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Best Coast

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Das Comeback von Best Coast

Das kalifornische Duo Best Coast begeisterte vor rund einem Jahrzehnt mit Garagerock, der auf den Girlgroup-Sound der Sixties traf. Nach drei Alben war dann erst einmal die Luft raus. Jetzt sind Bethany Cosentino und Bobb Bruno aber wieder mit Best Coast da: „Always Tomorrow“ heißt das neue Album.

von Eva Umbauer

Best Coast nennen einen Song auf ihrem neuen Album „Rollercoaster“, und in der Tat steigen wir ein, schnallen uns an und los geht es hinauf auf die Hochschaubahn, dann wieder etwas runter - wenn wir den einen oder anderen Track hören, der vielleicht nur ein klitzekleiner Album-Füller ist. Aber es muss ja nicht jeder Song ein Kracher sein, ein tougher Hook-geladener Rocksong, wie eine der Singles aus dem Album, „Everything Has Changed“.

„Everything Has Changed“ ist ein wuchtiges Stück Musik, eine Art Joan Jett´sches „I Love Rock´n´ Roll“, in dem Bethany Cosentiono erzählt, dass sie ihre Dämonen vertrieben, etwa den Whisky komplett aus ihrem Leben verbannt hat, denn seine Auswirkung auf sie waren letztlich keine guten - wie sie heute weiß.

Confessional Pop

Das klingt ein wenig nach Therapie, danach, das Negative loszulassen und das Positive zu finden. Gar nicht schlecht, denn die dunklen Seiten von L.A. müssen von Best Coast ja schließlich nicht all zu sehr überstrapaziert werden. Der kalifornische Surf-Pop von Best Coast lässt bei den neuen Songs auch die Sonne zu und nicht nur den bewölkten Himmel vom letzten Album.

Die GoGo´s, die Bangles, Stevie Nicks, Joan Jett, Courtney Love,... Bethany Cosentino steht in einer Reihe von Musikerinnen, die California-Rock und Pop verkörpern. Stevie Nicks tat das mit ihrer Band Fleetwood Mac, Joan Jett mit Girlschool und Courtney Love tat es nach dem Grunge mit dem Hole-Album „Malibu“. Die GoGo´s waren Pionierinnen und die Bangles die Pop-Stars der kalifornischen „Paisley Underground“-Gitarrenpop-Szene Mitte der 80er Jahre. Alle diese Musikerinnen, die vor ihr da waren, haben den Sound von Bethany Cosentino geformt.

„Rollercoaster“ - ein Herzstück von „Always Tomorrow“, mit seiner 60er-Jahre-Psychedelik, den tollen Harmonien und dem groovenden Bass - schließt nahtlos an das Titelstück vom letzten Album von Best Coast an. „California Nights“ ist fünf Jahre her. Nach der Tour zum Album fand sich Bethany Cosentino zuhause wieder, irgendwie unrund. Bisher hatte sie sich dem Songschreiben zugewandt, wenn sie sich nicht gut fühlte, aber diesmal ging einfach nichts, die Songs wollten nicht kommen.

Best Coast Albumcover "Always Tomorrow"

Best Coast

„Always Tomorrow“ von Best Coast ist bei Concord Records/Universal Music erschienen.

Das ging soweit, dass Bethany Cosentino schon befürchtete, die Band hätte womöglich gar keine Zukunft mehr. Doch dann kam ihr die rettende Idee, ihren Partner bei Best Coast, den Multiinstrumentalisten und Producer Bobb Bruno zu bitten, ob er nicht Musik komponieren könnte, zu der sie dann die Texte hinzufügen würde. Vorgeschlagen, ausgeführt.

Bobb Bruno komponierte diesmal

Bobb Bruno ist loyal, verlässlich und insgesamt einfach ein richtig guter Typ. Dass Bobb etwa ein meisterhafter Gitarrist ist, hört man, auch wenn dieser stets bescheiden auftretende Musiker sein Können niemals für perfekt hält. Sein Gitarrespiel ist kreativ, es erschafft etwas, sobald er zu spielen beginnt. Da war es zum direkten Songschreiben eigentlich gar kein großer Schritt. Dass Bobb Bruno nun auch bei Best Coast komponierte, war das Beste was Bethany und Bobb beschließen konnten.

Und so feuert dann ein Song wie „Different Light“ aus allen Zylindern. Surf-Powerpop vom Feinsten.

Beim schwungvollen, zeitlosen „Master Of My Own Mind“ singt Bethany Cosentino, dass sie nun Herrin über ihre Sinne ist. „There is a tomorrow, even if I´m drowning in my sorrow“, heißt es weiter in diesem perfekten Gitarren-Pop-Song, der einem das Herz vor Freude höher schlagen lässt.

Die melancholische old-school Power-Ballade „True“ erzeugt Gänsehaut, und „For The First Time“ ist ein melodiöser Song, in dem es wieder um das Verjagen seiner eigenen Dämonen geht. Zum ersten Mal sich frei fühlen, ja, erwachsen sein und nicht mehr wie ein kleines Kind. Sich wieder richtig spüren, zum ersten Mal seit Jahren, wie Bethany Cosentino bekennt.

Der Song „Graceless Kids“ ist wieder härter und bezieht sich geschickt auf „How They Want Me To Be“, eine 2012er Single von Best Coast. „I am the queen of the graceless kids“, singt Bethany Cosentino: „Don´t want to be what they want me to be, I know I said that years ago.“

Mit Selbstreflexion geht es weiter am neuen Best-Coast-Album: Die poppige Nummer „Wreckage“ handelt davon, zu sich selbst zu streng zu sein. Musikalisch erinnert „Wreckage“ in Momenten an Green Day.

„Always Tomorrow“ von Best Coast ist ein enthusiastisches Album mit ein paar Stellen, die schwächer sind, aber über die skippen wir getrost hinweg, denn insgesamt können es Bethany Cosentino und Bobb Bruno noch immer. Besser, gesünder, ab und zu mit Humor, aber immer noch „terrified of life“, wie es jedenfalls im Song „Rollercoaster“ heißt. Welcome back, Best Coast!

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