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„Es war schlecht, und da wussten wir, dass es passt.“

Die burgenländische Surf-Punk-Band Death Before Digital ist vor wenigen Wochen mit einer Yung-Hurn-Video-Parodie aufgefallen. Jetzt haben sie ihre zweite EP „Killed“ veröffentlicht. Ein Gespräch über ihre Musik, die Arbeit am Selbst, Trump und Bilderbuch.

Von Daniela Derntl

Sie machen laut Eigendefinition „Surf Punk’n‘Pop Deluxe“ und klingen mit ihrem bierbeschwingten, hingerotzten Hedonismus wie die österreichische Version von Fidlar. Die Rede ist von Death Before Digital, die Mitte Dezember ihre zweite EP „Killed“ veröffentlicht haben. Vor ihrem Auftritt im Wiener B72 habe ich die selbsternannten „Lurchen aus dem Boogieland“ zum Interview getroffen.

FM4: Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie ist die Idee entstanden, eine Band zu gründen?

Stephan: Angefangen hat es vor vier Jahren, als ich gerade aus meiner alten Band ausgestiegen bin, weil ich mich auf meine Arbeit konzentrieren wollte und die wollten alles so ernst machen. Mein Schlagzeug ist dann daheim verstaubt und ich dachte mir, es wär schad’ drum, wenn es jetzt nur rumsteht. Ich kenn den Xandi schon länger, den Patrick hab ich damals noch nicht gekannt. Ich hab dann in einer Facebook-Gruppe gesehen, dass er einen Schlagzeuger und einen Bassisten sucht. Ich hab mir gedacht, ich schau mir das einmal an, weil es wird zumindest lustig, egal, was es wird. Dann haben wir uns am Valentinstag 2015 in der Cselley Mühle getroffen und nach ein paar Bier haben wir uns dann gedacht, wenn dort irgendwelche Akustik-Bands Akustik-Mucke machen können, dann können wir auch Ramones spielen. Es war schlecht, und da wussten wir, dass es passt.

FM4: Ihr spielt in der Besetzung Gitarre/Gitarre/Drums. Warum gibt es keinen Bassisten?

Patrick: Es hat sich nicht ergeben. Es hat mit den Gitarren besser harmoniert, und nachdem es so gut passt zwischen uns drei, lassen wir es mit dem Bassisten gleich ganz bleiben.

FM4: Eure erste EP hat „Kill Yourself“ geheißen, die Zweite heißt „Killed“. Wie wird dann die Dritte heißen?

Stephan: Eigentlich war das Thema jetzt für uns abgeschlossen, weil mehr als „Killed“ geht eh nicht.

FM4: „Buried“!

Stephan: „Buried“ würde noch gehen, und dann vielleicht „Reborn“ - oder sowas. Aber ich glaube, dass wäre uns dann schon ein bisschen zu einfach. „Kill Yourself“ heißt ja auch nicht, dass man sich aufhängen soll, sondern dass man schaut, dass man aus seinem Ego ein paar Sachen herausstreicht und an sich selber arbeitet, was auch die neue Platte „Killed“ für uns darstellt. Wir haben uns verändert. Es gibt ein paar Sache, die wir hinter uns gelassen haben. Und wir haben mit einem Kapitel abgeschlossen, und mit etwas Neuem gestartet. Wir haben quasi ein paar Sachen für uns gekilled.

FM4: Was ist denn jetzt anders an dieser „Killed“-EP? Was genau habt ihr denn gekilled?

Alexander: Es geht im Grunde in den Texten viel darum, an sich selbst zu arbeiten und selbstreflektierend zu denken. Auch was den ganzen Einfluss von den Menschen um dich betrifft et cetera. Bei „Killed“ kommt halt irgendwie zum Ausdruck, dass man versucht, nicht irgendwie ein Arschloch zu sein.

FM4: Sprechen wir über den Song, der momentan auf FM4 rotiert: ILYFMMTY („I Like Your Friends Much More Than You”). Um was geht es in dem Song?

Alexander: Im Grunde geht es um überhebliche Menschen, die das auch nach Außen tragen.

FM4: Da war es dann naheliegend, dass man beim Video eine Yung-Hurn-Parodie macht? Oder wie ist diese Idee entstanden?

Patrick: Das war durch Zufall. Wir haben das Yung-Hurn-Video im Hintergrund laufen gehabt, während wir unsere Nummer gehört haben. Und da haben wir uns gedacht, dass das super passt. Machen wir das doch so - warum nicht?

FM4: War das Nachstellen des Yung-Hurn-Videos so lustig, wie man vermutet?

Stephan: Im Grunde anstrengender, als gedacht, weil du fixe Vorgaben hast. Es war dann schon zach, eine ganze Nacht durch Wien zu rennen, und zu schauen, dass man die ganzen Shots reinkriegt. Aber natürlich war es auch sehr spaßig. Du musst halt einfach nur komplett blöd sein im Kopf, und du musst dir diese Moves aneignen, die für uns nicht so zur Normalität gehören.

FM4: Der Song „Beachparty Clementine“ ist auch sehr stimmig. Was könnt ihr über diese Nummer verraten?

Death before digital

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Stephan: Das war die Nummer, mit der ich mich am meisten reflektieren konnte zu dem Zeitpunkt. Ich war früher viel auf Reisen, und bin dann 27 geworden und mir ging dann alles ein bisschen auf den Sack. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mit meinem Leben hinsoll. Irgendwie ist es schön, sich diese Nummer anzuhören, es ist aber auch ein bisschen Melancholie dabei. Man versetzt sich schon sehr gerne zurück an frühere Zeiten und andere Orte.

FM4: Ihr seid schon viel herumgekommen. Ihr habt in Deutschland, Spanien und Rumänien gespielt. Wie kann man sich Death Before Digital live vorstellen?

Alexander: Live auf jeden Fall mit viel Energie und viel Spaß.

Patrick: Viel Liebe!

Stephan: Wir versuchen, eine gewisse Leichtigkeit in das Ganze hineinzubringen. Wenn du vielleicht einmal einen nicht so coolen Tag hast, dann kommst du zum Konzert und denkst dir vielleicht: ich hab jetzt genug Bier getrunken und es ist leiwand! (Lacht)

FM4: Stichwort Leichtigkeit - in eurem Pressetext steht, dass ihr „Pure Leichtigkeit mit mittelschwerer Depression verbindet“. Die Depression würde ich euch nicht unbedingt anhören - außer in dem Song „Suffer“. Um welches Leiden geht es da?

Alexander: Im Grunde ist es ein Song über das ganze Schlechte, das zurzeit überall passiert. In Amerika – oder egal wo. Ich will jetzt nicht unbedingt politisch werden, aber das ganze Rechte ist schon sehr präsent - und es war vor allem Trump, der mich bei dem Text beeinflusst hat.

FM4: Was sind eure Vorbilder? An wem orientiert ihr euch?

Patrick: Sehr viele australische Surf-Punk-Bands und teilweise auch amerikanische West-Coast-Bands wie Fidlar. In dieser Richtung orientieren wir uns.

Alexander: Bilderbuch!

FM4: Bilderbuch kommen ja auch in dem Video von ILYFMMTY vor. Da werden ja verschiedene Dinge gemacht auf einem Poster von Maurice Ernst. Ihr seid also große Fans?

Alexander: Auf jeden Fall! Wir alle. Wir feiern das extrem, wie sie sich darstellen und was sie alles machen. Egal was. Es ist immer irgendwie geil und überraschend. Das hat jetzt nichts Negatives, dass wir diese Sache auf seinem Bild praktizieren.

Stephan: Im Gegenteil. Wir haben dieses Maurice-Ernst-Bild zuhause hängen. Somit kann es gar nicht negativ sein. Ich hab es von Alexander und Patrick zum Geburtstag bekommen, weil es naheliegend war, dass so etwas in unsere Wohnung gehört. Die Wände waren noch leer, und es gab tatsächlich die Überlegung, dass wir uns komplett mit Bilderbuch zuhängen. Und dann bin ich eines Tages heimgekommen und da lag dieses riesengroße Bild von Maurice auf meinem Bett. Sie sind einfach Legenden!

FM4: Was sind eure Pläne für 2020?

Stephan: Es stehen Touren an. Ende Juni wird es wahrscheinlich eine Ost-Europa-Tour geben. Für den Herbst planen wir auch eine Tour – und Ende 2020 soll es eine intensive Songwriting-Phase für das erste Album geben, dass dann irgendwann rauskommen soll.

FM4: Danke für das Gespräch!

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