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Patti Smith 2019 in der Mailänder Oper

APA/AFP/Miguel MEDINA

Patti Smith - „Im Jahr des Affen“

Die US-Ikone Patti Smith nimmt uns mit ihren Worten mit auf eine Reise. Ihr aktuelles Buch „Year Of The Monkey“ gibt es seit kurzem auch in deutscher Übersetzung mit dem Titel „Im Jahr des Affen“.

Von Eva Umbauer

Patti Smith, die amerikanische Alternative-Rock-Pionierin, Punk-Poetin, Spoken-Word-Künstlerin und Prosaschriftstellerin. Zu Letzterem hat Patti Smith erst spät in ihrem Leben gefunden. Bücher wie „Just Kids - Die Geschichte einer Freundschaft“ oder „M Train - Erinnerungen“ sind wunderschöner, intensiver Lesestoff. Das aktuelle Buch von Patti Smith trägt den Titel „Year Of The Monkey“ und ist letztes Jahr erschienen.

Patti Smith schreibt darin über das Jahr 2016, im chinesischen Horoskop ist das das Jahr des Affen, es steht für Unruhe, Umbrüche, große Veränderungen. In jenem Jahr ist etwa auch Donald Trump US-Präsident geworden. Auch Patti Smith macht Veränderungen durch. Und sie ist gereist, in Europa, aber vor allem in den USA. Was sie dabei erlebt und welche Impulse sie für sich selbst bekommt, schreibt sie nieder in „Im Jahr des Affen“. Sie schreibt aber auch darüber, wie dieses Buch eigentlich zustande kam.

„Wir lernten uns 1971 nach meiner ersten Lyrik-Performance kennen (...). Sandy Pearlman saß im Schneidersitz auf dem Fußboden in der St. Mark’s Church. Ich hatte seine ‚Excerpts from the History of Los Angeles‘ gelesen, eines der größten Werke über Rockmusik. Nach dem Auftritt sagte er mir, ich sollte Sängerin in einer Rock-n-Roll Band werden.“

Sandy Pearlman, Musiker der US-Band Blue Oyster Cult, wollte zu Beginn des Jahres 2016 zum Konzert gehen, das Patti Smith mit ihrer Band in San Francisco spielte. Aber Sandy Pearlman wurde an diesem Tag schwer krank, und so konnten die langjährigen Vertrauten Patti und Sandy nicht, wie geplant, tags darauf gemeinsam die kalifornische Küste hinunterfahren. Patti fuhr alleine los. Dabei nutzt sie auch Mitfahrgelegenheiten. Das kann recht nett sein, etwa mit einer Bio-Einlegegemüse-Fabrikantin.

Buchcover: Stiefel, Autoreifen, Kamera

Kiepenheuer & Witsch

„Im Jahr des Affen“ von Patti Smith - im Original „Year Of The Monkey“ - ist von Vera Jakubeit aus dem amerikanischen Englisch ins Deutsche übersetzt worden.

„Cammy setzte mich an der Newport Avenue in der Nähe des Ocean Beach Pier ab, ich gab ihr 50 Dollar, sie zwinkerte mir zu und fuhr weiter. Ich checkte im alten San Vicente Hotel ein, das sich, abgesehen vom Namen, im Laufe der Jahrzehnte kaum verändert hatte. Ich war froh, dass ich wieder mein Zimmer im ersten Stock bekam. Früher hatte ich mir vorgestellt, in diesem Zimmer zu leben und umgeben von Anonymität Detektivgeschichten zu schreiben.“

Patti Smith fährt mit gar wunderlichen Menschen mit, etwa einem seltsam wirkenden, unfreundlichen Paar, von dem sie dann an einer Raststätte einfach zurückgelassen wird. Aber nicht alles, was Patti Smith in „Im Jahr des Affen“ schreibt, hat sich auf ihrer Reise tatsächlich zugetragen, denn sie vermischt absichtlich Fakten, Fiktion und auch Träume und Visionen. Tagebuchartige Notizen genauso wie von ihr gemachte Schwarz-Weiß-Fotos finden sich darin wieder.

Winter in Kalifornien, die Robben und die Seelöwen an der Küste, die Songs von Nina Simone im Radio. „Im Jahr des Affen“ ist ein poetisches und ergreifendes Buch, es hat aber auch immer wieder Humor. Der Zauber, der in den Worten von Patti Smith liegt, ist nach wie vor intakt, auch wenn sie vielleicht hin und wieder ein wenig zu dick aufträgt, was aber dann sehr Patti ist, wenn sie etwa von Engeln erzählt. Patti Smith ist eine warmherzige Person.

„Als ich anfing, dieses Buch zu schreiben, wusste ich es noch nicht, und ganz gleich, ob man schnell vorspult oder zurückblickt, die Zeit folgt ihrem eigenen Gesetz, sie geht immer weiter und bringt Neues, das man nicht ändern und nicht schnell genug aufschreiben kann.“

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