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The Medium

Bloober Team

„The Medium“: Horror zwischen zwei Welten

Das Horrorspiel „The Medium“ wandert höchst atmosphärisch zwischen zwei Welten.

Von Rainer Sigl

Die Welt der Lebenden und der Toten liegen direkt nebeneinander, nur durch einen dünnen Schleier getrennt. Oder besser gesagt: Sie existieren gleichzeitig und übereinander. Was in unserer Welt wie ein nüchterner Büroraum aussieht, ist in der Welt der Geister und Dämonen ein Albtraum aus zerrinnender Architektur und versteinerter Skelette, was für die meisten nach einem leeren Treppenschacht ausschaut, ist für Menschen mit der Gabe des zweiten Gesichts ein Abgrund voller tödlicher astraler Geister.

Die junge Frau Marianne ist ein Medium; sie hat die Fähigkeit, beide Welten zugleich zu sehen und sich in ihnen bewegen zu können. Im Horrorvideospiel „The Medium“ begleite ich sie durch ein verlassenes, halb verfallenes Hotel, in dem grauenhafte Dinge passiert sind. Ein mysteriöser Anruf hat sie hierher gebracht - und die Spur führt zurück in ihre eigene Vergangenheit.

Dual Reality

Der Clou von „The Medium“ ist, dass sich in vielen Szenen des Spiels der Bildschirm teilt und ich plötzlich den Blick auf beide Welten habe, die Realität und die Geisterwelt. „Dual Reality“ nennen das die Macher des Spiels vom polnischen Indie-Studio Bloober Team, und haben die technisch beeindruckende Spielerei, die auf der neuen Xbox von der stärkeren Technik profitiert, sogar patentieren lassen. Diese Technologie ist auch der Grund, dass „The Medium“ das erste Spiel des Studios ist, das die First-Person-Perspektive verlässt.

In beiden, separat gerenderten Spielwelten sehe ich Marianne von außen, wie im Horrorspielklassiker „Resident Evil“ ist die Kameraperspektive dabei allerdings in jeder Szene unbeweglich. Ein Survival-Horror-Spiel ist „The Medium“ trotz dieser Ähnlichkeit allerdings nicht, stattdessen geht es hier eher ums Erforschen und Rätseln; gekämpft wird in diesem Spiel überhaupt nicht. Um weiterzukommen, muss ich beide Welten zugleich manipulieren; manche Hindernisse kann ich in der einen, manche nur in der anderen Welt überwinden.

The Medium

Bloober Team

Surrealer Horrortrip

Und dann gibt es da noch die grauenhaften Bewohner der Geisterwelt, die mir nicht wohlgesonnen sind: Wenn ich denen begegne, helfen nur mehr schnelle Flucht oder Schleichen. Die meiste Zeit ist man aber mit dem Lösen recht abwechslungsreicher Rätsel beschäftigt.

„The Medium“, entwickelt und vertrieben von Bloober Team, ist für Windows und Xbox Series X/S erschienen.

„The Medium“ ist atmosphärisch absolut gelungen, nicht zuletzt deshalb, weil das Design der Geisterwelt und seiner Bewohner direkt vom Werk des surrealistischen Künstlers Zdzisław Beksiński inspiriert ist. Seine Gemälde können in Sachen Horror durchaus mit jenen des viel berühmteren HR Giger mithalten und machen „The Medium“ in vielen Details zu mehr als generischem Horror. Auch der Sound, unter anderem von „Silent Hill“-Komponist Akira Yamaoka, und die tollen Sprecher lassen vergessen, dass das hier kein millionenschweres Hochglanzspiel, sondern das Werk eines Indiestudios ist; nur manchen Animationen sieht man das kleinere Budget deutlich an.

Dass der zentrale Gameplay-Mechanismus mit den zwei gleichzeitig dargestellten Welten sich etwas zu wenig entfalten kann und die fixen Kamerawinkel an manchen Stellen leider für Verwirrung sorgen, ist ein wenig schade. Alles in allem ist „The Medium“ aber trotzdem ein absolut gelungenes Horrorspiel, das vor allem durch seine Atmosphäre und seine Geschichte überzeugt.

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