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Buch

„Aus dem Leben Hödlmosers“ ist ein Avantgarde-Klassiker

„Aus dem Leben Hödlmosers“ behandelt Themen wie Lethargie, Aggression und Landleben. Ein Buch zwischen Heimatroman und literarischer Avantgarde.

Von Anna Katharina Laggner

Steirerblut ist kein Himbeersaft, das weiß in Österreich landauf landab jedes Kind. Die Erkenntnis - es ist eigentlich eine Tatsache – haben wir dem Schriftsteller Reinhard P. Gruber zu verdanken, der sie im Jahr 1973 festgehalten hat, in einem Buch, das heute allgemein als der Hödelmoser bekannt ist; und das nicht nur in der Steiermark.

„Aus dem Leben Hödlmosers – Ein steirischer Roman mit Regie“ ist ein Klassiker der österreichischen Literaturavantgarde, der seinen Autor Reinhard P. Gruber schlagartig eben so viel Ruhm wie Hass eingebracht. Konsequent klein und in einem artifiziellen Mix aus Dodelsätzen und absonderlichen (jedoch den Intellekt unterstreichenden) Fremdwörtern geschrieben, hat Reinhard P. Gruber hier das literarische Potential der Umgangssprache ausgekostet.

Buchcover "Aus dem Leben des Hödlmosers"

Residenz Verlag

„Aus dem Leben des Hödlmosers“ ist 1973 im Residenzverlag erschienen.

sehr gerne ißt hödlmoser die tiere des waldes.
hödlmoser ist ein guter jäger.
den jagdschein hat ihm die bezirkshauptmannschaft weggenommen, als er im gefängnis gewesen ist.
in zwei monaten wird hödlmoser aber seinen jagdschein wieder bekommen.
schließlich hat er seinen vater nicht erschossen, sondern nur erstochen und dazu hat er keinen jagdschein gebraucht.

Heimatroman?

Als Heimatroman oder auch als Anti-Heimatroman wird Reinhard P. Grubers Hödlmoser gern bezeichnet. Was daneben schlägt, denn Reinhard P. Gruber spielt nicht mit Heimatidyll-Stilelementen, auch das Setting – obersteirisches Dorf mit Wald und Wirtshaus – reicht als Indiz für Heimat nicht aus.

Der Hödlmoser ist ein in kurze Kapiteln und Regieanweisungen strukturierter Bericht über das Leben des 38-jährigen Titelhelden, der seinen Vater umgebracht hat und nach abgesessener Freiheitsstrafe eine Frau namens Fani im Wald verführt.

In erster Linie ist der Roman ein Spiel der Sprache: umgangssprachlich, direkt, von bodenständiger Logik geprägt die Szenen, mit solider Ironie die Regieanweisungen, hier etwa zur Hödlmoser/Fani/Kopulationsszene im Wald.

hödlmoser kann kaum noch differenzieren und beginnt trotzdem mit der freilegung der beiden körper; zuerst bei fani.
fani wälzt sich partiell, um das abglitschen ihres schlüpfers zu facilisieren, der von hödlmoser an ihrer arschseite heruntergerissen wird.
da verlieren die beiden steirer ihre gefaßtheit.

Literarische Avantgarde

Kurz bevor sie ihre Gefaßtheit verliert, denkt Fani noch, welch Libido ihr zu eigen ist. Kein Klischee ist vor Reinhard P. Grubers brachial anarchistischer Sprach-Auseinandersetzung sicher, hochkulturell feines Idiom trifft auf das hödlmoserische Maul. Die Sprache, die Reinhard P. Gruber hier entwickelt, ist ähnlich wie verschiedene Muster, die nicht zusammen passen, aber gerade deshalb ein so flirrendes Bild abgeben. Und dabei sehr einfach zu lesen.

Heute würde man den Hödlmoser als Pop-Literatur bezeichnen, in den 1970er Jahren in Graz war Reinhard P. Gruber literarische Avantgarde, Teil jener Vorhut also, die den Weg bereitet hat für die Alltags-Kunst-Sprache eines Wolf Haas, den österreichischen Weltschmäh eines Austrofred, der liebevollen Haudrauf-Ästhetik einer Stefanie Sargnagel.

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