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Kreisky in Bademänteln

Ingo Pertramer

gästezimmer

Musik, auf der die Kathedrale Kreisky fußt

Soeben haben Kreisky ihr ausgezeichnetes, sechstes Album „Atlantis“ veröffentlicht. Im FM4 Gästezimmer sprechen zwei der vier Musikliebhaber über ihre Lieblingsmusik.

Von Daniela Derntl

Sehnsuchtsort, Utopie, Paradies: Das versunkene Inselreich „Atlantis“ beflügelt Künstlerseelen seit Hunderten Jahren und nun auch die der heimische Ausnahmeband Kreisky, die das sechste und wahrscheinlich beste Album ihrer 15-jährigen Karriere nach dem Mythos „Atlantis“ benannt hat. Die verschollene Insel steht bei Kreisky für den verschollenen Idealismus ihrer Jugendtage, dem sie auf acht Songs mit mähdreschermesserscharfer Beobachtungsgabe nachspüren – voll Pathos, aber ohne Kitsch und Verklärung, und voll scharfkantigem Postpunk, lässigem Krautrock, strengen Kirchen-Orgeln und grellbunten Gitarren, die wie kaputte Saxophone klingen. Die Texte sind zum Auswendiglernen oder Niederknien. Bereits im Jänner, ein Album des Jahres!

FM4 Gästezimmer: Sonntags von 16 bis 17 Uhr auf Radio FM4

Im FM4 Gästezimmer erzählen uns Sänger Franz Adrian Wenzel und Schlagzeuger Klaus Mitter, auf welchem musikalischen Fundament die Kathedrale Kreisky gebaut wurde.

Jarv Is – „Must I Evolve“

Klaus Mitter: "Jarv Is ist die neue Inkarnation von Jarvis Cocker, der den meisten wahrscheinlich von Pulp bekannt ist. ‚Must I Evolve‘ ist die erste Single von seinem ersten Jarv-Is-Album. Jarvis Cocker hat eine so irre Karriere, in der er so viele schöne Haken geschlagen hat, und dieser Haken rein in diesen edelfuchsigen Krautrock ist für mich eigentlich das Schönste womöglich, das er in all seinen Jahren gemacht hat.

Sleaford Mods – „Bronx In A Six“

Klaus Mitter: „Wir bleiben gleich in England. Sleaford Mods sind eine Band, um die man nicht umhin kommt, wenn man sich für ruppige und auch textbasierte Musik interessiert.“

The Kinks – „Shangri La“

Franz Adrian Wenzel: „Wir haben für unser neues Kreisky-Album den Titel ‚Atlantis‘ gewählt und uns deshalb auch damit beschäftigt, welche Utopien es in der Popgeschichte gibt. Da bin ich auf ein Lied gestoßen von den Kinks, die ohnehin eine meiner Lieblingsbands sind. Es gibt das Literatur-Bonmot, dass nach Gott Shakespeare am meisten geschaffen hat und nach Shakespeare James Joyce. Meiner Meinung nach haben in der Popmusik – das ist leider so – die Beatles am meisten geschaffen, oder, wie man sagt, Pflöcke eingeschlagen. Aber nach den Beatles wahrscheinlich The Kinks. Sie haben viele, viele fantastische Nummern, und ‚Shangri La‘ ist eine, die die wenigsten kennen, die aber ganz großartig ist, von 1969, aus dem Album ‚Arthur‘.“

Pieter Gabriel / Sleep Sleep – „One For The Road“

Klaus Mitter: „Der Song ‚One For The Road‘ stammt von Pieter Gabriels perfekt zu dem Lockdown veröffentlichten Album. Pieter Gabriel ist wahrscheinlich der langsamste Musikmensch, den zumindest ich persönlich kenne. Es ist einerseits eine Freude, wenn er ein Album rausbringt, gleichzeitig weiß man, dass er vermutlich nicht tourt. Wenn er das jetzt hört, kann ich wieder nur sagen: Bitte spiel deine Sachen einmal live, ich würde in der ersten Reihe liegen und mich mit Bier übergießen.“

Brian Ferry - „Send In The Clowns“

Franz Adrian Wenzel: „Die nächsten zwei Nummern sind textlastige Nummern, die ich gewählt habe, weil ich das zwei der besten Musiktexter und -texterinnen finde, die es zur Zeit gibt. Das erste Lied stammt von Steven Sondheim, es ist sein berühmtestes Lied, ‚Send In The Clowns‘. Die FM4 Hörer kennen ja keine Musikgeschichte und keine Musicals, aber sie haben vielleicht den Film ‚Marriage Story‘ gesehen, wo in einer ganz traurigen Szene Adam Driver das Lied in einer Bar singt, hier singt es Brian Ferry, auf seiner vorletzten Platte.“

Joni Mitchell – „In France They Kiss On Main Street“

Franz Adrian Wenzel: „Jetzt kommt wieder ein Lied, dass wir wegen dem Text gewählt haben, beziehungsweise weil es um eine fantastische Texterin geht, nämlich Joni Mitchell. Die Wenigsten wissen, dass Prince ein riesiger Joni-Mitchell-Fan war und fast sein gesamtes Vokabular hat er sich von der Joni Mitchell abgeschaut. Wenn man sich mal die Texte durchliest und mit der Musik anhört, dann muss man sagen, dass sie eine ganz große Meisterin ist. Das Lied ‚In France They Kiss On Main Street‘ ist aus dem Jahr 1976 oder 77.“

Slayer – „South Of Heaven“

Klaus Mitter: „Bei uns in der Band gibt es einen großen Verehrer von Slayer, unseren Gitarristen Martin. Kreisky besteht ja unter anderem aus den Restbeständen, aus den Ruinen der Band Gelée Royal und sie haben es mal so umschrieben, dass der Gitarrist von Gelée Royal immer Slayer spielen wollte, und du, Franz, wolltest eigentlich immer Prince sein?!“

Franz Adrian Wenzel: „Ja, genau!“

Klaus Mitter: „Und auf dieser Mischung fußt eigentlich die Kathedrale Kreisky. Deswegen ist es nur würdig und recht, wenn wir im Andenken – denn die Band hat sich ja aufgelöst – ‚South Of Heaven‘ von Slayer spielen.“

Scarabeus Dream – „Valley“

Klaus Mitter: „Wir wechseln wieder rüber nach Österreich. Scarabeus Dream ist bandintern eine unserer liebsten österreichischen Bands. Wir kennen das Duo auch ganz gut. Der Sänger und Pianist Bernd hat mit uns vor zwei Jahren das Theaterstück ‚Viel Gut Essen‘ von und mit Sybille Berg zur Aufführung gebracht. Bernd hat im Hintergrund im Herrenchor gesungen und als Akteur auch einige Figuren vorgetanzt. ‚Valley‘ ist ein Stück aus ihrem, ich glaube, letzten Album.“

Kate Bush – „Breathing“

Franz Adrian Wenzel: „Zum Schluss kommt ein fantastisch gutes Lied aus dem Jahr 1980, nämlich ‚Breathing‘ von Kate Bush, und mit dem schmeißen wir uns und euch jetzt hinaus. Danke fürs Zuhören!“

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