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Chris Stipkovits / Radio FM4

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Lauter weibliche Main Acts bei den Bubble Days

Aufstehen nach einem ausgedehnten Festivalabend ist eine Herausforderung. Angeblich hilft da aber nur weitermachen. „Nur nicht schwächeln“, heißt es also am Tag zwei bei den Bubble Days in Linz, dessen Programm voll mit guten Frauen ist.

Von Alexandra Augustin und David Riegler

FM4 lädt zum Hafenfrühschoppen ein und das ist schon ein besonderes Reparaturevent. Am zweiten Tag der Bubble Days werden die FrühaufsteherInnen mit einem besonderen Konzert belohnt: Der Blonde Engel performt in aller Herrgottsfrüh auf einem Party-Boot. Hallelujah.

Er hat sowohl seine Klassiker als auch neue Lieder im Repertoire, wie immer mit Humor und Kritik gespickt, zum Beispiel seinen Ibiza-Song: „Da Vizi auf Ibizi“. Der Schmäh kommt hier in Linz gut an und pünktlich zum Konzertbeginn kommen auch die Sonnenstrahlen hinter den Wolken hervor. Zur Stärkung gibt es regionale Spezialitäten wie Linzer Torte, Rollbraten und für Menschen mit starkem Magen: Most.

Haiyti hat eine neue Platte gedroppt

Das wichtigste zuerst: Keine Entschuldigung, wie bitte? Da bleibt einem das Frühstückssemmerl im Hals stecken. Einmal kurz zum updaten durch Instagram gescrollt und fünf Minuten später weiß man, Haiyti hat gestern nebenbei eine neue Platte gedroppt.

FM4 Festivalradio

Die Bubble Day in Linz sind heute, am 9.6. auch groß Thema im FM4 Festivalradio ab 13:00

„Perroquet“ heisst der Nachfolger vom 2018er-Album „Montenegro Zero“. Nachdem Haiyti aka Ronja Zschoche sowieso immer mit gängigen Erwartungshaltungen bricht, hat sie die neue Scheibe vorab nicht groß angekündigt, sondern wieder einmal einfach gemacht. Wie sonst auch: Veröffenlicht spontan Mixtapes, nimmt Songs im jamaikanischen Dialekt auf, dreht Musikvideos mit dem Handy. Mit der Luxussonnenbrille auf der Nase wandelt Haiyti mit einem breiten Grinser inklusive Goldzahn-Blinkeblinke zwischen den Welten.

Übrigens ist eine ihrer Lieblingsbands und Inspirationsquellen einst die Linzer Band Texta gewesen, sonst heißen ihre Ösi-Connections Lex Lugner und Moneyboy. Haiyti ist eines der Highlights des heutigen Abends, schaut man sich jedenfalls nicht umsonst an, auch wenn das Festival gratis ist.

Keke eröffnet ihren Festivalsommer

Wie aus dem Nichts ist Keke vergangenes Jahr auf der Bildfläche erschienen. Keke aka Kiara Hollatko ist eigentlich studierte Jazzmusikerin, nun macht sie Rap. Ihre Debütsingle „Donna Selvaggia“ kennt man ja bereits und ihre Tracks und die Performance stehen für ein modernes Frauenbild im Rap, wie es auch die Kollegin Haiyti oder auch die heimischen Ebow und Mavi Phoenix transportieren.

Princess Nokia ist eine große Inspirationsquelle für Keke: Alles cool und schön, aber es ist Zeit, dass die Bühnen dieser Welt von Frauen bespielt werden, ganz selbstverständlich.

„Ich bin nicht dein Baby, Baby, Bruder setz dich“.

Im sehr lesenswerten Mica-Interview hat die Musikerin erklärt: „Es muss ein anderes Bewusstsein geschaffen werden, man muss sich auch zu trauen, unangenehm zu sein. Es verletzt mich nicht, wenn Leute mich als „nervige Feministin“ bezeichnen, ich denke mir dann einfach nur: „Schatzi, du musst halt ein bissl drüber nachdenken!“

Keke ist den ersten Sommer als Rapperin unterwegs. Im Juli in Feldkirch, Wien und Hamburg. Zwischenzeitlich einfach die aktuelle Single „Paradox“ rauf und runter spielen.

Pop, paddeln, Musik von der Band Blond

Von der Band Blond aus Chemnitz hat man vorab schon einiges Gutes gehört: Zwischen Indierock und Rap verortet, singen sie mal auf Englisch, mal auf Deutsch. Eingängige Melodien im Kombipack mit textlich schlauen Ecken und Kanten. Texte, die mit schneller Zunge clevere Metaebenen aufmachen. Etwa über die Problematik, eine Popmusikerin zu sein.

„Ich schreibe einen kranken Hit, den singen dann alle mit. Party und Koka und Wodka und Soda, jeden Tag Kater in der Discothek, mit Justin Timberlake, Make Up on fleek.“

Blond sind on fleek

Lotta und Nina Kummer sind übrigens Schwestern, der Multiinstrumentalist Johann ein Jugendfreund. Die befreundeten Eltern sind mit den Kids immer gemeinsam in den Sommerurlaub gefahren.

„Wir waren meist irgendwo am Wasser unterwegs und mussten paddeln, da haben wir damals schon geübt im gleichen Takt zu paddeln. Dadurch hat sich später dann unser Sound entwickelt. Die Geburtsstunde unserer Band sozusagen, die Songs haben wir dann nur noch ein bisschen angepasst für die großen Massen.“

Die ersten Instrumente haben sie aus Pappe gebastelt und mittlerweile hinter sich gelassen. Live sehr super, sollte man am Radar haben. Die aktuelle EP nennt sich „Trendy“ und gibt es bei Atomino.

Endlich läuft mal gute Mukke von Nura

Mit chillen ist hier nichts mehr heute, wenn Nura auf der Bühne steht. Das deutsche Hip Hop-Duo SXTN haben vielleicht einige von euch live gesehen. Das wird so schnell leider nicht mehr möglich sein, das Duo hat sich heuer getrennt. Jede macht nun für sich eigene Sache. Schauspielerin und Rapperin Nura Habib Omer legt klarerweise solo eine ebenso solide Performance hin.

Nura

David Riegler FM4

Nura setzt sich gegen Mobbing ein und gegen Homophobie. Sie war Teil der Performancereihe #wirsindmehr bei den Demos 2018 in Chemnitz. Sie macht sich für die LGTBIQ-Szene stark. Im vergangenen Jahr war sie auf dem Plakat für den „Christopher Street Day“ in Berlin zu sehen. Im April als eine von vielen Frauen in der Vogue Germany.

Nura hat nicht nur ihre Raps nach Linz mitgebracht, sondern auch Statements gegen Rechtsextremismus, inklusive Ibiza-Hook. Wer ist der Boss? Nura! Wer auf die Bühne darf, das bestimmt natürlich auch sie. Am besten schaut man sich ihre Instastory an, um zu sehen, wie das Konzert aus ihrer Perspektive gewesen ist. Die aktuelle Platte „Habibi“ ist 2019 erschienen. Nura wird bald wieder im Lande sein, am 19. September spielt sie live in Wien, in der Grellen Forelle.

Man würde sich mehr derartig programmierte Festivaltage wünschen, ohne immer wieder betonen zu müssen, dass es längst noch nicht Usus ist, dass die Main Acts weiblich sind. Nura steht dafür ein, dass mehr Frauen auf Bühnen sichtbar werden und hat soeben auch auf Facebook dazu gepostet. Sie kommuniziert mit ihren Fans und jungen Musikerinnen, macht andere stark, wie die Newcomer Pape.

„Die Ausrede, dass es keine coolen Frauen gibt ist einfach lächerlich. Es gibt genug gute Frauen.“

Das Bubble Days Festival macht in diesem Sinne auch alles richtig. Ist so, keine große Sache. Und die Stagehands und Ton- und Lichttechnikerinnen und mehr Securities kriegen wir auch noch. Willkommen in der Gegenwart, because it is 2019. In diesem Sinne: Danke Bubble Days und bis 2020!

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