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APA/JAKOB GRUBER

EU-Wahl 2019

Der Generationenkonflikt im EU-Wahlergebnis

Hätten nur über 60-Jährige bei der Europawahl gewählt, hätte die ÖVP beinahe die absolute Mehrheit. Bei den jungen Wähler*innen haben die Grünen die Nase vorn. Der Generationenkonflikt bei den Parteien im Detail.

Von Lukas Lottersberger

Es ist noch nicht lange her, da sind in ganz Europa - und besonders in Deutschland - viele Jugendliche gegen die geplante europäische Urheberrechtsnovelle (Artikel 11 und Artikel 13 bzw. 17) auf die Straße gegangen. Für viele war der Protest ein Zeichen dafür, dass die Gesetzgebung in der EU von alten Politiker*innen bestimmt wird, die keine Ahnung von der Realität im Netz haben.

Nicht nur da wird ein gewisser europäischer Generationenkonflikt deutlich, auch beim Thema Klimakrise erkennt man ein ähnliches Muster. Etwa am Beispiel der weltweiten Proteste von „Friday for Future“, bei denen viele junge Menschen gegen die Klimakrise demonstrieren und die alte politische Klasse zum Handeln auffordern.

So haben die unter 30-Jährigen gewählt

Ein Blick auf die Wahltagsbefragung nach der gestrigen EU-Wahl macht diesen Generationen-Gap erneut deutlich. Die Grünen sind bei Menschen unter 30 mit 28 Prozent die erfolgreichste Partei. Am zweitbesten schneiden die Sozialdemokraten mit 22 Prozent ab, die Freiheitlichen landen an dritter Stelle mit 17 Prozent. Die Volkspartei und NEOS haben von 16 bzw. 14 Prozent der Wähler*innen unter 30 ihr Kreuzerl bekommen. Die Liste Jetzt und KPÖ plus dümpeln zwischen einem und zwei Prozent.

Ergebnisse Junge

ISA/SORA

In Deutschland sieht die Situation ähnlich aus: Die Öko-Partei wäre auch dort klarer Wahlsieger. 29 Prozent der unter 30-Jährigen haben grün gewählt. Auf Platz 2 landet die CDU/CSU, jedoch mit deutlichem Abstand: Nur 13 Prozent haben eine der Unionsparteien gewählt. Den dritten Platz teilen sich die Sozialdemokraten und die Satire-Partei „Die PARTEI“, die mit Martin Sonneborn schon in den letzten fünf Jahren einen Abgeordneten im Europaparlament sitzen hatte.

Ergebnisse in Deutschland

Forschungsgruppe Wahlen/ORF

Dass die Grünen in Deutschland bei den Jungen die Nase vorne haben und die Großparteien so darben, liegt vermutlich auch am YouTubers Rezo, der knapp vor der Wahl ein 55-minütiges Video auf YouTube veröffentlicht hat, in dem er die Unionsparteien, SPD, AfD und auch die FDP kritisiert. Das Video wurde millionenfach gesehen und breit diskutiert. Die kritisierten Parteien reagierten zögerlich darauf. Sie versuchten jedoch die Vorwürfe aus Rezos Video zu widerlegen bzw. zu entkräften.

Keine Politikverdrossenheit

Rezo legte unterdessen mit einem zweiten Video und sich solidarisierenden YouTubern nach. Von der SPD kam per Video die Einladung zum Gespräch, die CDU antwortete bezeichnend und klassisch mit einem offenen Brief. Für viele wiederum ein Beleg, in welch unterschiedlichen Welten die verschiedenen Generationen leben.

Das Video und vor allem die Resonanz darauf ist ein Zeichen dafür, dass die jungen Wählerinnen und Wähler also doch nicht so politikverdrossen sind, wie vielfach geglaubt oder behauptet wird. Es ist wohl auch ein deutliches Zeichen an die alten Parteien, dass man die Themen, die die Jungen interessieren, ernst nehmen sollte.

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