A MAZE Berlin 2019: Neustart im Sporttempel

Die achte Auflage des Berliner Games & Playful Media Festivals hat nicht nur eine neue Location, sondern von allem mehr zu bieten.

Von Rainer Sigl

Diesmal wird die A MAZE Berlin wirklich ihrem Namen gerecht: Die neu gewählte Location, das SEZ, das Sport- und Erholungszentrum in Berlin Friedrichshain, ist ein Labyrinth. Der Riesenbau aus DDR-Zeiten ist ein in den letzten Jahren immer wieder von Abriss bedrohtes Freizeitzentrum mit Badmintonhallen, Swimmingpools und Sauna im Keller; wirklich verwendet werden nur mehr Teile des riesigen Bauwerks.

Zum ersten Mal ist das SEZ heuer der Schauplatz des inzwischen traditionsreichen Games-Festivals, das sich längst vom Indie-Games-Meetup zum Showcase von „Playful Media“ gewandelt hat. „A MAZE is a place of chaos, and it‘s all about the art of play“, wie Festival-Direktor Thorsten S. Wiedemann bei der gewohnt enthusiastischen Eröffnungsrede betont hat. Für seinen Einsatz für Spiele abseits des ansonsten vor allem in der Berliner Gamesweek allgegenwärtigen Business-Schwerpunkts wurde er übrigens beim Deutschen Computerspielpreis gemeinsam mit „seinem“ Festival mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet.

Größer, länger, interkontinental

Die achte Auflage des Festivals, das mit Ausstellung, Preisverleihung, Vortragsreihen, Workshops und jeder Menge nächtlichem Partyprogramm einer Party mehr gleicht als einem trockenen Konferenz-Event, startet ein bisschen neu durch. Die neue Location ist auch der Anlass, größer zu werden: Es gibt mehr Spiele, die ausgestellt werden und zum Ausprobieren einladen, das Vortragsprogramm ist umfangreicher und die Ausstellungsreihe „Devolution“ zeigt diesmal gleich drei Indie-Spiele in diversen Stadien der Fertigstellung und erlaubt so einen differenzierten Blick hinter die Kulissen der Spieleentwcklung.

Ein Schwerpunkt gilt einem spannenden interkontinentalen Projekt: Mit der Unterstützung des Goethe Instituts hat A MAZE-Mastermind Wiedemann bereits 2012 seine Fühler zu Spiele-Entwicklern auf dem afrikanischen Kontinent ausgestreckt. Nun erwidern afrikanische Entwicklerteams den Besuch: „Enter Africa“ heißt das ebenso in Berlin vorgestellte, indirekt aus diesen Kooperationen entstandene, internationale Projekt, in dem Indie-Teams aus 15 afrikanischen Nationen gemeinsam ihre spielerischen Visionen vom Leben in ihren jeweiligen zukünftigen Megacities verarbeitet haben - ein sympathischer Reminder, dass Spielen als wirklich globalem Medium eine große Zukunft bevorsteht.

Zum Spielen gibt‘s erwartungsgemäß viel im SEZ, zwischen Baustellengittern und den schon charakteristischen Pinktönen der A MAZE: Multiplayer-Titel wie “Blabyrinth“ der „Space Team“-Macher, das bizarr-chaotische „Anyball“ oder gar Experimentelles wie „Be: B.E.R.N.D.“, gesellschaftlich-politisch Relevantes wie “The Game:The Game“ über manipulative Verführungsstrategien der Pickup-Artist-Szene oder “Fantastic Fetus“ über repressive Anti-Abteibungsgesetze in Polen bis hin zu künstlerisch Bemerkenswertem wie dem bleistiftgezeichneten “Mundaun“. Gespielt wird quasi von früh bis spät - auch während sich abends die Floors mit Tänzern zu den diversen Club-Acts füllen.

FM4 berichtet vom A MAZE Berlin 2019

Reger Besucherandrang, viel Gelegenheit zum Spielen, internationales Flair und gute Stimmung: Auch heuer ist das A MAZE eine Party, auf der die Menschen, die Spiele abseits des kommerziellen Mainstreams machen und spielen, viel mehr im Vordergrund stehen als Technik oder Business.

Vier Tage lang, von Mittwoch, 10. bis Samstag, 13. April, ist das auf diese Weise sympathisch zweckentfremdete Sport- und Erholungszentrum in Berlin Friedrichshain der Nabel der erneut gewachsenen Indie-Welt. Der Neustart, so sieht es zumindestens jetzt, nach zwei Festivaltagen aus, ist geglückt.