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Screenshot des Spiels Paper Beasts

Pixel Reef

„Paper Beasts“ ist Origami auf Next Level

Big Data ist im Moment in aller Munde - im Virtual Reality Game „Paper Beasts“ wird eindrucksvoll demonstriert, wie sich in dieser surrealen Fantasiewelt der Daten Leben bilden und wie wir es formen könnten.

Von Chris Stipkovits

Verlorene Programmiercodes und verstoßene Algorithmen haben im Game „Paper Beasts“ ebenjene Biester kreiert, die in erster Linie an Skelette erinnern, und manche auch entfernt an Dinosaurier.

Die einzelnen Polygone der Kreaturen sind – wie der Name des Spiels schon verrät – aus Papier gemacht. Diese Papierfetzen können Dreiecke sein, lange Papierstreifen oder Polygone, die völlig chaotisch aneinander gesetzt ein wirres Paper Beast darstellen.

So surreal wie diese Kreaturen wirken, so befremdlich ist auch diese abgeschottete Welt in „Paper Beasts“. Nach einem aufregend blitzenden japanischen Musikvideo landet man ohne Vorankündigung in einer kargen Wüstenlandschaft. Ein*e Erzähler*in ist nicht vorhanden, und da das Spiel auf ein Tutorial bis auf die Erklärung der präzisen Controllersteuerung verzichtet, ist man anfangs etwas verloren. Damit kaum Motion Sickness in Paper Beasts vorkommt, verwendet man zur Fortbewegung in der Virtual-Reality-Welt Sprünge und teleportiert sich so durch die gesamte Spielewelt – eine Art der Fortbewegung, die in dieser sonst so gut abgestimmten Welt doch etwas störend wirkt.

Screenshot des Spiels Paper Beasts

Pixel Reef

Die Paper Beasts bewegen sich sehr smooth

Nach wenigen Sprüngen entdeckt man schon das erste Leben: Ein etwa zwei Meter großes Paper Beast, das entfernt an einen Hund erinnert. Diese Kreatur besteht aus Dreiecken, die flüssigen und geschmeidigen Animationen schreiben dem Ding tatsächlich etwas Lebendiges zu.

Screenshot des Spiels Paper Beasts

Pixel Reef

Das Paper Beast begleitet den Spieler durch die teils hügelige Landschaft, die meist sonnig ist, sofern es nicht schwarze Ziffern regnet. Wirft man in der Welt eine Frucht, so wirkt die Figur interessiert und läuft der Frucht hinterher.

Paper Beasts wurde exklusiv für die PlayStation VR veröffentlicht. Das Spiel läuft ohne Frame Drops auf einer PlayStation Pro, die Welt von Paper Beasts ist grafisch aber simpel gehalten. Anfangs kann man da skeptisch sein, doch mit der Zeit habe zumindest ich das nicht mehr allzu störend empfunden.

Das Ziel des Spiels ist nicht klar erkennbar, einen Hinweis im Spiel was man eigentlich genau tun muss - den bekommt man nicht. Nur langsam macht man sich mit dem Gameplay in „Paper Beasts“ vertraut, wandert etwas planlos durch die Welt, und manipuliert die Umgebung der virtuellen Welt. Nicht nur um Hindernisse wie zu große Sandhügel in engen Höhlen aus dem Weg zu räumen, die Veränderungen der Umgebung ist auch zum Wohl der Kreaturen.

Es fühlt sich an, als wäre man die helfende Hand in dieser geheimnisvollen Welt, und keine destruktive – und das gefällt.

Ein anderes Paper Beast mit langen Papierstreifen erinnert an ein kleines haariges Monster, es verhält sich nicht wie ein gehorsamer Hund, sondern spielt lieber mit Wasser.

Screenshot des Spiels Paper Beasts

Pixel Reef

This is not a simulation?

Es macht Spaß, eine Zeitlang dem Treiben zuzusehen, vor allem wenn man mit einer wurmartiger Kreatur Wasser wo anders hin pumpt.

Dafür schnappt man sich den Paper-Wurm, zieht ihn behutsam am Kopf in Richtung Wasserquelle, und am anderen Ende des Wurms sprudelt unverdaut das klare Nass auf den trockenen Wüstenboden. Eine Spielmechanik, die sich durch das gesamte Game zieht.

Damit werden die am Wüstenboden liegenden Beasts wieder zum Leben erweckt, und diese lassen einen kleinen Baum wachsen, der daraufhin Früchte trägt. Rüttelt man an dem Baum, dann fallen die Früchte zu Boden und man erschafft damit einen Luftballon. Steigt man ein, dann sieht man das erste Mal die Welt von oben, erblickt aus den Höhen im Sand die Inschrift „This is not a simulation“ – und wird daran erinnert, dass dieses Refugium der Paper Beasts auf einem Datenserver liegt.

Paper Beasts wurde von dem renommierten Developer Eric Chahi entwickelt, der vor fast dreißig Jahren das bekannte Action Adventure „Another World“ für Amiga veröffentlicht hat. Heute arbeitet Chahi bei dem von ihm gegründeten französischen Entwicklerstudio Pixel Reef.

Man muss viel mit den Paper Beasts und der Spielphysik experimentieren

Einige Gefährten lassen sich am Kopf packen, und somit können wir sie in die richtige Richtung lenken. Andere Kreaturen lassen sich nur führen oder sind störrisch und lassen sich gar nichts sagen und scheinen eher an der Fortpflanzung interessiert, wenn ein schwarzes Paper Beast auf ein weißes Beast reagiert, und die beiden für einige Sekunden scheinbar miteinander verschmelzen. Nicht alle Paper Beasts sind an dem Spieler oder der Spielerin interessiert, sondern scheinen ein zu Hause zu bauen, indem sie große Erdkugeln vor sich herschieben. Die krabbenähnlichen Tiere lassen sich zwar hochheben, beschweren sich dann aber indem sie mit ihren Krabbenscheren klappern, und sauer weglaufen.

Screenshot des Spiels Paper Beasts

Pixel Reef

Die Welt von „Paper Beasts“ ist eine surreale Erfahrung, die zu kurz ist. Nach vier Stunden wird in dem 5 GB großen Spiel der Sandbox-Modus freigeschalten, in dem man die Welt frei erkunden und manipulieren kann. Das ist zwar entspannend, dadurch wenig aufregend, und ein erneutes Spielen von „Paper Beasts“ ist ebenfalls unspektakulär – denn das Interessante an dem Spiel ist es, herauszufinden wie man mit den Paper Beasts interagieren kann.

Dennoch, mit „Paper Beasts“ kann man für kurze Zeit in eine beruhigende virtuelle Welt entfliehen, die nicht nur überraschend, sondern auch faszinierend ist.

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