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Strangeland

Wormwood Studios

„Strangeland“: Point&Click als surrealer Psychotrip

Nicht von der Optik täuschen lassen: Das klassische Point&Click-Adventure „Strangeland“ ist ein intelligentes und selbstreflektiertes Stück Phantastik.

Von Rainer Sigl

Abgefuckte Rummelplätze sieht man des Öfteren im Horrorgenre, aber dieser Ort geht noch einen Schritt weiter: Grotesk schweben hier zerstörte Achterbahnen im Nichts, ich betrete das Gelände durch den riesigen Kopf eines mechanischen Clowns, und irgendwo sitzt ein alter Mann mit leeren Augenhöhlen unter einem verdorrten Baum und kritzelt Zettel um Zettel mit Worten voll, die ihm ein Rabe vorkrächzt.

Das Point&Click-Abenteuer „Strangeland“ spielt sich in einer Welt ab, die ziemlich weit von der Realität entfernt ist, und hier gelten auch andere Gesetze: Alle paar Minuten stürzt sich dieselbe mysteriöse Frau wieder und wieder in einen Brunnen in den Tod, und ich will sie unbedingt aufhalten. Dumm nur, dass ich mich nicht einmal an meinen eigenen Namen erinnern kann.

Scham, Reue, Selbstzerstörung

Im Unterschied zu den Klassikern des Genres verzichtet „Strangeland“ großteils auf Klamauk und Humor, stattdessen geht die düstere Geschichte an die Substanz und kreist um Themen wie Scham, Reue und Selbstzerstörung. Die Suche nach Antworten führt natürlich auch in „Strangeland“ tiefer in die Vorgeschichte der eigenen Spielfigur, die hier übrigens auch selbst immer wieder stirbt und sofort am Eingang des Rummelplatzes wiederaufersteht.

„Strangeland“, entwickelt von Wormwood Studios und vertrieben von den Adventure-Spezialisten Wadjet Eye Games, ist für Windows erschienen.

Eins wird schnell klar: Dieser Ort, meine Suche, die geheimnisvolle Frau und auch die anderen, bizarren Figuren, die ich hier treffe, gibt es nur in meinem Kopf - das macht die Geschichte, die sich mehr und mehr vom albernen Karnevalshorrorklischee entfernt, aber nicht weniger packend. Immer wieder inszeniert „Strangeland“ surreale, symbolisch aufgeladene Szenen, die trotz pixeliger Grafik vor allem dank guter Sprecher und beeindruckender Musik unter die Haut gehen.

Strangeland

Wormwood Studios

Berührend und grotesk

Wer „Strangeland“ nur nach seiner auf den ersten Blick herkömmlichen Horror-Ästhetik beurteilt, versäumt etwas, und zwar ein sehr intelligentes und selbstreflektiertes Stück Phantastik, das durch Kompaktheit, stimmige Bilder und dichte Atmosphäre überzeugen kann. Dank hervorragendem Hint-System versperrt keines der oft surrealen, an Traumlogik erinnernden Rätsel lang den Weg.

Am Ende der etwa vier Spielstunden bleibt man berührt zurück und darf sich freuen, dass es sogar einen Modus gibt, in dem die Entwickler in Dutzenden Kommentaren ihre ästhetischen und inhaltlichen Entscheidungen näher erklären - so etwas wünschte man sich auch bei anderen Spielen.

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