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Aktueller Musiktitel:

Mynth

Kerstin Musl

Soundpark Weekly

Neue Musik von Mynth, Buntspecht, Culk u.v.m.

Kindheitserinnerungen, Beobachtungen der Nachbarschaft, zottelige Monster und das Nichts-Tun. Viel neuer Videostoff aus Österreich zu bunt gemischten, neuen Indiepop-Singles.

von Andreas Gstettner-Brugger

Jetzt sind sie da, die großen Alben des Herbst. Ein freudiges Hallo zu „Ciao!“, dem neuen Album von Wanda. Marco Wanda selbst empfindet das vierte Studioalbum „als einen relativ gut gewebten Teppich. Es ist gut austariert und hält sich irgendwo die Waage. Es ist deutlich mehr ein Album am Stück als vielleicht frühere Sachen von uns.“ Was es sonst noch so kann, ist hier nachzulesen.

5K HD Gruppenfoto

Clemens Fantur

Und da wäre natürlich unser aktueller Artist Of The Week 5K HD und ihr neues Album „High Performer“. Ein wundervolles Popalbum mit einem Versuch eines Gegenkonstrukts zur turobkapitalistischen Leistungsgesellschaft. Die Truppe um Sängerin Mira Lu Kovacs und Kompost 3 erhebt jedoch nicht einfach nur den Zeigefinger und zeigt auf andere, sondern nützen dieses Album auch zur Selbstreflexion. Denn Sängerin Mira fragt sich, was im Leben wirklich glücklich macht.

Außerdem erschienen: die neue Platte des Schwedisch-Österreichischen Lo-Fi-Indie-Pop-Duos Safari, wobei im Titel „Shakalaka“ schon der Klang des Album mitschwingt. Marco Kleebauer, Musiker von Leyya und Produzent von Bilderbuch hat seine Dub-Mix-EP veröffentlicht. Der neueste Streich von ihm ist die entspannte Dub-Version von Bilderbuchs „Mein Herz bricht“, das ich gestern hier vorstellen durfte. Und dann gibt es noch jede Menge neue Singles und Videos.

Mynth - „Casablanca“

Das mit dem Amadeus Award ausgezeichnete Zwillingsgeschwister-Duo Mynth hat die neue Single „Casablanca“ veröffentlicht, die wirklich überrascht. Der elektronische, Tanzboden-orientierte Sound ist einem bombastischen Indie-Pop-Universum gewichen. Anfänglich zarte Gitarren und verhalltes Schlagzeug führen zu einem, sich immer mehr verdichtenden, Klangteppich, der am Schluss zu einer ausufernden Hymne wird. Man ist an die 80er ebenso erinnert, wie an schöne Arcade Fire Momente.

Inhaltlich erinnern sich Mynth mit „Casablanca“ an ihre Kindheit und ihre Großmutter. Der - wie das Geschwisterpaar meint - persönlichste Song, den sie bisher geschrieben haben. Und wieder einmal hat der österreichischen Regisseur Rupert Höller einem großartigen Song eine berührend bebilderte Geschichte gegeben.

Buntspecht - „Der Mann von nebenan“

Das Sextett Buntspecht hat mit „Draußen im Kopf“ ein Folk-Gypsy-Wienerlied-Indiepop-Album geschrieben, in das man sich nur verlieben kann. Ein bisschen verrückt vielleicht, dafür aber witzig, poetisch und sehr liebevoll zusammengezimmert. In der neuen Single „Der Mann von nebenan“ versetzen uns Buntspecht in den Kopf eines Nachbarn, der nicht schlafen kann und entspinnen durch ihre Beobachtungen eine fast surreale Geschichte inklusive kuckucksleeren Wanduhren und Wäscheleinen über der Häuserschlucht.

Und nachdem Buntspecht gerne alles selbst in der Hand haben - vom Song Schreiben bis zum Albumcover Malen - ist auch das Video von Florentin Scheicher selbst handgeschnitzt. Passend zum Text und den Nachbarsbeobachtungen blicken wir durch ein Kaleidoskop auf eine unscharfe Liebesgeschichte.

Culk - „Ruinen“

Anfang des Jahres hat die Wiener Indie-Rock-Band Culk mit ihrem selbstbetiteltem Debüt eine Welt der Zerrissenheit präsentiert. Zwischen deutschem und englischen Gesang, zwischen lärmenden Gitarren und fragilen Momenten, zwischen Selbstzweifel und Selbstermächtigung. Die neue Single „Ruinen“ ist da keine Ausnahme.

Culk porträtieren darin einen Mann, der durch seine Herkunft, Hautfarbe, sein Vermögen und seine privilegierte Stellung sich nie selbst hinterfragt und unreflektiert durchs Leben geht. Bis er seine Macht missbraucht und die körperlichen Grenzen einer Frau überschreitet. Dieses Erlebnis erschüttert nicht nur sein Welt- sondern auch sein Selbstbild, was Culk im Song mit lautem Gitarren-Noise untermalen. Im Video repräsentiert wohl das zottelige Monster und der maskierte, graue Mann die zerrissene Seele des Protagonisten.

Lorbeeren - „Mich zaht das nicht“

Sie schreiben Songs über’s TV Schauen und klingen wie eine Mischung aus Hives und AC/DC. Oder aber packen ihre Angst vor dem „ge-ghostet Werden“ in einen witzigen Popsong zwischen Siccor Sisters und Bilderbuch. Darüber hinaus prangt auf dem Cover des Debüts „Extra“ eine große Wurstsemmel. Alleine dafür kann man die Band Lorbeeren lieben. Zum Release der Platte, an der sie über einem Jahr gearbeitet haben, veröffentlichen Lorbeeren letzten Freitag das Video zu „Mich zaht das nicht“.

Es ist ihr poppigster Song, der irgendwo zwischen den Pixies und Wheatus’ „Teenage Dirtbag“ rangiert. Oder vielleicht doch ein versteckter Avicii Song, wie die Band meint? Auf alle Fälle ist es ein gewitzter und politischer Song über eine andere Form des Widerstands. Ähnlich dem Fuzzman, der das „Tachinieren“ propagiert, leben uns Lorbeeren eindrücklich das Prokrastinieren vor.

Euhoniques - „No Fear“

„Smooth“ ist nicht nur der Titel des Albums, das Euphoniques diesen Sommer veröffentlicht haben. Es ist auch genau das richtige Wort, das den Sound repräsentiert. Es ist eine Mischung aus Neo-Soul, R’n’B und Jazz, die mich ja ein bisschen an die Mitte 80er Richtung Acid Jazz erinnert. Die Songs schreibt Gitarristin Elena Todorova, die warme und sehr soulige Stimme gehört Marjorie Etukudo. Zusammen schreiben sie Songs, die uns anspornen sollen, unseren Träumen zu folgen, nicht aufzugeben, an uns zu glauben und die Liebe ins Leben zu lassen.

Dazu gehört auch, durch die Angst zu gehen, sie hinter sich zu lassen, um ein selbstbestimmteres Leben zu führen. Darum dreht sich auch die neue Single „No Fear“. Das Video wechselt zwischen den Aufnahmen beider Musikerinnen und einem Mann, der im Krankenhaus mit einer erschütternden Diagnose konfrontiert ist.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Wir haben die junge Sängerin und Produzentin Lisa Pac in ihrem Studio besucht. An dem Tag ist ihre neue Single „Helium“ erscheinen. Jetzt gibt’s zu dem luftig-leichten, international klingenden Popsong ein Video, mit viel Sonne, blauem Himmel und lustigen, privaten Social-Media-Clips.
  • „Irgendwas zwischen Frank Zappa und Britney Spears“, so liest man über den Stil der Truppe Hikee Bikini. In Sri Lanka gegründet lassen die fünf Musiker*innen jetzt wieder in Österreich ihre Songs aufschäumen. Also nix wie rein ins „bubble“-bath.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzert-Highlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Bisschen durchgerutscht im ausklingenden Sommer ist das schöne Video von The Sir Teens zu „Let’s Go“, inklusive Wüstenlandschaft, Strandreiten und Babykatzen.
  • Ein surrealistischer Turm mitten in der Natur. Auf der Aussichtsplattform der großen Betonschraube spielt die Tiroler-Wiener-Band Another Vision live ihren Song „Struck“. Das Video dazu macht Geschmack auf die neue EP, die im Dezember erscheinen soll.
  • Und in der letzten Soundpark Sendung hat Host Stefan Trischler die Compilation „Duzz Up vol. 9“ des Labels Duzz Down San präsentiert, sowie „Boom Bap Teil 3 vom Ei“, ein neu veröffentlichter Hip Hop Sampler von 1991. Außerdem hat er mit den Betreibern des Reissue-Labels „Edition Hawara“ gesprochen.

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