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Admiral Kino

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Kleine Kinos in der Krise

Im letzten Jahr musste das Wiener Bellaria Kino schließen. Und auch das Admiral Kino im siebten Wiener Bezirk strauchelt. Wie geht es weiter mit den Programmkinos in Zeiten des Streamings?

Von Jan Hestmann

Seit 1913 gibt es das Admiral Kino im siebten Wiener Gemeindebezirk, seit 107 Jahren also. Es befindet sich am Eck der Durchzugsstraße Burggasse nahe der Station der U6. Erst vor vier Jahren wurde das Wiener Einsaalkino renoviert. Ende letzten Jahres hieß es dann, dass es aus finanzieller Not heraus möglicherweise bald zusperren müsse. Erst kurz zuvor musste das ebenso alte Wiener Einsaalkino, das Bellaria, tatsächlich schließen.

Grund seien sinkende Besucher*innenzahlen, sagt Michaela Englert, seit zwölf Jahren Geschäftsführerin des Admiral Kinos in der Burggasse. Die hätten sich in den letzten vier Jahren halbiert.

Weniger Kinobesucher*innen, mehr Filme

Wie steht es generell ums Kino? In Österreich sind die Besucher*innenzahlen in den letzten Jahren konstant zurückgegangen: Im Jahr 2015 wurden noch knapp 16 Millionen Tickets verkauft, 2018 waren es noch knapp 13 Millionen Kinotickets in insgesamt 142 Kinos. Das geht aus dem letzten Filmwirtschaftsbericht des Österreichischen Filminstituts hervor.

Während die Zahl der Kinobesucher*innen in Österreich sinkt, steigt das Angebot der Filme. Liefen 2015 noch 431 Filme im Kino, waren es 2018 schon 481. Um ein Vielfaches größer wird das Gesamtangebot an Filmen, wenn man die unzähligen Streaming-Anbieter miteinrechnet. Die sind auch die größte Konkurrenz zum Kino - und speziell die kleinen Programmkinos bekommen das schmerzlich zu spüren, wenn der Kinosessel immer öfter durch die Couch zuhause ausgetauscht wird.

Admiral Kino

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Kino soll sich neu erfinden?

Mittwoch Nachmittag fand im Admiral Kino eine Diskussion mit dem Titel „Wie geht es weiter mit den Wiener Kinos?“ statt. Das Thema interessierte offenbar viele, so war der Kinosaal an diesem Nachmittag bis auf den letzten Platz besetzt.

Am Podium Platz nahmen unter anderem die Nationalratsabgeordnete Eva Blimlinger, Vorsitzende des Kuturausschusses, Veronica Kaup-Hasler, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft sowie Wiener Kinobetreibende teil. Admiral Kino-Geschäftsführerin Michaela Englert führte durch die Diskussion.

Dabei wurde davon geredet, dass sich die kleinen Kinos neu erfinden müssten und die kleinen Programmkinos sich untereinander besser vernetzen sollten. Was das neu erfinden betrifft, so hat Englert eine andere Meinung. Auf manche gute Kulturtechniken, wie eben dem Kino, müsse man beharren. Das Problem ist die Vermittlung dieser Kulturtechnik heutzutage: „Es ist schade, dass viele Jugendliche nicht mehr lernen, ins Kino zu gehen.“

Durch die richtige Vermittlung müsse ein neues Kinopublikum generiert werden. Es habe zum Bespiel sehr geholfen, als der Bezirk Neubau kürzlich eine Kinogutschein-Aktion durchgeführt hat und so Menschen ins Admiral Kino gelockt hat, die dort noch nie zuvor waren. Das helfe auch, dem Schmuddel-Image der Programmkinos entgegenzuwirken, so Englert.

Admiral Kino

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Mehr Geld von der Stadt Wien

Ein Signal setzt dabei auch die Stadt Wien, die die Förderung für Programmkinos heuer erhöhen will. Das verdopple etwa die Förderung für das Admiral Kino, sagt Englert, und rette ihr Programmkino vorerst. Zumindest für dieses Jahr sei der Betrieb damit gesichert.

Außerdem haben sich die Besucher*innenzahlen im Admiral Kino seit der Hiobsbotschaft Ende letzten Jahres wieder gebessert. Das liege laut Englert an einer Welle der Sympathiebekundungen, die das Kino seither erfasst habe. Aber auch an vielen anderen glücklichen Umständen, etwa dass das Kino populäre Filme wie „Parasite“ oder „Little Women“ ins Programm aufnehmen konnte. „Im Moment stimmt einfach wieder alles“, so Englert.

Auch in Zukunft werden kleine Kinos wie das Admiral Kino kräftig um Aufmerksamkeit kämpfen müssen, wenn sie nicht untergehen wollen. Denn die Konkurrenzangebote werden wohl nicht weniger, sondern immer mehr werden.

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