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Luftschacht Verlag

Ein buntes Leben mit Legasthenie

Was haben Goethe, Alfred Hitchcock und Agatha Christie gemeinsam? Aber auch Michael Jackson, Cher und John Lennon? Sie alle hatten eine Lese- und Schreibschwäche. Wie Melin, die Protagonistin in der gleichnamigen farbenfrohen Graphic Novel über Legasthenie von der Illustratorin Rahel Messerli.

Von Zita Bereuter

Rechtschreibfehler macht man schnell einmal, bei einer Lese- und Rechtschreibschwäche nützt aber auch vermehrtes Üben nicht einfach. Abschreiben ist mühsam, freies Schreiben noch schwieriger und auch Lesen ist äußerst anstrengend, weil gewisse Teilprozesse nicht automatisiert sind. Der Umgang mit Zahlen oder Rechts und Links ist auch nicht immer einfach. Mit Intelligenz hat das nichts zu tun. Lese- und Rechtschreibstörungen und Legasthenie sind weiter verbreitet, als man glauben mag. Die vor Kurzem erschienene Graphic Novel „Melin“ kann helfen - mit einer schlauen Geschichte und farbenfroh verspielten Bildern.

Comic-Cover: zwei Kinder im Wald

Luftschacht Verlag

Rahel Messerli: Melin, Luftschacht Verlag 2019

Die kleine Melin freut sich sehr auf die Schule. Anfangs ist auch alles prächtig – alle lernen schreiben und lesen und alle machen die gleichen Fehler.

Schon bald ist das anders und es häufen sich die Fehler vor allem bei einer: bei Melin. Ihre Arbeitsblätter und Hefte kommen rot zurück - voller Korrekturen und Anstreichungen. Wie sehr Melin auch übt und lernt und sich anstrengt, die Fehler bleiben. Schließlich stellt man die Ursache fest: eine Lese- und Rechtschreibstörung, kurz LRS oder auch Legasthenie.

Der mühsame Alltag mit LRS wird in diesem Buch in farbenfrohen und luftigen Aquarellzeichnungen dargestellt. Einfach, klar und äußerst ansprechend sind die Zeichnungen der Schweizer Illustratorin Rahel Messerli.

Es ist ein Buch, das den Umgang mit einer Lese- und Schreibschwäche thematisiert und sich an Betroffene richtet. Das bildgewaltige Buch ist in dieser Form eine Ausnahme. Denn man findet zwar sehr viel Fachliteratur, aber die ist meist auch sehr textlastig. Gerade bei diesem Thema sei das doch irgendwie ironisch, meint die Autorin Rahel Messerli.

Mit „Melin“ zeigt sie, wie Legasthenie auch leicht und verständlich erklärt werden kann, und auch, wie Lese- und Rechtschreibstörung und seine Tücken im Alltag nachvollziehbar sind. Messerli zeigt zum Beispiel, wie sich Lesen mit dieser Schwäche anfühlt: wie ein seitenlanger Text voller Sonderzeichen.

Spezielle Schrift

Besonders ist auch die verwendete Schriftart: OpenDyslexic von Abelardo Gonzalez. Man braucht möglicherweise ein geschultes Auge, um die etwas besonderen Buchstabenformen zu erkennen, die meist im untersten Bereich etwas kräftiger sind. Tatsächlich aber hilft die Schrift dabei, Buchstaben weniger zu verwechseln.

Rahel Messerli, geboren 1985 in Bern, arbeitete für längere Zeit als Grafikerin in Wien. Später studierte sie Illustration Fiction an der Hochschule Luzern und ist seither als Illustratorin und Grafikerin in einem Gemeinschaftsatelier in Bern tätig. Seit 2016 unterrichtet sie an der Schule für Gestaltung in Basel.

Das kleine Mädchen Melin trifft schließlich auf eine herzliche Förderlehrerin, die viel Wert auf Entlastung legt und spielerisch für Erfolgserlebnisse sorgt. Ganz nebenbei bekommt man so kleine Hinweise und Tipps.

Die Illustratorin und Autorin Rahel Messerli hatte früher selbst Lese- und Schreibprobleme. Autobiografisch ist das Buch aber keineswegs. Im Nachhinein wünschte sie sich, dass sie das gemacht hätte, was im Buch steht: sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren und das machen, was einem liegt und Freude bereitet. Ihr war es wichtig, eine positive Geschichte zu erzählen, die Mut macht und Verständnis weckt. Das ist Rahel Messerli mit „Melin“ wunderschön gelungen!

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