FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Terminator

Cent Fox

„Terminator: Dark Fate“ - Recycling ohne Überraschungen

Darf man sich auf den Sci-Fi-Blockbuster, der Linda Hamilton, Arnold Schwarzenegger und James Cameron endlich wieder vereint, uneingeschränkt freuen? Leider nicht.

Von Christian Fuchs

„I’ll be back“: Ohne eine Anspielung auf den vielleicht berühmtesten Oneliner aller Zeiten kommt kein Film der „Terminator“-Reihe aus. Und auch im neuesten Teil wird der wohlbekannte Spruch wieder zitiert.

Dass er zurückkommen wird, ist aber ohnehin nie zur Diskussion gestanden. „Man kann Arnold Schwarzenegger nicht vom Set eines ‚Terminator‘-Films fernhalten“, sagt sinngemäß Regisseur Tim Miller in einem Interview. Nur einmal hat der Hollywood-Star in all den Jahren die Rolle ablehnen müssen, weil er gerade als Gouverneur von Kalifornien beschäftigt war. In „Terminator: Dark Fate“, gedreht vom „Deadpool“-Regisseur Miller, greift Arnie aber wieder verlässlich zur Pumpgun. Die körperliche Hülle, über dem Endoskelett des T-800, ist mittlerweile die eines ergrauten Pensionisten.

Die Sensation ist allerdings ihre Rückkehr. Im ersten Drittel von „Dark Fate“ steht Sarah Connor auf einmal plötzlich da. Ebenfalls gealtert, aber topfit. In Militärkleidung und schwer bewaffnet, wie wir sie als Widerstandskämpferin in Erinnerung haben. Connor macht auch 2019 keine Gefangenen. Ihr Ziel: Die Terminatoren aus der Zukunft zu zerstören, die noch immer in regelmäßigen Abständen in der Gegenwart eintreffen.

Terminator

Cent Fox

Weibliche Ikone des Actionkinos

Im originalen „Terminator“ von James Cameron, der 1984 auf bahnbrechende Weise wahnwitzige Action, Zeitreiseideen und mitreißendes Gefühlskino vermischte, darf die Figur als naive Kellnerin Sarah noch in Panik ausbrechen. Ist ihr (noch) ungeborener Sohn John doch der wichtigste Rebellenführer im kommenden Krieg gegen die übermächtigen Maschinen – und die zentrale Hoffnung der Menschheit.

Im genialen Sequel „Terminator 2: Judgement Day“ erweitert Cameron 1991 das B-Movie-Szenario zu einer apokalyptischen Vision, die ihresgleichen sucht. Mittendrin: Eine erwachsene, eisenharte Sarah Connor, die zu Recht zu einer weiblichen Ikone des Actionkinos wird.

In „Terminator: Dark Fate“, der direkt an „Judgement Day“ anschließt und die bisherigen Sequels bewusst ignoriert, bekommt Connor nun Unterstützung von toughen jungen Frauen. Und dem unvermeidlichen Arnold natürlich. Trotzdem lebt der Hype um den Film primär von der Präsenz von Hamilton, auf deren Comeback die Fans lange warten mussten. Nach Teil 2 hatte sich die Schauspielerin von dem Franchise zurückgezogen, das war 1991.

Terminator

Cent Fox

Digitaler Look, unüberzeugende Effekte

Als Reaktion auf diese Verweigerung wird Sarah Connor in „Terminator 3: Rise Of The Machines“ für tot erklärt, „Terminator Salvation“ kreist ganz um ihren Sohn John. Hamilton spielt inzwischen lieber in TV-Serien statt in fragwürdigen Fortsetzungen der Sci-Fi-Saga.

Zuletzt verkörpert im abstrusen inhaltlichen Reboot „Terminator: Genysis“ die junge „Game of Thrones“ Darstellerin Emilia Clarke die Figur der Sarah Connor, was nur bedingt funktioniert.

Hat sich die letztliche Rückkehr von Hamilton gelohnt? Schließlich ist auch „Terminator“-Erfinder Cameron neuerdings wieder dabei, allerdings nur als Produzent.

Die gute Nachricht: „Dark Fate“ ist nicht so misslungen wie manche seiner Vorgänger. Aber das richtige „Terminator“-Feeling stellt sich leider nicht ein. Schon alleine ästhetisch nicht. Da sieht der digitale Look des Films zu sehr nach Fernsehen aus, um an die Tech-Noir-Ästhetik von Camerons Meilensteinen anzuschließen. Die omnipräsenten Computereffekte wirken nicht überzeugend, was die geballte Action - zu Land, im Wasser und in der Luft - oft künstlich wirken lässt.

Terminator

Cent Fox

Neuaufguss ohne Überraschungen

Vor allem gibt die mittelmäßige Story, die einfach Schlüsselmomente aus den ersten beiden Teilen recycelt - aufgepeppt mit progressiverer Genderpolitik und Verbeugungen vor der Latino-Community - den Legenden Hamilton und Schwarzenegger viel zu wenig Raum für emotionale Szenen. Von den Newcomern überzeugt nur die großartige Mackenzie Davis als Mensch-Maschinen-Hybrid.

Ja, der Film ist solide, es ist toll einen neuen „Terminator“-Streifen zu sehen, in dem Frauen den Ton angeben und in dem die einmalige Linda Hamilton auftritt, aber all das funktioniert in der Theorie besser als im Kinosessel. Überraschungen bietet „Terminator: Dark Fate“ wirklich keine.

Hardcore-Fans, wie der Schreiber dieser Zeilen, müssen nach dem Neuaufguss und all den anderen missglückten Sequels wohl an ein altes Gesetz der Liebe denken: Wenn man zu oft enttäuscht wird, stumpft man irgendwie ab.

mehr Film:

Aktuell: