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Artwork aus dem Computerspiel "Super Meat Boy Forever"

Team Meat

Game

„Super Meat Boy Forever“ ist ein elegant designtes Todesballett

Obwohl es schnell zu einem Klassiker wurde, hat das Hardcore-Jump’n’Run „Super Meat Boy“ nie einen Nachfolger spendiert bekommen. Rechtzeitig zum 10-Jahres-Jubiläum hat sich das nun geändert.

Von Robert Glashüttner

Es ist das bekannteste Stück Fleisch, das laufen und springen kann, und es hat vor einem Jahrzehnt Indiegames eine große öffentliche Aufmerksamkeit verschafft: Super Meat Boy. Das Jump’n’Run hat damals bewiesen, dass kleinere, unabhängig entwickelte Computerspiele nicht mehr länger eine Nische sind, die man belächelt, sondern ein kreativer, oft auch lukrativer Motor der Gamesbranche.

Lange Zeit gab es kaum Neuigkeiten in Sachen Meat Boy, aber jetzt ist – passend zum 10-Jahres-Jubiläum – doch noch ein Nachfolger erschienen.

Super Meat Boy Forever

Ein blutiges Stück Fleisch mit Ärmchen und Beinchen läuft durch eine tödliche 2D-Welt voller surrender, rotierender und rollender Sägeblätter in allen Größen und Formen. Dieses bizarre Spielsetting stammt aus dem Kopf des Gamedesigners Edmund McMillen, der mit „Super Meat Boy“ den großen Durchbruch hatte und eine Weile eines der wichtigsten Gesichter der Indiegamewelt war. „Super Meat Boy“ war bekannt für seine präzise Steuerung, ebenso wie für die bockschweren Levels. Die markante, nicht immer jugendfreie Comicgrafik hat auch ihren Teil dazu beigetragen, dass das Game zu einem Klassiker wurde.

„Super Meat Boy Forever“ ist für Windows (Epic Store) und Switch erschienen. Versionen für andere Systeme und Smartphones folgen in Kürze.

Das neue „Super Meat Boy Forever“ stammt nun gar nicht von McMillen, sondern seinem damaligen Partner Tommy Refenes und einem kleinen Entwicklungsteam. Es hätte ursprünglich ein Smartphone-Spiel werden sollen, ist aber später zu einem vollwertigen Nachfolger geworden. Geblieben ist jedoch die größte Neuerung, und zwar die Tatsache, dass Meat Boy bzw. seine Freundin Bandage Girl nun automatisch läuft. Wir müssen selbst nur noch springen, und können zusätzlich dazu in der Luft einen Schlag austeilen. Ducken können wir uns auch, und zu einem Sturzflug ansetzen. Insgesamt spielen wir nur mit zwei Tasten. Klingt einfach, oder? Lasst euch sagen: Nach nur zehn Minuten „Super Meat Boy Forever“ seid ihr anderer Meinung!

Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Super Meat Boy Forever"

Team Meat

Richtungswechsel sind nur durch Wandsprünge möglich. Sie verschaffen einem beim Spielen manchmal auch ganz kurze Verschnaufpausen.

Elegant und brutal

Die Levels besitzen ein elegantes, minimalistisches Design, aber auch eine Rohheit und Brutalität, die einerseits vom plakativen Setting (Blut und Sägeblätter), andererseits vom hohen Schwierigkeitsgrad her rühren. Es geht darum, mit höchster Präzision im richtigen Moment kleine, mittelgroße oder große Sprünge zu machen, zu punchen oder zu sliden. Manchmal können bzw. müssen wir auch die Richtung wechseln – das passiert durch Wandsprünge, die immer schon ein wichtiges Element in „Super Meat Boy“ waren.

Alles läuft sehr schnell, laut und unmittelbar ab. Zeit zum Nachdenken bleibt kaum, und die Bildschirmtode kommen am laufenden Band. Spielt man ein Level zum ersten Mal, ist es nicht unüblich, zwischen 40 und 80 Mal – oder noch viel öfter – zu sterben. Das macht aber nichts, denn nach jedem Bildschirmtod stehen wir eine halbe Sekunde später schon wieder auf der Matte. Zeit zum Ärgern oder Jammern bleibt da nicht.

Zu harsche Kritik

„Super Meat Boy Forever“ ist von Kritiker*innen und Fans ambivalent aufgenommen worden, was in erster Linie daran liegt, dass die Figur automatisch läuft. Das ist unverständlich, denn die Implementierung dieses Designs funktioniert hervorragend und verträgt sich mit dem weitgehend unveränderten Rest des Spiels gut.

Artwork aus dem Computerspiel "Super Meat Boy Forever"

Team Meat

Der erste Bossfight: Wir müssen zwischen den beiden riesigen Schneiden des Baggers hin und her springen und seinen Schlägen ausweichen. Schließlich müssen die roten Kugeln gepuncht werden, damit wir anschließend für eine kurze Zeit Schaden ausüben können.

Das Game ist nun nicht mehr länger bloß ein schweres Jump’n’Run, sondern auch ein Puzzlespiel mit Geschwindigkeitsrausch: Es geht immer darum, zu überlegen, wie man genau vorgehen muss und nicht nur um die Umsetzung. Vor allem die Bosskämpfe sind großartig: Sie dauern nie länger als ein paar Minuten – wenn man weiß, was man tut. Bis es soweit ist, sind Konzentration, Übung und Zen gefragt. Einigen Unkenrufen zum Trotz: Das blutigste Stück Fleisch der Computerspielgeschichte ist zurück und zieht uns mindestens so sehr in seinen Bann wie vor zehn Jahren.

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