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Foals

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Foals sind unser Artist of the Week

Die englische Band Foals veröffentlicht den zweiten Teil ihres Doppelalbums „Everything Not Saved Will Be Lost“. Frontmann Yannis Philippakis steuert die Foals damit durch stürmische Gewässer, hin zur besten britischen Band der Gegenwart.

Von Eva Umbauer

Yannis Philippakis ist ein intensiver Mensch und Künstler. Einen Platz an der renommierten Universität von Oxford in England hätte er gehabt, er wollte aber lieber in einer Band sein. Die Foals veröffentlichten vor elf Jahren ihr erstes Album, inzwischen ist man bei Longplayer Nummer sechs angekommen. „Everything Not Saved Will Be Lost“ setzt dort an, wo „Everything Not Saved Will Be Lost Part 1“, das letzten Frühling erschienen ist, aufhörte.

„The two albums are intimately intertwined.“ - Yannis Philippakis, Foals

Das Ende des ersten Teils der beiden Alben war eine Art Cliffhanger. Der Song „I’m Done With The World & The World Is Done With Me“ ließ einen resignativen Yannis Philippakis zurück. In diesem wunderschönen Piano-Song singt Yannis von einem verletzten Fuchs in seinem Garten, davon dass es immer heißer wird und die Hecken brennen. Klimawandel. Artensterben. Nun zählt der Rotfuchs nicht zu den vom Aussterben bedrohten Arten, aber Yannis und die Foals lieben dieses Tier.

Foals und der Fuchs

Den verletzten Fuchs im Garten von Yannis Philippakis gab es tatsächlich. Yannis lebt im wenig glamourösen Südlondoner Stadteil Peckham, und nachts wenn er nicht schlafen kann, aufsteht und einen Schluck Wasser trinkt, sieht er immer wieder Füchse. „The fox in the urban environment is surreal to see, and mystical, like from a different world than the world we have constructed“, sagt Yannis Philippakis. Auch als er einmal spätabends vom Aufnahmestudio heimging, sah er einen Fuchs - weil er gerade über Songtexte nachdachte, inspirierte ihn der Fuchs. Dieses Tier kommt etwa auch in „Syrups“ vor, einem der Songs auf dem ersten Teil vom Album „Everything Not Saved Will Be Lost“.

Albumvcover Foals "Everything Not Saved Will Be Lost"

Foals

„Everything Not Saved Will Be Lost“ von Foals erscheint am 18.10.2019 bei Warner Music.

Zurück aber zum verletzten Fuchs im Garten von „I´m Done With The World...“. Yannis Philippakis rief einen Tierschutznotruf an, um zu fragen was er mit dem verletzten Tier tun soll. Wir kommen, hieß es am anderen Ende der Leitung. Und: Yannis soll den Fuchs inzwischen füttern. Er gibt dem Tier Pastrami, weil er gerade nichts Anderes im Kühlschrank hat. Der Fuchs bleibt noch eine Weile, plötzlich ist er aber verschwunden.

Für Yannis Philippakis sind Füchse, „a powerful symbol of something wild within the urban environment“, wie er im FM4-Interview zu den beiden Alben „Everything Not Saved Will Be Lost“ erzählt. Und Yannis Philippakis geht noch weiter: „I´d like to think of the future, if there´s no people left in London, in some post-apocalyptic event, that the foxes will still be here roaming the streets.“

Gegensätze und Zusammenspiel

Im ersten Teil von „Everything Not Saved Will Be Lost“ geht es um ein Wrack, etwas das an die Wand gefahren wurde, eine Situation, die komplett schiefgelaufen ist, ja, ein schlimmes Ende. Im nun folgenden zweiten Teil des Albums aber sammeln wir mit den Foals die Scherben auf. „Pick yourself up and go again, continue through the wreckage“, beschreibt es Yannis Philippakis. Musikalisch könnte es keinen größeren Gegensatz geben zwischen dem Ende von Teil eins und dem Anfang von Teil Zwei: Nach dem kurzen Instrumental „Red Desert“ folgt der erste Song „The Runner“. Yannis Philippakis liebt die Natur. Dort fühlt er sich am besten und zufriedensten und auch das wollte er in der Platte festhalten.

Es gibt auf „Everything Not Saved Will Be Lost“ mehrere Tracks, die jeweils miteinander korrespondieren, die zusammenhängen, ja, vielleicht sogar Zwillinge sind, etwa „Rue d´Athens“ und „Ikaria“. Ein kurzes Instrumental aus der dritten Single, „Into The Surf“, findet sich schon in „Surf Pt.1“ am ersten Teil des Albums.

Griechenland als Zufluchtsort

Yannis Philippakis hat ein besonderes Verhältnis zu Griechenland - sein Vater ist Grieche. Die Familie von Yannis Philippakis lebte in Südafrika, bis Yannis vier Jahre alt war und die Eltern sich trennten. Mit seiner aus der Ukraine stammenden Mutter lebte Yannis fortan in Oxford in England, wo er später die Foals gründete.

Immer wenn etwas für Yannis Philippakis in England nicht so gut lief, haute er ab nach Griechenland. Es war immer sein Refugium. Aber jetzt ist es das nicht mehr so oder zumindest nicht mehr so stark, schließlich kann man vor dem Klimawandel praktisch nicht wegrennen, und auch „political disruption“ ist praktisch überall: „Nowhere really is safe“, wie Yannis Philippakis meint. Im Song „Neptune“ geht es genau darum.

Foals

Foals

Foals - das sind Yannis Philippakis, Jimmy Smith, Edwin Congreave und Jack Bevan.

Der römische Gott Neptun ist der Gott des Meerwassers und auch des Süßwassers, seine Brüder sind Pluto und Jupiter und gemeinsam wachen sie über Himmel, Erde und Unterwelt. In der griechischen Mythologie ist Neptun als Poseidon bekannt. „Neptune“ von den Foals ist der Album-Closer, also das letzte Stück am Album, das eine richtig gute Tour-de-Force ist, ein Zehnminüter samt tollem Improvisations-Teil, der davon erzählt, dass der Mensch nur eine Zeit lang auf der Welt ist.

Letztlich geht es in „Neptune“ insgesamt um „departure, departing your physical body, it´s about death“, erzählt Yannis Philippakis. Yannis Philippakis ist Anfang 30, aber er denkt oft an den Tod, etwa weil er spürt, wie seine Eltern älter werden, seine Mutter, die er so oft wie möglich in Oxford besucht.

„Our attachment to places is temporary.“

Jeremy Pritchard als geliehener Bassist

Beide Alben „Everything Not Saved Will Be Lost“ entstanden ohne den Foals-Bassisten Walter Gervers. Walter war Gründungsmitglied und verließ die Band letztes Jahr. Bei den Aufnahmen der neuen Songs im Studio übernahm Yannis Philippakis selbst den Bass, bei den heurigen Konzerten der Band sprang Jeremy Pritchard von der englischen Band Everything Everything ein. Er passte wirklich gut zu den Foals und sang auch die hohen Passagen in den Backing Vocals. Leider ist Jeremy Pritchard nur geliehen und muss wieder an seine Stammband zurückgegeben werden.

Zum Schluss noch ein letzter Höhepunkt am neuesten Foals-Album: „Dreaming Of“. In diesem Song geht es darum, dass es oft wichtig ist kurz zurückzuschauen, dann aber, so sagt Yannis Philippakis, „remind yourself of running forward - into a great unknown.“ Foals. Die beste Band Großbritanniens. Punkt.

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