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Aktueller Musiktitel:

Pippa & Nora Mazu

Hilde Van Mas

fm4 soundpark weekly

Neues von Slav, Pippa, Melt Downer, Monobrother u.v.m.

Der österreichische Festivalsommer ist so gut wie abgesagt. Stattdessen: Pyjamatanzen zu Wiener Soul, Kratzgitarren und New Wave. Clemens Denk schreibt den Satz der Woche: „Ich bin blau, du bist blau“.

Von Lisa Schneider

Die Festivalsaison ist abgesagt. Großveranstaltungen sind bis Ende August nicht erlaubt. Also fällt nicht nur, wie schon länger feststeht, das Nova Rock Festival aus, sondern auch etwa das Popfest, das Acoustic Lakeside oder das FM4 Frequency Festival.

Aktuell noch geplant sind aber weiterhin kleinere, schöne Dinge, wie das Pink Noise Girls Rock Camp, das heuer von 23. bis 29. August in Hollabrunn stattfinden soll. Wer schon immer eine Band gründen wollte: hier findet ihr dazu alle nötigen Infos.

Und natürlich gibt’s weiterhin genügend neue Musik aus Österreich, um sich das Homeoffice oder auch einfach nur das Herumhängen auf der Couch zu versüßen: Catastrophe & Cure haben ihr neues Album „Somewhere Down The Line“ veröffentlicht und surfen darauf elegant auf einer so von ihnen noch nicht gehörten New-Wave-Welle.

Alpha Romeo und die Winterreifen blödeln und sinnieren gern zu staubtrockenen Riffs, zu hören ebenfalls am neuen Album „Atlantis“.

Und wenn wir schon beim daheim Herumgammeln sind, zu was tanzt es sich im Pyjama besser als zu 5/8erl in Ehr’n? Wiener Soul mit gesellschaftskritischem Biss, wie erwartet auch am neuen, fünften Album mit dem vielleicht allerbesten Titel „Yeah Yeah Yeah“ zu hören.

Für Freunde und Freundinnen des schön-dystopischen Weltuntergangs sei an dieser Stelle noch das neue, achte Album von Bulbul „kodak dream“ empfohlen - ebenso wie die einmal mehr sehr umfangreiche, neue „Compilation C“ des Labels Cut Surface. Anspieltipp: Clemens Denk mit „Die Farbenlehre“ und schönen Sätzen wie: „Ich bin blau, du bist blau“.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

SLAV - „Renne Locka“

Einem breiteren Publikum vor allem als Mitbewohner und Bühnen-Support von Yugo bekanntgeworden, schreibt der ursprünglich aus Polen stammende Rapper SLAV schon lange auch an eigenen Songs. Für seine neueste Single „Renne Locka“ ist er zum Videodreh in seine Heimat zurückgekehrt.

„Wir haben 148% gegeben, Nächte nicht geschlafen und bei -12 Grad gedreht“, schreibt SLAV auf Facebook. Renne Locka, Wodka, Drei-Streifen-Jogger: an Klischees wird nicht gespart, wieso denn auch. Image ist hier alles, Ironie fehl am Platz. Wer sich mit seiner Kunst eingesessene Genre-Merkmale auf so natürlich Weise zu eigen macht, hat gewonnen.

Monobrother - „Ehe“

Nachträglich zu seinem im letzten Jahr veröffentlichten Album „Solodarität“ hat Monobrother jetzt zum Song „Ehe“ ein Video veröffentlicht. Seine Beschreibung dafür ist die schönste, sie soll auch hier zu lesen sein: „die Kuschel- und Knutscherhymne“.

„Geht scho, heirat’ ma, ans gegen ans“ - das kleinstmögliche Liebesduell, vollzogen am Dorfplatz und natürlich in der Kirche: Monobrother skizziert die kleine, nicht feine Landhochzeit, mit schmatzenden Mäulern am Tisch, vollen Bierkrügen und den Omas, die offenbar die einzigen sind, die sich freuen. Am Ende der Twist: das blaue Strumpfband hält noch ganz andere Dinge bereit als das nächtliche Glück.

Pippa - „Egal (feat. Nora Mazu)“

Pippa hat ihr neues Album mit dem sehr schönen Titel „Idiotenparadies“ Corona-bedingt auf Ende August verschoben, dafür gibt’s jetzt einmal mehr die Möglichkeit, vorab hineinzuhören: gemeinsam mit Nora Mazu hat sie Single und Video namens „Egal“ veröffentlicht.

"... und wir lachen mit, weil eh alles EGAL ist". Pippa hat die Lethargie überwunden und lädt ein, ihrem Beispiel zu folgen. Ein bisschen Alltagsnihilismus, weil irgendwo ist vielleicht zwar kein Licht, aber zumindest Eiscreme am Ende des Tunnels. Tarotkarten legen, den Moondance machen oder doch mal wieder rauf auf den Hometrainer - dann aber mit Chips und Prosecco als Snacks. Nora Mazu legt noch einen oben drauf: „Egal, morgen fangen wir dann zu leben an“. Selbstoptimierung war, wie wir uns gern nochmal bestätigen lassen, vorgestern.

Laut Fragen - „6434“

Nach Eigenbeschreibung ist Laut Fragen ein „anarcho-surrealistisches Musik- und Performanceprojekt“, dahinter stecken seit 2014 Maren Rahmann und Didi Disko. Zur neuen Single „6434“ schreiben die beiden:

„Es ist die Vertonung eines erschütternden Gedichts von Gösta Durchham, der in Buchenwald die Häftlingsnummer 6434 trug.“

Kraut- und Postpunk sind hier wild durcheinandergeschmissen, der Inhalt ist - schrecklich. „Gestern trug ich lange Haare, heute ist mein Schädel kahl / gestern trug ich einen Namen, heute trag ich eine Zahl“. Seit 2019 vertonen Maren Rahmann und Didi Disko Texte aus dem antifaschistischen Widerstand in Österreich, die sie auch regelmäßig online veröffentlichen. Die Hintergrundgeschichten zu den Songtexten gibt es auf ihrem Blog nachzulesen: lautfragen.blackblogs.org.

Melt Downer - „Gross White“

Zum Schluss die gute Kratz- und Schrammelgitarre. Melt Downer haben ein neues Album für heuer angekündigt, zuerst gibt’s einmal die Vorab-Single „Gross White“ zu hören und zu sehen.

Das Durchhalten - bzw. Durchhaltenmüssen ist eine Sache, die sich im Oeuvre der guten Draufhau-Band Melt Downer wiederholt, so will auch „Gross White“ zuerst einmal eins: laut sein, die Sinne überfluten und die absolute Aufmerksamkeit einfordern. Es flackert bunt über den Bildschirm, der ganze Song ist ein wildes Getümmel. Dass Kopf Wolfgang Möstl die Melodieführung nie ganz aus den Ohren verliert, muss sein Markenzeichen sein.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Sie schichten die Walls Of Sound and Noise wieder hoch: Lucy Dreams veröffentlichen mit „The Journey“ ihre zweite Single.
  • Flora, Fauna und Mensch - oder: surreale Liebesakte. Man Of Isle bringen all das in ihrer neuen Single „Everybody“ zusammen.
  • I-Wolf und Eduardo Raon sind gemeinsam in die Untiefen existenzialistischer Fragen eingetaucht, und haben einen abstrakt-verstörend-schönen Song „The Last Humppa“ am Klavier aufgenommen.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Kurz bevor ihr Album „M“ am 1. Mai erscheint, hat Mathea noch eine neue Single veröffentlicht. Sie heißt „Haus“: „Ich weiß, ich kauf dir mal ein Haus“, gesungen straight in die Handykamera für Mama. Ich nehm’ dann die Strandvilla.
  • Schöne Sache: DJ und Produzent Demuja hat gerade seine neue EP „Brotherhood“ rausgebracht - 100 Prozent der Einnahmen gehen an Ärzte ohne Grenzen.
  • Ich zitiere meinen geschätzten Kollegen Stefan „Trishes“ Trischler: „Sony voll mit der Straßenrap-Offensive!“ Elevan heißt die Grazer Rapperin, um die’s geht - und ihr neuer Track „Merci“.
  • Es war wohl nur eine Frage der Zeit: Edwin und Hunney Pimp haben gemeinsame Sache gemacht: der Song heißt „Lass sie reden“. Reggaeske Vibes, das große Chillen, die Lügereien der anderen: „Hunney und ich, wir fliegen!“
  • Und zum Schluss fragen uns Anger: „Wo ist die Liebe?“ Nora Piderer und Julian Angerer schreiben Songs über die Dynamik von Liebe und Hass, über die gute Sehnsucht, das schwere Getrenntsein. Auch, wenn’s nicht immer einfach ist, lautet die Antwort schließlich: ÜBERALL.

In meiner Sendung letzten Donnerstag haben wir ins neue Album der 5/8erl in Ehr’n hineingehört, wir wissen, wie es um die kommende Ausgabe des Pink Noise Girls Rock Camp steht - und natürlich gab’s wie immer brandneue Singles aus Österreich: von unter anderem Hearts Hearts, Anger oder Slav.

In der letzten Sonntagsausgabe des FM4 Soundpark mit Christian Pausch haben wir das Live-Konzert von Mavi Phoenix für United We Stream gehört, die FM4 Stay At Home Session mit Esrap und ausführliche Interviews mit Paul Ruben, Allone, 5/8erl in Ehr’n, Cut Surface Records und dem Pink Noise Girls Rock Camp. Außerdem hat uns Kerosin95 ihre Lieblingstracks vorgestellt.

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