„Fly Punch Boom!“ – übertrieben, surreal und unglaublich schnell
Von David Riegler
Es gibt bereits einige Anime-Kampfspiele am Markt, die verrückt und reizüberflutend sind, aber „Fly Punch Boom!“ setzt diesem Genre die Krone auf. Nach eigenen Angaben wollten die Entwickler*innen ein bewusst übertriebenes Anime-Kampf-Game machen, in dem man auch die Arena und die Gegenstände nach Lust und Laune zerstören kann. Über weite Strecken haben sie das auch geschafft.

Jollypunch Games
Ein Vogel, der wie Elvis aussieht
Alle Charaktere, die man in den Kampf schicken kann, haben unterschiedliche Spezialattacken und einen unverkennbar schrägen Look. Es gibt zum Beispiel einen Vogel, der Elvis Presley ähnelt und auf den Namen Groovis hört, oder auch den Wurm-ähnlichen Wiggle, der sehr flexibel ist und Gegner einsaugen kann. Man kämpft entweder gegen den Computer, gegen bis zu 3 Online-Gegner*innen oder gegen jemanden auf der Couch.
Die Kampfarena ist zweidimensional und hat eine quadratische Schnur, die als Begrenzung dient, ähnlich wie in einem Boxkampf. Die Gesetze der Physik sind aufgehoben und Schwerkraft gibt es quasi nicht. Man fliegt durch die Arena und versucht mit aller Wucht, die richtigen Schläge auszuteilen, um den Kampf für sich zu entscheiden.
Schere-Stein-Papier in schnell
Die Spielmechanik ist wie gemacht für Menschen mit echsenhaften Reflexen, denn man muss so schnell wie möglich genau den Knopf drücken, der gerade am Bildschirm aufleuchtet. Es ist ähnlich wie Schere-Stein-Papier, nur extrem schnell und mit vielen Explosionen. Man kommt allerdings auch gut durch das Game, wenn man einfach wahllos auf den Controller einschlägt, was für Taktiker*innen eher frustrierend ist.

Jollypunch Games
Die Spielwelten sind mit vielen hübschen Details gestaltet, die sich durch ihre Absurdität geradezu übertrumpfen. Es gibt Heißluftballone, die die Form einer Katze haben, Türme aus Waffeln und Keksen, einen Space-Wal und Meteoriten mit Gesicht, die einen Laser abfeuern können. All die schrägsten Elemente, die je in Animes vorgekommen sind, werden hier vereint.
Alles kann zur Waffe werden
Man schlägt allerdings nicht nur aufeinander ein, sondern kann auch die Umwelt geschickt nutzen, um sich einen Vorteil zu erschlagen. Wir können zum Beispiel ein Hochhaus zertrümmern und einen Teil davon als Waffe auf den gegnerischen Charakter schmeißen, oder die Splitter von Asteroiden nutzen und sie mit voller Wucht abfeuern.

Jollypunch Games
Wenn man sich an die hohe Spielgeschwindigkeit gewöhnt hat, schafft man es, Spezialmoves einzusetzen, die so spektakulär sind wie das Spiel selbst. Mit viel Glück kann man zum Beispiel den gegnerischen Charakter in Richtung Mond schießen und dieser landet dann am ausgestreckten Hintern des Halbmondes. Oder man verpasst jemanden derartig enthusiastisch einen Schlag aufs Kinn, dass plötzlich Aliens kommen, um dich zu holen.

Jollypunch Games
„Fly Punch Boom!“ wurde von dem italienischen Studio Jollypunch Games entwickelt und ist für PC und Nintendo Switch erhältlich.
Nicht hinterfragen - einfach spielen
Es ergibt nicht alles Sinn, aber bei dieser Geschwindigkeit hinterfragt man solche Dinge auch nicht. Man lässt sich einfach treiben, begleitet vom aufgeregten E-Gitarren-Soundtrack von Giorgiost. Man spürt die Begeisterung der Entwickler*innen für Multiplayer Brawler im Anime-Stil und „Fly Punch Boom!“ ist ein lebendiger und völlig übertriebener Liebesbrief an dieses Genre.
Trotzdem muss man die Reizüberflutung und die völlig übertriebenen Anime-Elemente mögen, denn Spieler*innen, die sich schwer damit tun, sich auf absurde unlogische Elemente in Games einzulassen, werden sich einfach nach jeder Explosion fragen, was in diesem Spiel eigentlich abgeht.
Publiziert am 20.06.2020