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Der Song zum Sonntag: Olivia Rodrigo - „so american“

Heartbreak war gestern, jetzt wird verliebt. Olivia Rodrigo braust mit offenem Verdeck durch den American Dream. „Guts (Spilled)“, die Extended Edition zu ihrem Album von letztem Jahr, ist jetzt draußen.

Von Christoph Sepin

Was das genau ist, „amerikanisch“ zu sein, dass muss eh jede:r mit sich selber ausmachen, irgendwie scheinen da aber immer Autos etwas damit zu tun zu haben - zumindest in der Americana-Erzählung von Olivia Rodrigo. „Driver’s License“ damals und Superstar werden, dann „brutal“ und nicht parallel einparken können, und jetzt verliebt am Beifahrersitz dahinschmachten. Runter mit dem Verdeck, Fenster aufgekurbelt, der Frühling ist da.

„Guts“ ist das zweite Album von Olivia Rodrigo gewesen, auf dem sie all das, was drin herumrumort in der Seele, nach außen gekehrt hat. Unzufriedene, sehr gute Platte, letzten Herbst herausgekommen. Jetzt gibt es die Extended Edition, „Guts (Spilled)“, wegen Ausschütten, was man mit sich herumträgt. Angepasst an die Jahreszeit heißt es jetzt: So zach ist alles eh nicht unbedingt, und eigentlich geht das Leben und die Liebe weiter. Ein paar schon so halb veröffentlichte Bonussongs gibt es da drauf, „so american“ ist noch ungehört.

Vor ein paar Monaten hätte man noch denken können, dass der Pop 2024 „Rock“ geschrieben wird, so wirklich eingetreten ist das nicht, jetzt schaut es so aus, als ob wir bis Ende des Jahres mehrheitlich Country-Platten hören werden. Gerade deswegen: was für eine Freude, dass Olivia Rodrigo ihren sehr lieben Pop-Punk-Entwurf weiterführt. Das Schlagzeug schnalzt spaßig vor sich hin, als ob da Travis Barker dahintersitzt, die Gitarre macht Lärm wie der Motor vom Auto, in dem Olivia Rodrigo durch Los Angeles braust.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist:innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

„so american“ ist ein waschechtes Liebeslied. So eines mit Herzklopfen und Nervössein und sich nervös zuerst einmal auf die Wange ein Bussi Geben. Bei all dem Herzschmerz und all den Liedern darüber ist es doch sehr schön, dass hier jemand zusammenkittet, was zerbrochen ist. Hier das Lied, das dich glücklich machen soll und das auch tut. Und das Liebesbekenntnis: Du bist super, ich hab dich sehr, sehr gern.

„He says I’m pretty wearing his clothes“ ist eine Zeile, die hätte Taylor Swift mit Pathos vorgetragen, Olivia Rodrigo haut sie so nebenbei auf den Tisch im Diner, in dem man kurz Pause vom Road Trip macht und Free-Refill-Kaffee trinkt, bis die Hände zittern. „I’ll go anywhere he goes and he says I’m so american. Oh god, I’m gonna marry him if he keeps this shit up.“ Das ist schon sehr lieb.

Das ist der American Dream, das ist der Teenie-Comedy-Film, der früher noch im Kino gelaufen ist und heute nur mehr gestreamt wird. Das ist Abschlussball und Quarterback, Hollywood-Makeover, Pick-up-Truck, und alle gehen zum großen Spiel der Schulmannschaft. Das ist „so american“, aber das kann manchmal auch einfach Spaß machen.

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