FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Iggy Pop

Rob Baker Ashton

song zum sonntag

Der Song zum Sonntag: Iggy Pop - „Dirty Little Virus“

Wer sich immer schon einmal gefragt hat, wie das klingt, wenn James Osterberg alias Iggy Pop einen Song über Corona schreibt: Hier ist die Antwort.

Von Christoph Sepin

Es gibt viele und vielleicht zu viele Songs über das, was das Jahr 2020 bestimmt hat. Es gibt Song übers Maskentragen, über Klopapier und Quarantäne, Songs über Isolation oder übers Abstandhalten. Nicht alle dieser Lieder sind gut, aber das liegt wohl in der Natur der Sache. Nicht umsonst fanden viele Künstler*innen in diesem Jahr trotz den verfügbaren Stunden wenig Inspiration, um zu schreiben, zu produzieren, zu kreieren. Zu groß der Schock der Sache, als dass man sich so einfach kreativ damit auseinandersetzen kann, wenn man doch noch mittendrin steckt.

Dementsprechend viel Zeit, bis zum Ende des unguten Jahres 2020, hat sich James Osterberg gelassen, seinen eigenen Song zum Thema Corona zu schreiben. Dafür macht er das alles mit seinem Old-School-Rockstar-Individualismus, roh und direkt und unverblümt wie eh und je, wie man das nur basteln kann, wenn man sich Iggy Pop nennt.

„Dirty Little Virus“, so banal ist der Name dieses Tracks - und so simpel ist auch Iggys Auseinandersetzung mit all dem. Er wollte, erzählt er im dazu veröffentlichten kurzen Erklärvideo, so direkt wie möglich sein und nicht emotional. „More like journalism“, meint er und verweißt auf „who, what, when, where“, auf ein paar W-Fragen der Berichterstattungen.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Der Fokus liegt auf dem Unsichtbaren, das so winzig klein ist, dass es einfach durch die Luft fliegen kann - Iggy vermenschlicht dieses Ungreifbare einfach: „Covid-19 is on the scene“, beginnt er seinen Song über Riffs, so simpel, wie der Rest des Tracks, als ob Covid ein lederjackentragender Missetäter wäre, der in der Gegend sein Übel treibt. „Oh what a crime, I’m losin’ my mind“.

„Grandfather’s dead, got Trump instead“, lautet dann der Verweis auf die politische Landschaft der USA, bevor Iggy in den fatalistischen Chorus verfällt: „Dirty little virus, sleepin’ inside us“ heißt es da einmal, bevor er frustriert den Kopf hängen lässt: „Oh what a grind, I’m losing my mind“.

„Würde es noch einen Man of the Year geben, dann wäre das das Virus“, erzählt James Osterberg in seinem „who, what, when, where“-Video weiter - so groß waren Einfluss und Auswirkungen auf alle Menschen der Welt heuer. Und das bleibt hier für zweieinhalb Minuten als weiteres Stück Zeitgeschichte, diesmal als Song, das sich Menschen in Zukunft anschauen können, um sich zu erklären, was da damals war, in diesem wunderlichen Jahr 2020.

Man hat den Eindruck, dass das ein Lied ist, das einfach geschrieben werden wollte - und jetzt ist es eben da: „it is what it is“, meint auch Iggy in seinen Songzeilen. Fix ist, dass sehr, sehr wenige Leute einen Song mit solchen Zeilen zu dieser Thematik hätten schreiben können und sich das ausgeht - Iggy weiß das wohl und wird gegen Ende hin sogar noch einmal richtig selbstreferenziell: „Can’t have no fun, can’t touch no one“. Mehr Spaß dann wieder nächstes Jahr, davor noch dieser grumpy, In-Your-Face-Song vom großen Rockstar.

Aktuell: