alternative Produkte, wie Zykluscomputer und Apps zum Tage zählen bewerben.

Die Nebenwirkungen

Das häufigste Argument gegen die Pille ist die Vielzahl der Nebenwirkungen. Wenn man sich die Beipackzettel von verschiedenen Pillen ansieht, trifft man auf eine lange Liste von unangenehmen Symptomen: Kopfschmerzen, Übelkeit, Gewichtszunahme und Verlust der Libido, sind nur einige Beispiele. Seit kurzem werden auch Depressionen und Suizidgedanken als mögliche Nebenwirkungen angeführt. Außerdem steigt das Thromboserisiko, vor allem wenn man zusätzlich zur Pille raucht oder übergewichtig ist.

Dr. Christian Fiala sieht das Problem eher bei der Dosierung der Pille. Er ist Gynäkologe und Leiter des Gynmed-Ambulatoriums Wien. Christian Fiala sagt: „Hormone sind die Sprache des Körpers und man muss sie, wie jede Kommunikation, richtig dosieren.“ Aus medizinischer Sicht sei die Pille ein wirksames Verhütungsmittel und auch andere Verhütungsmittel zeigen Nebenwirkungen oder sind unwirksam bei falscher Anwendung, sagt er.

Kondome, Kupferspirale und Pull-Out

Für Frauen, die auf hormonelle Verhütungsmittel verzichten wollen, gibt es einige Optionen. Die Alternativen sind jedoch auch nicht ohne Nachteile. Sehr wirksame Verhütungsmethoden ohne Hormone sind zum einen die Sterilisation, die jedoch nicht mehr umkehrbar ist und die Kupferspirale, die je nach Modell bis zu 600 Euro kosten kann und bei manchen Frauen zu stärkeren Regelschmerzen führen kann. Dr. Christian Fiala kennt außerdem Praxisbeispiele, bei denen der Körper die Kupferspirale ausgestoßen hat, ohne, dass es die Frauen mitbekommen haben.

Auszug aus dem Verhütungsreport 2019

Gynmed

Das Kondom ist das häufigste Verhütungsmittel und hat den klaren Vorteil, dass es auch gegen Geschlechtskrankheiten schützt. Das Kondom wird jedoch manchmal falsch angewendet und ist daher nur als „mäßig wirksam“ eingestuft. Als noch weniger wirksam eingestuft werden die Kalendermethode, bei der die fruchtbaren Tage im Kalender eingetragen werden oder die Pull-Out Methode, bei der man den Geschlechtsverkehr vor dem Ejakulieren unterbricht.

Mehr Schwangerschaftsabbrüche

Der Verhütungsreport zeigt auch, dass es mehr Schwangerschaftsabbrüche gibt. Dr. Christian Fiala sieht den Grund dafür im Umgang mit Verhütung: „Die schlechte Verhütung führt nicht dazu, dass es mehr Geburten gibt, sondern es führt nur dazu, dass es mehr ungewollte Schwangerschaften und als Folge davon mehr Schwangerschaftsabbrüche gibt.“

Er fordert, dass die Kosten für die Verhütung vom Staat übernommen werden. Für Geringverdienerinnen ist eine teure Spirale ganze einfach keine Option und auch die Pille wird derzeit nicht von der Sozialversicherung übernommen. Diese Maßnahme könnte dafür sorgen, dass in Österreich wieder besser verhütet wird – egal für welche Methode man sich entscheidet.

Die Psychologin Elisabeth Parzer fordert mehr Aufklärung zum Thema Verhütung. Sie sagt es ist wichtig, nicht nur aufzuzählen welche Verhütungsmethoden es gibt, sondern auch wie wirksam sie sind und wie genau sie auf den Körper wirken.

Heute in FM4 Auf Laut: „Hormonskepsis! Pille: Ja oder Nein?“

Wir diskutieren heute mit der Medienmacherin Nicole Schöndorfer und mit Elisabeth Parzer, Sexualpädagogin und Psychologin ab 21 Uhr darüber, warum immer mehr Frauen hormonelle Verhütungsmittel ablehnen. Wie verhütest du? Was denkst du über die Pille? Ruf an und diskutier mit! Die Nummer ins Studio ist 0800226996. Heute in FM4 Auf Laut mit Alexandra Augustin, ab 21 Uhr, in Radio, App und Player!

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