„Global Game Jam 2020“: Wenn in 2 Tagen tausende neue Spiele entstehen

Beim Global Game Jam haben Games-Enthusiasten zwei Tage Zeit, um neue nicht-kommerzielle Videospiele zu kreieren. In über 110 Ländern formieren sich Kleingruppen und entwickeln Spielkonzepte, die weltweit dasselbe Motto haben: Reparieren.

Von David Riegler

Schon zwei Stunden vor dem offiziellen Start des Global Game Jams, wird in einem Saal der TU Graz gerätselt, was das heurige Motto sein könnte. Knapp über 50 Teilnehmer*innen sind heuer in Graz dabei, mit den unterschiedlichsten Talenten und Erfahrung im Bereich der Videospiel-Entwicklung.

Motto: Repair

Um punkt genau 17 Uhr am Freitag ist es dann soweit: Das diesjährige Motto wird bekanntgegeben und es lautet: Repair. An allen Standorten in 119 verschiedenen Ländern beginnen die Gruppen nun unter diesem Motto Spielideen zu entwickeln.

Es beginnt mit einem großen Brainstorming, bei dem alle möglichen Ideen an die Tafel geschrieben werden und jede Person bekommt die Gelegenheit eine oder mehrere Ideen zu pitchen. Spannend ist dabei, wie unterschiedlich die verschiedenen Zugänge sind. Während manche Spielkonzepte das Thema sehr wörtlich nehmen und Spiele mit Reparaturwerkstätten vorschlagen, gehen manche das Thema abstrakter an und denken an ein Spiel, in dem man Beziehungen reparieren muss.

Teamwork, Organisation und Kommunikation

Doch nur wenn sich genug Menschen für ein Thema interessieren, wird es auch umgesetzt, daher wird nun aussortiert. Bei der Aufteilung der Themen ist großes Organisationstalent gefragt, denn idealerweise finden sich Menschen mit verschiedenen Spezialgebieten zusammen: Gamedesign, Technik und Gameplay, Musik und Sounds und eine gute Dramaturgie.

Die Zusammenarbeit mit Menschen, die man nicht kennt, ist eine große Herausforderung. Doch für Peter Oberrauner aus dem Organisationsteam, ist es genau das, was einen guten Game Jam ausmacht: „Game Development ist eine sehr internationale Disziplin, wo man typischerweise mit Leuten von überall auf der Welt zusammenarbeitet. Solche Events wie der Global Game Jam fördern die Community einfach unglaublich.“

Vom Bienenstock in die Schmiede

Tatsächlich finden die meisten Gruppen schnell ihren Groove und die Spielkonzepte nehmen rasch Form an. Die Gruppe „Virgin Bee“ hat ihr Konzept schnell gefunden. Ein Bienenstock ist chaotisch durcheinandergeraten und als Bienenherrscher muss man die einzelnen Teile wieder zusammenfügen. Eine andere Gruppe wird einen Virtual-Reality-Schmied erschaffen, bei dem man mit einem Hammer auf verbogene Werkzeuge einschlagen kann.

Während der Entwicklungsphase sind die verschiedenen Gruppen weltweit miteinander verbunden und tauschen sich über Twitter aus. Manche Gruppen haben sogar einen Live-Twitch-Stream eingerichtet, bei dem man die Fortschritte beobachten kann. In Österreich macht neben Graz auch eine Gruppe in St.Pölten mit. Bei beiden Game Jams ist die Teilnahme kostenlos und offen für alle.

Tausende Spiele von Neuseeland bis Hawaii

Am Montag den 03. Februar werden tausende kleine Spiele entstehen, die auf der Homepage des Global Game Jamsveröffentlicht werden, sobald auch das letzte Team auf Hawaii die 48 Stunden abgeschlossen hat. In den meisten Fällen kommen auch spielbare Ergebnisse heraus und einige wenige schaffen es sogar weiterentwickelt zu werden zu einem größeren Indie-Game.

Doch auch wenn aus dem Game nichts wird, hat man das Ziel eines Game Jams erreicht, denn es geht nicht darum besonders gute Produkte zu erschaffen, sondern um Teamwork, kreativen Austausch und Spaß beim leidenschaftlichen Entwickeln neuer Ideen zu haben.

Außerdem kann man nirgendwo sonst derartig frei und nichtkommerziell an einem Spiel arbeiten, denn beim Global Game Jam geht es nicht darum Investoren zufriedenzustellen, sondern einfach etwas zu erschaffen, was einem selbst und den Spieler*innen Freude bereitet.