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Bilder aus der Graphic Novel "Bald sind wir wieder zu Hause" von Jessica Bab Bonde und  Peter Bergting

Cross Cult Verlag

Novemberpogrome

„Bald sind wir wieder zu Hause“: Die Kinder aus dem Konzentrationslager

Die Graphic Novel „Bald sind wir wieder zu Hause“ erzählt die Geschichten von sechs Holocaustüberlebenden. Die Schriftstellerin Jessica Bab Bonde und der schwedische Illustrator Peter Bergting schufen ein bildhaftes Plädoyer gegen das Vergessen.

Von Ambra Schuster

Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth haben als Kinder den Nazi-Terror knapp überlebt. Die Graphic Novel „Bald sind wir wieder zuhause“ erzählt ihre wahren Geschichten. Die Erinnerungen der sechs Zeitzeug*innen sind zwar unterschiedlich gefärbt, in ihrem Leid bleiben sie aber vereint. Enteignet, von ihrer Familie getrennt und ihrer Menschenwürde beraubt, durchlebten sie die Angst und Verfolgung im Ghetto. Die Protagonist*innen erlebten quälenden Hunger, wurden deportiert und in den Konzentrationslagern entmenschlicht. Dort wurden sie schließlich zu Zeug*innen des industriellen Massenmordes der Nazis.

Bilder aus der Graphic Novel "Bald sind wir wieder zu Hause" von Jessica Bab Bonde und  Peter Bergting

Cross Cult Verlag

Hörtipp: In der österreichischen Mediathek dokumentiert eine Radio-Reportage die Zerstörung des Tempels in Wien-Leopoldstadt und den Antisemitismus in Wien.

Auf Basis von Interviews mit Holocaust-Überlebenden erzählt die Schriftstellerin Jessica Bab Bonde die NS-Verrechen durch Kindesaugen. Viele Worte braucht es dafür nicht. Der Ton des Comics ist nüchtern, die düsteren Illustrationen von Peter Bergting transportieren die bedrückende Stimmung. Grau, blau und braun dominieren, die Farbe Rot wird verwendet, um Blut oder Feuer darzustellen. Bergtings visuelle Aufarbeitung ist schlicht, aber explizit.

Bilder aus der Graphic Novel "Bald sind wir wieder zu Hause" von Jessica Bab Bonde und  Peter Bergting

Cross Cult Verlag

Die Novemberpogrome 1938 als Beginn der organisierten Gewalte gegen Jüdinnen und Juden
Am 9. und 10. November wird in ganz Europa der Novemberpogrome gedacht. Sie waren 1938 der Beginn der organisierten Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung in Österreich und Deutschland. Tausende Synagogen, jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe wurden im Zuge der Pogromnacht zerstört oder niedergebrannt. Hunderte Juden wurden in den Tod gejagt und ermordet, viele nahmen sich auch selbst das Leben. Rund 30.000 Juden wurden in den darauffolgenden Tagen in Konzentrationslager deportiert.

Die sechs Kinder überlebten den Holocaust und hatten damit mehr Glück als tausende andere Jüdinnen und Juden. Die einzelnen Erzählungen der Graphic Novel schließen je mit einer kurzen Biographie der Protagonist*innen ab. Viele von ihnen haben Zuflucht gefunden, heirateten und bekamen Kinder. Als Zeitzeugen erzählen sie noch heute von ihren Erlebnissen und warnen vor dem Vergessen.

Bilder aus der Graphic Novel "Bald sind wir wieder zu Hause" von Jessica Bab Bonde und  Peter Bergting

Cross Cult Verlag

„Bald sind wir wieder zu Hause“ erschien mit 95 Seiten im Cross Cult Verlag. Monja Reichert übersetzte den Comic aus dem Schwedischen.

Pflichtlektüre für eine junge Leser*innenschaft

Vor einem Rückkehr des Antisemitismus warnt auch Jessica Bab Bonde in ihrem Vorwort und wirft die Frage auf, ob ähnliche Verbrechen auch heute noch geschehen könnten. Schließlich geschahen die Diskriminierung, die Novemberpogrome und nicht zuletzt die Deportationen vor den Augen aller: „Kaum jemand lehnte sich auf, viele lebten weiter, als ob nichts passiert wäre.“

„Bald sind wir wieder zu Hause“ macht die Verbrechen des NS-Regimes und den Holocaust greifbar – sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Text und Bild schildern das Leben im Ghetto, die Deportationen und Todesmärsche ungeschönt, aber ohne zu verstören.

Am Ende des Buches erfüllen eine geschichtliche Zeitleiste sowie ein Glossar, in dem Eigennamen und Begriffe wie „Jiddisch“, „Davidstern“ oder „Weiße Busse“ erklärt werden, einen Bildungsauftrag. „Bald sind wir wieder zu Hause“ sollte schon früh zur Pflichtlektüre werden. Gerade jetzt, wenn antisemitische Vorfälle sich in ganz Europa wieder häufen.

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