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Joe Biden steigt aus der Air Force One

LUIS ACOSTA / AFP

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Wer verliert, muss den nächsten Präsidenten einladen!

In einem kleinen bulgarischen Dorf wurde auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen gewettet. Hier gibt es zumindest gute Verlierer.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Die ganze Welt war auf das Ergebnis der amerikanischen Präsidentschaftswahlen gespannt. Die größte Spannung gab es aber in einem bulgarischen Dorf fern von der Zivilisation. Dort organisierten die lokalen Witzbolde eine Lotterie, wo jeder Dorfbewohner auf einen der beiden Präsidentschaftskandidaten wetten konnte.

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Höhere Siegeschancen wurden Trump zugerechnet. Nicht, weil die Dorfbewohner feurige Anhänger der Republikaner wären, sondern weil sie ihn schon aus dem Fernsehen kannten und ihn auf Bulgarisch lieb „Bai Dontscho“ nannten.

Den Menschen aus dem Dorf war die Politik von Demokraten und Republikanern komplett wurscht, sie wetteten aus purem Wetteifer. Und man wettete nicht um etwas Materielles, sondern eher um seine Ehre.

Hätte Trump gewonnen, müssten die, die auf Biden gewettet haben, Trump einen Brief schreiben und ihn auf ihre Kosten ins Dorf einladen.

Es gab einige Bedenken, wo wohl die Air Force One landen könnte. In der Nähe des Dorfes gab es einen Flughafen für Landwirtschaftsflugzeuge, und die wetteifrigen Dorfbewohner haben ihn mehrmals vermessen. Alle waren einverstanden, dass der Flughafen doch zu klein sein würde, aber schließlich sorgte die Feststellung, dass Trump mit einem Hubschrauber kommen könnte, für Beruhigung.

Man stellte sich sogar vor, wie der Hubschrauber am Hauptplatz des Dorfes landen würde und der Wind, erzeugt von seinen Rotoren, die berühmte Trump-Frisur wehen lässt. Währenddessen tanzen alle Dorfbewohner, gehüllt in traditionelle Tracht, den bulgarischen Volkstanz Horo.

Die gleichen Bedingungen gab es auch, falls Biden die Wahlen gewinnen würde. Nach dem langen Warten und der Bekanntgabe der Ergebnisse haben die Trumpanhänger im Dorf (im Unterschied zu Trump selbst) ihre Niederlage zugegeben sofort einen Brief mit einer Einladung an Biden verschickt. Sie schrieben darin, dass sie sich verpflichten, seine komplette Verpflegung zu übernehmen, so lange er sich im Dorf aufhielte.

Da sie alle wussten, dass der Terminkalender eines US-Präsidenten ziemlich voll ist, gaben sie ihm auch Zeit, sich für seinen Besuch vorzubereiten. Biden wurde für den 21. September nächstes Jahr eingeladen. Man nahm auch an, dass das Übernehmen seiner Funktion ein bisschen dauern könnte, da Trump sich dagegen wehren könnte. Bis zum September nächstes Jahres sollte es aber klappen.

Am 21. September kocht man in diesem Dorf jedes Jahr eine traditionelle Lammsuppe. Man feiert damit das Errichten des ersten sozialistischen Bauernkollektivs. Es war an der Zeit, diesen Feiertag zu erneuern und, dass die Leute stolz sind, dass zu diesem Tag ein amerikanischer Präsident zu Gast sein würde.

Natürlich gibt es im Dorf auch einige Skeptiker, die es bezweifeln, dass der Präsident Biden sie besuchen wird. Im Dorf leben hauptsächlich ältere Menschen und sie können sich sehr wohl in die Lage des fast 80-jährigen Bidens versetzen. Falls der Präsdient es doch nicht schafft, könnte er wohl wenigstens seine Vizepräsidentin vorbeischicken. Sie wurde im Wahlkampf oft als „Sozialistin“ bezeichnet. Und ihr Dorffeiertag stammt aus der Zeit des realen Sozialismus.

Wie echte Staatsleute, waren die Bewohner dieses Dorfes auf alles vorbereitet. So macht man wohl die große Politik!

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