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Proberaum/Tonstudio

CC0/Pixabay

Wie funktionieren Bandproben in Zeiten von Corona?

Österreichische Musikschaffende stehen erneut vor einer großen Challenge. Wie überbrücken Musiker*innen die Zeit ohne Konzerte? Dürfen mehrköpfige Bands eigentlich trotz empfohlener Kontaktreduktion gemeinsam proben? Und wie läuft der Betrieb in öffentlichen Proberäumen?

Von Alica Ouschan

Vor knapp anderthalb Wochen sind die neuen Verschärfungen der Corona-Maßnahmen in Kraft getreten. Die österreichische Musikindustrie ist davon wieder besonders stark betroffen: Konzerte, wie sie in den letzten Monaten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen noch stattfinden konnten, sind für die nächste Zeit abgesagt worden. Dazu kommt die Maskenpflicht in geschlossenen öffentlichen Räumen, die 10m² pro Person-Regelung, Mindestabstände und die Schließung der Freizeitbetriebe. Alles Regelungen, die das gemeinsame Proben für Bands, die aus mehr als zwei Personen bestehen, quasi unmöglich machen.

Peter Cebul ist Besitzer und Leiter des Tonstudios t-on beim Wiener Naschmarkt. Dort haben sich bis vor kurzem viele Profi- und Amateurbands die Proberäume geteilt. Das Prinzip ist einfach: Zeitslots können online gebucht werden, zu einem fairen Preis dürfen dann die Räumlichkeiten, Instrumente und Equipment mitbenutzt werden. Seit März ist es im t-on aber sehr still geworden, sagt Peter: „Es ist eine Kettenreaktion. Ich bin seit über 30 Jahren im Musikgeschäft und jetzt beim Corona-Virus haben die Profi-Bands keine Konzerte mehr, Studioaufnahmen wären theoretisch noch möglich aber da die Profis ohne Gigs keine Tonträger verkaufen, ist der Normalbetrieb einfach unterbrochen worden. Es hat was von Stillstand.“

Portrait

t-on/Peter Cebul

Peter Cebul betreibt das t-on Tonstudio und öffentliche Proberäume beim Wiener Naschmarkt.

Proben sind erlaubt, die Proberäume bleiben leer

Laut den Behörden dürfen sowohl Profi- als auch Amateurbands unter gewissen Auflagen und Einhaltung von Hygienemaßnahmen weiterhin gemeinsam proben. Die Wirtschaftskammer empfiehlt bei einer Proberaumgröße von 20-30m² die Bandgröße auf 4-5 Personen zu beschränken. Zusätzlich gilt im t-on Maskenpflicht außerhalb der Proberäume, für die Desinfektion aller Flächen und verwendetem Equipment sei ebenfalls gesorgt. Das t-on hält sich vorbildlich an alles, sagt Peter, nur kommt trotzdem kaum jemand proben. Nach dem Wegfall der Profibands werden nun auch die Buchungen durch Hobbybands immer weniger.

„Wir haben die Öffnungszeiten verändert. Tagsüber, wo die Leute arbeiten müssen, haben wir offen und dann um 17/18/19 Uhr würden sie normalerweise spielen kommen, nur kommt halt keiner, weil wir eine Ausgangssperre haben und um 19 Uhr schon wieder schließen müssen, und weil Kontakte reduziert werden sollen“, erzählt er. Peter wünscht sich klarer formulierte Regeln. Oft wüssten die Behörden bei Nachfragen dann selbst nicht genau, wie ihre Verordnungen umzusetzen seien. Viele Hobbymusiker*innen wissen hingegen nicht, dass es ihnen weiterhin erlaubt ist, sich zu treffen, um zu proben. Die Corona-Krise hat also nicht nur Veranstalter*innen und Musikschaffende, sondern auch öffentliche Proberäume wie das t-on stark getroffen. Die Räume bleiben großteils leer, das t-on muss aber weiterhin offenbleiben, damit es Förderungen bekommt.

Überbrückung der Konzert-Durststrecke

Einblick in den Corona-Alltag einer Band, die versucht, das Beste aus der aktuellen Situation zu machen, gibt Niki von der Wiener Punkband Rebell Bagatell: „Wir haben seit letztem Montag nicht mehr geprobt, davor aber jede Woche. Da haben wir immer Abstand gehalten, wir haben das Glück, dass wir einen relativ großen Proberaum haben, da können wir auch zu fünft proben, ohne dass wir zu arg aufeinanderpicken."

Für 2020 hat die Band keine Auftritte mehr in Aussicht, also konzentrieren sich Niki und seine Bandkollegen von Rebell Bagatell auf Sachen, die sich gut online planen lassen. „Online quatschen ist aber nichtmal halb so lustig wie in echt“, räumt er ein. "Und proben über Zoom oder Discord geht nicht wirklich, das braucht man gar nicht erst probieren, wenn man mit lauten Instrumenten spielt.“

„Online proben braucht man gar nicht erst probieren, wenn man mit lauten Instrumenten spielt.“

Weiterproben um jeden Preis

Weiterproben trotz Konzert-Durststrecke ist derweil das Motto von Roman, dem Saxophonisten der Band Buntspecht: „Gemeinsam zu proben ist das Mindeste, die Grundvoraussetzung, um als Band live zu funktionieren. Wenn das wegfällt, fällt man natürlich technisch um Welten zurück, aber was fast noch wichtiger ist, ist das Persönliche, die Beziehung. Wir sind ja nicht nur Arbeitskollegen. Wenn wir ein halbes Jahr nicht proben würden, wären wir keine Band mehr.“ Buntspecht besteht aus sechs Personen, vieles von ihrer Musik entsteht und lebt bekanntermaßen erst durchs gemeinsame Proben und Improvisieren.

„Wenn wir ein halbes Jahr nicht proben würden, wären wir keine Band mehr.“

Die Buntspechts teilen sich ihren 30m² Proberaum im zweiten Wiener Gemeindebezirk noch mit zwei anderen Bands. Nach jeder Probe werden alle Oberflächen, Kabel und Mikros desinfiziert. Trotzdem besteht natürlich ein gewisses Risiko, das ist Roman und seinen Bandkollegen bewusst: „Deswegen haben wir ausgemacht, dass wir privat weniger Leute treffen, um die Risiken möglichst zu minimieren und halbwegs verantwortlich weiterproben zu können.“

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