Das Pink Noise Girls Rock Camp im Interview

Mit Bands wie Dives, Aivery oder Schapka hat das Pink Noise Girls Rock Camp in der Vergangenheit schon oft genug bewiesen, wie wichtig das Projekt für die österreichische Musikszene ist. Im Interview spricht Mitorganisatorin und Musikerin Dora de Goederen über die diesjährige Camp-Edition, über die Riot-Grrrl-Bewegung und über die aktuelle Corona-Situation.

Von Michaela Pichler

„Das Pink Noise Girls Rock Camp kann eine Woche sein, in der du dich selbst ganz anders erlebst und kennen lernst, wo du vielleicht zum ersten Mal auf einer Bühne stehst! Es kann eine Zeit sein, in der du viel Neues ausprobierst oder wo du einfach ganz neue Leute kennen lernst, die dich in andere Kreise bringen. So war das für mich damals auch mit meinen Bands“, erzählt Dora de Goederen im Videochat-Interview. Mittlerweile ist die Musikerin seit fünf Jahren Teil des Teams rund um das einwöchige Sommercamp, das die letzten Jahre im Alten Schlachthof in Hollabrunn über die Bühne gegangen ist. Wie viel Mut es macht, selbst auf der Bühne zu stehen, hat Dora de Goederen bei einem Pink Noise Girls Rock Camp gelernt. So hat sie auch ihre Bandkolleginnen von Dives kennen gelernt. „Ich kann mir inzwischen gar nicht mehr wirklich vorstellen, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich nicht auf dieses Girls Rock Camp gekommen wäre damals.“

Ab sofort können sich junge Frauen, Trans-, Inter- und Non-Binary-Personen zwischen 15 und 21 Jahren für das Camp in Hollabrunn anmelden. Von 23. bis 29. August 2020 können sie an Workshops teilnehmen, Instrumente erlernen, eine Band gründen und von den jeweiligen Bandcoaches den ein oder anderen Trick fürs Songwriting oder die Live-Performance erhalten. Außerdem gibt es auch heuer wieder einen Schwerpunkt. „Bei dem dreht sich heuer alles um Bandmanagement, Labelarbeit, Netzwerke und alles, was über den Proberaum hinaus geht. Es wird auch eine eigene Merch-Werkstatt geben.“

When she talks, I hear the revolution

Neben dem gemeinsamen Musizieren gibt es in der Sommercamp-Woche auch immer ein außermusikalisches Rahmenprogramm. Heuer bietet das Veranstaltungsteam zum Beispiel Selbstverteidigungskurse oder Riot-Grrrl-Lectures. „Wir werden uns heuer auch dem Thema ‚Her*story‘ besonders widmen. Bei der Riot-Grrrl-Bewegung ging es nämlich ganz viel ums Plätze einzunehmen. Dass auch bei den Konzerten, sowohl in der ersten Reihe als auch auf der Bühne, Platz geschaffen wird für Personen, die bisher noch nicht so oder gar nicht sichtbar waren. Und diesen Gedanken möchten wir auch am Camp weiter tragen.“ Back to the roots also, mit Blick auf Riot-Grrrl-Bands wie Bikini Kill, Le Tigre, Sleater-Kinney und Co. Musikalisch ist das Pink Noise Girls Rock Camp trotz der Riot-Grrrl-Tradition allerdings für alle Genres offen, gespielt und erprobt werden soll alles, was den Teilnehmerinnen* gefällt.

So viel zu den Vorhaben des geplanten Pink Noise Girls Rock Camps diesen Sommer. Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie und deren nötigen Maßnahmen fallen mittlerweile Großveranstaltungen wie Festivals bis Ende August in Österreich aus. Das wurde in einer Pressekonferenz von Vizekanzler Werner Kogler und Staatssekretärin Ulrike Lunacek am Freitag, den 17. April, veranlasst. Die Teilnehmerinnen-Zahl bei den Pink Noise Girls Rock Camps beläuft sich aber immer nur im zweistelligen Bereich, im Moment gibt es von Seiten der Behörden noch keine konkrete Anweisung, das Camp abzusagen. Könnte das Camp im schlimmsten Fall auch online stattfinden? Dora de Goederen ist da eher skeptisch: „Es ist schon sehr cool, was sich da mit den Online-Konzerten zum Beispiel tut. Aber es ersetzt einfach nicht das richtige, gemeinsame Spielen in einem Proberaum. Das richtige Instrumente-Lernen von jemandem, der dir gegenübersitzt. Und es ersetzt vor allem nicht das Gefühl, auf einer Bühne zu stehen, mit Leuten davor, die dich anjubeln und dich ermutigen und da sind, um dir zuzuhören –  nämlich live und in Person.“

Alle Infos zum Pink Noise Girls Rock Camp und zur Anmeldung gibt es hier!