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„Doom“ für Rundentaktiker

Das auf Hochglanz polierte „Jupiter Hell“ bringt den SF-Horror von „Doom“ ins altehrwürdige Rogue-like-Genre - mit überraschend viel Action-Feeling.

Von Rainer Sigl

Mit einem Zischen öffnet sich die Tür und die Hölle bricht los. In der Lagerhalle warten drei Zombie-Soldaten und zwei feuerballwerfende Dämonen auf mich. Ein Schuss aus meiner Schrotflinte, einmal nachgeladen und dann schnell den taktischen Rückzug angetreten - jetzt brauch ich erst einmal Zeit, um mir zu überlegen, wie ich aus diesem Schlamassel wieder rauskomme. Stammte die beschriebene Szene aus „Doom Eternal“, stünde mein Game Over unmittelbar bevor, denn kurze Denkpausen führen im rasanten Shooter-König unweigerlich zum Exitus - hier ist aber alles anders.

Im Indiespiel „Jupiter Hell“ hab ich alle Zeit der Welt, denn das ist kein rasanter Actiontitel, sondern ein rundenweise ablaufendes Strategiespiel. Von schräg oben schaue ich auf eine düstere Welt, die ihre Inspiration nicht verbergen kann und will: Das hier ist die Welt von „Doom“, mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Military-SF, Heavy Metal und Satanismus-Horror-Setting, inoffiziell und gerade eine Anwaltsbriefbreite von der Klage entfernt. Nur eben nicht als First-Person-Shooter, sondern - als Rogue-like.

Von „DoomRL“ zu „Jupiter Hell“

„Jupiter Hell“ ist der offizielle Hochglanz-Nachfahr eines kleinen Kultspiels: „DoomRL“ hieß das in seinen Anfangstagen, bis es dank legaler Drohungen zu „DRL“ abgekürzt wurde. Das Rogue-like im Universum des großen Kultshooters „Doom“ wurde damals vom jungen polnischen Entwickler Kornel Kisielewicz gemeinsam mit Derek Yu aus der Taufe gehoben - Letzterer steuerte seinen Teil zur minimalistischen Grafik bei, bevor er wenig später mit „Aquaria“ und dann 2008 mit „Spelunky“ in den Olymp der frühen Indie-Heroen aufstieg.

Dass die Verknüpfung des eher langsamen und taktischen Gameplays von Roguelikes mit dem Adrenalinkick des rasanten „Doom“ funktioniert, war schon beim ersten Erscheinen 2002, eine erfreuliche Überraschung, denn sowohl in „DRL“ wie auch in „Jupiter Hell“ kann man vor Aufregung schon mal vergessen, dass man eigentlich alle Zeit der Welt für seine Entscheidungen hat.

Wie bei Rogue-likes üblich sind die Welt und die Monster bei jedem Start zufallsgeneriert, dafür kommt der Tod aber auch schnell und gnadenlos. Für seine Nische - imemrhin ist das hier kein grafisch aufgeputztes Rogue-lite, sondern ein waschechter klassischer Genrevertreter - sieht das Spiel geradezu spektakulär hübsch aus: Es gibt nette Lichteffekte und Explosionen und ein Metal-Soundtrack und etwas minimalistische Sprachausgabe sorgen für beinahe klischeehaft typisches „Doom“-Feeling.

Jupiter Hell

Chaosforge

Perfekt für die Verschnaufpause

„Jupiter Hell“ hat alles, was klassische Rogue-likes seit ihren Anfängen vor immerhin 40 Jahren so populär gemacht hat: Es bietet viel Abwechslung, spielt sich flott, belohnt vorsichtige Taktik ebenso wie tollkühnes Ausprobieren und macht einfach Spaß - auch jetzt, wo es noch im Early Access ist.

„Jupiter Hell“ ist im Early Access für Windows, Mac und Linux erschienen.

Wer eine Verschnaufpause vom richtigen „Doom Eternal“ braucht oder aber einfach ein klassisches Rogue-like im Sci-Fi-Horrorsetting spielen will, kommt mit diesem Spiel aber schon jetzt auf seine Kosten. Man darf sogar eine nur auf den ersten Blick provokante Prognose wagen: „Jupiter Hell“ wird wohl noch gespielt werden, wenn „Doom Eternal“ schon zugunsten des nächsten Hochglanz-Shooters wieder von vielen Festplatten verschwunden ist. Vom Charme der seltsamen Genremischung darf man sich übrigens immer noch mit dem Freeware-Vorfahren „DRL“ überzeugen.

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