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Kraftklub-Sänger Felix Kummer

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Kraftklub-Sänger Felix Kummer rappt jetzt alleine

Er wollte mal was anderes machen. Deshalb hat Felix Kummer, Sänger der Indie-Band Kraftklub, ein ernstes und persönliches Rap-Album aufgenommen.

Von Felix Diewald

Warum, ist die naheliegende Frage, entscheidet sich der Sänger einer erfolgreichen Indie-Band dazu, ein Solo-Projekt als Rapper zu machen? Felix Kummer lacht. Er hat diese Frage schon erwartet. Über die Jahre, erklärt er, haben sich viele Texte angesammelt, die zu persönlich waren, um sie mit seiner Band Kraftklub aufzunehmen. „Ich wäre mir komisch vorgekommen, wenn ich nach unseren langen Kraftklub-Probe-Sessions zu den anderen gesagt hätte: He, habt ihr Bock auf noch einen Song, einen der nur von meinem Innersten, meinem Seelenleben handelt?”

Zwar gab es auf bisherigen Kraftklub-Platten immer auch schon ernste und düstere Songs (etwa „Melancholie” oder „Ritalin/Medikinet”), aber nichts war so direkt und zur eigenen Person wie die Texte auf "KIOX“, dem neuen Album von KUMMER, wie sich der Künstler jetzt nennt. Exemplarisch dafür ist Vorab-Single „Bei Dir”. Da heißt es etwa: “Ich bin ein bisschen kompliziert/ ich hab nie so richtig funktioniert/ ich bin defekt, so oft mit Menschen kollidiert/ Und im Endeffekt ist alles ständig eskaliert/

Aggressive Beats & neue Themen

Auf „Nicht die Musik”, dem Opener-Track seines Debüt-Albums „KIOX” wird klar, worauf man sich hier musikalisch einstellen kann: auf kompromisslosen Rap unter düsteren, aggressiven Beats. Inhaltlich aber ohne das veraltete Männlichkeitsbild von Rappern wie Kollegah, der explizit gedisst wird: „Jetzt wird in die Hände gespuckt für die Boss-Transformation/ Eine Generation-Alpha an Selbstoptimierern wird Modus-Mio-isiert. Lieder von Siegern über das Siegen/ Alles erlaubt, außer Verlieren/

KUMMER hat andere Themen als die meisten Deutschrapper, die gerade weit oben sind in den Streaming-Charts. So berichtet er von seiner Heimatstadt Chemnitz in Sachsen, wo er aufgewachsen ist und immer noch lebt. Der Song „9010” benannt nach der damaligen Postleitzahl der Stadt, erzählt etwa, wie es ist, den Skinhead, der Kummer früher beim Fortgehen auf die Fresse gegeben hat, heute wiederzutreffen. Ich würd gern mit dem Finger auf dich zeigen/ schaut ihn euch an, dieses dumme Stück Scheisse/ Aber nein, jetzt nach all der Zeit, nach all den Jahren, tust du mir auf einmal Leid/

„Viel unironischer als Kraftklub“

„Es ist natürlich eine andere Stimmung, die ich da gesucht habe”, sagt Felix Kummer über sein neues Solo-Projekt. „Es ist auch viel unironischer als Kraftklub.”, fügt er hinzu. Das macht sich vor allem an Stellen bemerkbar, wo man – wie klassischen Kraftklub-Songs – ein ironisches Element, oder eine witzige Brechung erwarten würde. Solche Passagen fehlen bewusst auf den Rap-Tracks von KUMMER. Oder wie er selbst rappt: „Du meinst in der Hook kommt noch ein lustiger Vergleich?/ Aber nein!”.

Felix Kummer

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Babysitter Trettmann

Das Album „KIOX” ist auch eine Hommage an Kummers Vater. Der besaß früher ein gleichnamiges Plattengeschäft in Chemnitz, in dem Felix Kummer mit seinem Bruder auf dem Dreirad durch die Gänge fuhr. „Wir sind mit Musik zum Anfassen aufgewachsen.” Einer der Angestellten damals ist heute selbst Rap-Star: Trettman. „Wir waren”, sagt Kummer, „sehr lebhafte Kinder. Trettmann hatte deshalb eine Doppel-Aufgabe: Er musste Platten-Verkaufen und auf uns Aufpassen.”

Auf dem Album ist auch die österreichische Rapperin KeKe auf dem Song „Aber nein" zusammen mit Lgoony vertreten. Kummer entdeckte sie schon sehr früh via Instagram. „Ich war voll happy, weil ich selbst schon so lange Kraftklub höre”, erinnert sich KeKe. Auch wenn es vielleicht naheliegend gewesen wäre, KeKe, die ebenfalls eine ausgezeichnete Sängerin ist, einen Refrain singen zu lassen, entscheidet sich Kummer anders. „Ich fand’s grade geil, sie nicht auf einen RnB-Joint zu holen, sondern auf den rappigsten Song des ganzen Albums.”

Eigenes Plattengeschäft für Release

Für den Release am Freitag, den 11. Oktober, hat sich KUMMER was Besonderes in Anlehnung an den alten Store seines Vaters überlegt. Anstatt seine Platte als Vinyl und CD in den Elektro-Fachmarkt zu stellen, macht er von heute bis Sonntag seinen eigenen Plattenladen in Chemnitz in einem ehemaligen DDR-Beisl auf. Dieser hat nur dieses Wochenende offen und verkauft nur ein einziges Album: seines. „Da bin ich bis zum Schluss noch bei der Platte dabei. Weil sie sehr persönlich ist, freue ich mich, sie auch persönlich den Leuten in die Hand zu drücken."

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