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Rex Orange County

Rex Orange County

Wer ist eigentlich Rex Orange County?

Tyler, the Creator hat ihn entdeckt, BBC hat ihn im letzten Jahr zu einer der größten Pop-Hoffnungen gewählt. Nach zwei Jahren Internet-Hype hat er jetzt sein erstes nicht selbst produziertes Album „Pony“ veröffentlicht. Fazit: Wer Rex Orange County noch nicht kennt, sollte sich lieber durch die alten Sachen wühlen.

von Michaela Pichler

Die Geschichte von Rex Orange County klingt wie ein schillerndes Internet-Pop-Märchen: Hinter dem Soloprojekt steckt der 21-jährige Alex O’Connor. Aufgewachsen in in einer kleinen Ortschaft in Surrey im Süd-Osten Englands, beginnt er mit sechs Jahren Schlagzeug zu spielen. Die Gitarre kommt über die Jahre hinzu, mit 16 kommt er auf die BRIT Art School, auf der auch schon Adele und ihre Songwriting-Skills gefördert wurden. In der richtigen Umgebung und mit wachsendem Selbstbewusstsein lädt Alex O’Connor erste Songs unter dem Pseudonym Rex Orange County auf Soundcloud hoch.

2016 entsteht dadurch seine erste Platte in Eigenregie: „Bcos U Will Never B Free“ ist ein smoothes Debüt, das an den englischen Musiker-Kollegen Puma Blue erinnert. Und mit der Zeit geht das Solo-Ding, das sich Rex Orange County nennt, auf: Niemand anderes als Tyler, the Creator entdeckt Rex Orange County. Per E-Mail lädt er ihn für ein Feature auf seiner „Flower Boy“-Platte nach Los Angeles ein. Gemeinsam mit Anna of the North und Corinne Bailey entsteht „Boredom“ – ein atmosphärischer Space-Trip auf fünf Minuten komprimiert.

Risikofaktor Hype

Zwei Jahre ist das nun her. Eine Zeit, in der sich ein ziemlicher Hype um den Shootingstar aufgebaut hat. Der Name taucht in Spotify-Listen auf, Videos wie „Loving is easy“ (www.youtube.com tauchen in jedem Youtube-Feed auf. In der Zwischenzeit hat Rex Orange County einen Plattenvertrag mit Sony an Land gezogen und nun sein erstes nicht selbst produziertes Album „Pony“ veröffentlicht. Das Problem an Hypes ist eigentlich immer dasselbe: Was, wenn die Erwartungen zu groß werden? Ernüchterung und Fall tun auch beim Rezipieren weh. „Pony“ liefert mit zehn Songs groß-arrangierte Pop-Balladen und kleinere Upbeat-Banger. Für dieses Album hat Rex Orange County ordentlich im Instrumentarium gekramt und aufgestockt: Streicharrangements und Bläsersätze („Laser Lights“, „It’s Not The Same Anymore“) in den einen Songs, Vocoder-Experimente, die schon mal an die Chipmunks erinnern („Stressed Out“) oder mehrstimmiger A-Capella-Gesang („Face To Face“) in anderen. Rex Orange County klingt 2019 wie eine Solo-Boy-Band: Bei seinem glattpoliert-mehrstimmigem Gesang würden Take That und NSYNC vor Neid erblassen. Fehlt nur noch eine passende Choreo.

Das Album „Pony“ von Rex Orange County ist via Sony am 25. Oktober 2019 erschienen.

Ein Funken Melancholie

Am besten gelingt dem Engländer die Mischung aus breiten Arrangements und poppigem Songwriting auf „Pluto Projector“. Eine Nummer, die sich langsam aufbaut und auch wieder einen Funken der so geschätzten O’Connorschen Melancholie in sich trägt. Zwischen all den Hintergrund-Chören und der zerlegten Klavier-Akkorde ist Rex Orange County immer noch ein Junge, wie er singt. „I’m still a boy inside my thoughts / Am I meant to understand my faults?“ Ein Junge, der sich auf seinem Album an Themen abarbeitet, die die Adoleszenz mit sich bringt: Erste Liebe in jeglicher Ausprägung - mit Schmetterlingen auf Wolke sieben, sich das erste Mal verstanden fühlen, dann wieder Sehnsucht. Heimweh auf Tour hilft dabei noch weniger.

Auf „Pony“ verbergen sich einige dramatische Momente, die der Pop-Shootingstar gekonnt inszeniert - vor allem auf den ruhigeren, melancholischen Nummern wie „Pluto Projector“ oder „Every Way“. Manchmal fehlt zwischen diesen Momenten allerdings die Tiefe. Zu glatt, zu gebügelt, zu viel Autotune und richtig gute Lyrics, die sucht man mit der Lupe. „Pony“ beginnt zwar mit dem Song „10/10“, in der Gesamtbewertung ist es wohl eher eine 5 ½ / 10.

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