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Filmstills aus "Superman" (1978)

Warner

FILM

Filme, die glücklich machen: „Superman - The Movie“, 1978

Der erste Superhelden-Blockbuster aller Zeiten ist immer noch ein Meisterwerk zwischen knallbunter Action und herrlich naivem Optimismus.

Von Christian Fuchs

Achtung, jetzt wird es persönlich. Vielleicht beginne ich mit der Erinnerung an eine Nacht im Wiener Flex, irgendwann in den 90er-Jahren. Es ist schon sehr spät, gespannt wartet die Menge auf einen gefeierten Drum’n’Bass DJ aus London. Der Schreiber dieser Zeilen steht abseits der Tanzfläche, etwas müde bereits. Plötzlich spielt der DJ sein Auflege-Intro und ich bin hellwach. Diese Fanfare, die auf einmal im Flex ertönt, fühlt sich wie die schönste Musik der Welt an.

Es ist das Titelthema zu „Superman - The Movie“, geschrieben vom großen John Williams. Wer den dazugehörigen Film liebt, bekommt beim Soundtrack auf der Stelle eine Gänsehaut. Und „Superman“ kann man nur gern haben. Erdacht in den unruhigen Dreißiger Jahren, von zwei jüdischen Einwandererkindern, Jerry Siegel und Joe Shuster, ist der Mann aus Stahl zwar ein US-Vorzeigeheld.

Ihn als braven Super-Spießbürger abzutun wäre aber ein Fehler. Wie Quentin Tarantino richtig bemerkte, ist Kal El vom Planeten Krypton auch ein Außenseitersymbol. Supermans Alter Ego, der linkische Reporter Clark Kent, steht für alle verträumten Brillenschlangen und introvertierten Lesewürmer. Und auch Supie selbst, mit seinen unglaublichen Fähigkeiten, bleibt als außerirdisches Wesen ein Verlorener unter den Menschen. Superman, der ultimative Migrant.

Filmstills aus "Superman" (1978)

Warner

Hymne an unkorrumpierte Unschuld

Superman fliegt neben den Comics auch durch schwarzweiße B-Movies und bunte, billige TV-Serien. Bis zum Jahr 1978. Damals ist die Welt im Star-Wars-Fieber, Comicverfilmungen sind überhaupt kein Thema in Hollywood.

Bis ein russisch-mexikanischer Filmproduzent namens Alexander Salkind eine Idee hat: Warum nicht den berühmtesten Superhelden aller Zeiten auf der Leinwand auftreten lassen? Allerdings nicht in einem hingeschluderten Schundfilm, sondern in einem aufwändigen Blockbuster? Was heute im Filmbusiness berechenbar zum Alltag gehört, wird in den später Siebzigern vorab als absurder Einfall abgetan.

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Filme, die glücklich machen
Der FM4 Filmpodcast widmet sich in der aktuellen Folge ausgewählten Filmen, die glücklich machen.

Salkind angelt sich mit fetten Gagen seriöse Stars wie Marlon Brando oder Gene Hackman für das Projekt, holt sich aber einen unbekannten Schauspieler namens Christopher Reeve für die Titelrolle. Eine perfekte Entscheidung, wie sich herausstellt. Auch die Rolle von Lois Lane ist mit der herausragenden Margot Kidder ideal besetzt.

Noch besser ist die Auswahl des Regisseurs: Richard Donner („The Omen“) ist ein glühender Superman-Fan. Er verfügt nicht nur über ein gigantisches Budget, was die Umsetzung der Spezialeffekte betrifft. Donner nähert sich der Comic-Vorlage auch mit einem unüblichen Respekt. Zwar verzichtete „Superman - Der Film“ keineswegs auf einen verschmitzen Humor. Aber grundsätzlich nimmt Richard Donner den Mythos ernst wie kein Filmemacher zuvor. Sein Film ist eine Hymne an unkorrumpierte Unschuld und ungebrochene Naivität.

Filmstills aus "Superman" (1978)

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Ein knallbunter Kindertraum

In drei weiteren Fortsetzungen wird die Idee bis zur Lächerlichkeit verwässsert. Richard Donners Originalfilm bleibt aber der heilige Gral der Comicverfilmungen. Ein ganz besonderer Fan ist, neben Guillermo del Toro oder Zack Snyder, die Regisseurin Patty Jenkins. Sie ist 7 Jahre alt, als sie im Kino „Superman - The Movie“ sieht. Der Film hat Jenkins seither nicht mehr losgelassen. Mit „Wonder Woman“ schließt sie selber an die liebevolle Machart von „Superman“ an.

Natürlich, stockdüstere Filme wie „The Dark Knight“ oder „Logan“ zählen zu den Highlights des Superheldenkinos. Aber manchmal darf der Nihilismus auch pausieren. Christopher Reeve als Superman ist die Antithese zu diesen modernen Antihelden des Comickinos. Er ist ein Gutmensch im allerbesten Sinn, nur ist er eben kein Mensch.

Filmstills aus "Superman" (1978)

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„Superman - The Movie“ kann man als knallbunten Kindertraum auch als Erwachsener verehren, schließlich ist so ein herrlich trauherziger Film, ohne einen Hauch von Zynismus oder Verbitterung, in der Postmoderne eine Rarität. Ein Meilenstein voll Witz, Charme und Optimismus, kann man alles brauchen gerade. Alleine das Titelthema macht eben schon glücklich.

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