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Der Gangsterroman „Blacktop Wasteland“

S. A. Cosby war Türsteher und Gapelstaplerfahrer, er hat am Bau gearbeitet und einen Baumarkt geleitet. Geschrieben hat er die ganze Zeit hindurch. Sein Gangsterroman „Blacktop Wasteland“ ist eine rasante Fahrt in die US-amerikanische Provinz.

Von Maria Motter

Den Zündschlüssel ins Verderben oder für das Fortkommen hat Bug in der Hand. Zumindest hat es zu Beginn des Romans „Blacktop Wasteland“ kurz noch den Anschein. In diesem Gangsterroman ist die Hauptfigur Bug, irgendwo im Südosten des US-Bundesstaats Virginia nach der Wirtschaftskrise 2008, kein Polizist oder privater Ermittler mit Schrullen, sondern er ist ein Automechaniker, dem das Leben und durchgeknallte Kriminelle übel mitspielen. Die Polizei ist hier außen vor.

S. A. Cosby schrieb mit „Blacktop Wasteland“ das Porträt eines Mannes in Bedrängnis und eine Milieustudie, die 1991 und 2012 spielt. Die Geschichte erzählt, wie schwer es ist, dem Einfluss der Umgebung und strukturellem Rassismus zu entkommen, wenn der finanzielle Rückhalt fehlt. Und die zurzeit viel unter „toxische Männlichkeit“ diskutierte Verknüpfung von Männlichkeit mit Gewalt und Herrschaft über andere ist hier Thema.

Die US-amerikanische Flagge un eine kleine Werkstatt sind am Titelbild des Gangsterromans "Blacktop Wasteland".

Ars Vivendi Verlag

„Blacktop Wasteland“ von S. A. Cosby ist 2021 in der deutschsprachigen Übersetzung von Jürgen Bürger bei Ars Vivendi erschienen.

Das Buch ist so filmisch erzählt wie die zahlreichen Actionszenen. Alte, aber ordentlich frisierte Autos, die erst aufheulen wie Löwen und dann Drachen oder auch so schillernd glänzen wie eine „biolumineszierende Meereskreatur“ sind die Maschinen, die den Männern - es sind hauptsächlich männliche Figuren - noch geblieben sind, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Industrie hat dichtgemacht oder ist abgewandert.

Dieser Bug will ein redliches Leben führen, nicht in der Unterwelt das Erbe seines Vaters antreten, und seine Ehefrau wünscht sich, einmal in einem richtigen Haus zu leben, das nicht auf Rädern steht wie ihr Trailer. Bug hat eine kleine Werkstatt, aber der Kredit läuft und unlängst hat Konkurrenz in der Kleinstadt eröffnet. Seine Söhne brauchen Brille und Zahnspange, seiner Tochter aus einer früheren Beziehung will er das College ermöglichen. Bildung ist der Schlüssel zur Freiheit und Selbstermächtigung, erklärt er in einer väterlichen Ansprache.

Seiner pflegebedürftigen Mutter droht der Verlust ihres Heimplatzes, wenn der Familie das Geld ausgeht. Erst versucht Bug sein Glück bei einem der Drag Races, einem Straßenrennen. Dann stimmt er zu, als ein alter Bekannter ihn um Mitarbeit bittet. Als Leser*in ahnt man: So spektakulär das läuft, so schief wird das gehen.

S. A. Cosby erzählt filmisch und wird verfilmt

S. A. Cosby verbrachte die großen Ferien immer zuhause, irgendwo in einer Kleinstadt in Virginia. In der High School war der große Erlebnisaufsatz gefragt: „What did you do last summer?“ Doch die Familie von S. A. Cosby war arm. Ihr Haus brannte nieder, als er klein war, Cosbys Eltern trennten sich, die Mutter erlitt eine Lähmung. Doch der Haushund überlebte Brand und Trennung, erinnert sich der US-amerikanische Autor heute. Für den Englischunterricht schrieb Cosby also eine fiktive Geschichte und die fand sein Lehrer derart gut, dass er ihn von da an förderte und ihm die Idee in den Kopf setzte, Schriftsteller zu werden.

Der Autor S. A. Cosby

S. A. Cosby

Anfang Juni ist S. A. Cosbys jüngster Roman „Razorblade Tears“ in den USA erschienen und Paramount Players sicherte sich die Filmrechte. Noch sein zweites Buch „Blacktop Wasteland“ hatte S. A. Cosby als eine Mischung aus „‚Hell or High Water‘ und ‚No Country for Old Men‘“ beschrieben, laut gelacht und fast entschuldigend hinzugefügt, er hätte im vergangenen Jahr so viel gelernt, wenn es um Vermarktung ginge.

Wie ein ziemlich guter Heist-Movie sei das Verbrechen gelaufen, wird ein Krimineller in „Blacktop Wasteland“ anerkennend kundtun, und wie diese Erklärung als Aufklärung dient, ist vielleicht die einzige Schwachstelle im Roman. Sonst saust man mit beachtlicher Lesegeschwindigkeit durch diese 318 Seiten.

Diesen Sommer kann man „Blacktop Wasteland“ in der deutschsprachigen Übersetzung von Jürgen Bürger lesen. Das Buch begeisterte US-amerikanische Krimi- und Thriller-Kritiker*innen und Stephen King.

„Blacktop Wasteland“ ist eine rasante Fahrt in die US-amerikanische Provinz im Süden. Auf rohe Gewalt und brachiale Dialoge muss man allerdings gefasst sein.

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