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Yannic Han Biao Federer

ORF/ORF K/Johannes Puch

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Yannic Han Biao Federers Debüt: „Und alles wie aus Pappmaché“

Beim Wettlesen um den Bachmannpreis wurde Yannic Han Biao Federer mit dem 3sat Preis ausgezeichnet. Vor wenigen Monaten ist sein Debütroman erschienen. So geht junge deutschsprachige Literatur.

Von Zita Bereuter

Vor kurzem haben in Klagenfurt die 43. Tage der deutschsprachigen Literatur stattgefunden, besser bekannt als das Wettlesen um den Ingeborg-Bachmannpreis. Mit dabei war der Autor Yannic Han Biao Federer.

„Yannic Han Biao Federer, sagt Mareike. Kenn ich nicht, sage ich. Der hat auch eine schlimme Trennung hinter sich, sagt Mareike. Hat viel darüber geschrieben, ich glaube, es hat ihm geholfen. Oh, mache ich. Jan Han … Bio … Mareike schüttelt den Kopf. Yannic Han Biao Federer. Ah, sage ich. Federer. Hm. Die Frau vom Catering schenkt mir nach, lächelt mich an, Mareike hält eine Hand über ihr Glas, sagt, danke, die Frau trägt den Riesling davon. Und diese Trennungssache, frage ich, kommt die jetzt als Buch? Ist schwierig, sagt Mareike, ich glaube nicht.“

Bachmannpreis

ORF/ORF K/Johannes Puch

Yannic Han Biao Federer liest in Klagenfurt

Damit beginnt der Text „Kenn ich nicht“, für den Yannic Han Biao Federer mit dem 3sat Preis ausgezeichnet wurde. Eine oder mehrere „Trennungssachen“ beschreibt Yannic Han Biao Federer auch in seinem, im Frühjahr erschienenen, Debüt „Und alles wie aus Pappmaché“.

Buchcover

Suhrkamp

Yannic Han Biao Federer: Und alles wie aus Pappmaché, Suhrkamp 2019

Eine Geschichte über 16 Jahre

Mit Pappmaché lässt sich relativ billig die Wirklichkeit nachbilden. Papierfetzen, Wasser und Kleister - und schon kann geformt werden. Das Ergebnis ist meist etwas grob und ruppig und nicht unbedingt dauerhaft. So ähnlich ist die Welt 2001 in der südwestdeutschen Provinz für eine Handvoll Jugendliche. Sie sind kurz vor dem Abi, der Matura, und die Zeit der Unbekümmertheit wandelt sich in eine Orientierungslosigkeit. Sie wollen sich selbst und andere finden, suchen, probieren aus, legen sich nicht fest. Im Alltag, zwischenmenschlich und sexuell.

„Und später in der Toilettenkabine erzählt mir Tobi, dass Felix gesagt habe, dass Sarah einen Freund habe und der sei aus Norsingen. Und ich zerreiße aus Versehen den Teppich und muss noch einmal drei Blättchen aus der Hosentasche fummeln und sage beiläufig: Echt?"

Und während in New York die TwinTower brennen, sind die einen ehrlich betroffen und die anderen hängen lieber kiffend im Schwimmbad ab. So ergibt es sich, dass Jian, der Ich-Erzähler, mit Anna schläft, die sich eben von Frank getrennt hat, während Jian doch in Sarah verliebt ist, aber Georg küsst. Das klingt vielleicht oberflächlich und nach billiger Beziehungsgeschichte. Ist es aber nicht. Über 16 Jahre spannt sich das Leben, das Yannic Han Biao Federer aus mehreren Perspektiven und auf verschiedenen Ebenen erzählt.

Neue Erzählstimme

Meistens trifft Yannic Han Biao Federer einen großartig schnoddrigen Ton, der ihn, gepaart mit seinem feinen Gespür für Stimmungen und dem Talent für Dialoge, zu einer erfreulichen neuen Erzählstimme macht.

„Und ich weiß nicht, wie Aron das immer macht, aber er macht es eben, er macht, dass man tut, was er sagt, er kann das, und deswegen kann er sich auch alles herausnehmen, und er nimmt sich alles heraus, er nimmt sich alles, was er will und manchmal noch mehr, und man denkt das nicht von ihm, weil er immer so milde in seinen Bart hineinlächelt und einen so spöttisch ansieht dabei und einen so in Arme schließen kann, als wäre alles gut, und mit diesem Hannilein hat er sicher ganz genauso gemacht."

Yannic Han Biao Federer. Ein Name, den man sich merken sollte. So geht junge deutschsprachige Literatur.

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