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Cartel Madras Bandfoto in Rot

Sierra Stone

Goonda Rap: das queere Gangstertum von Cartel Madras

In ihren Texten verbinden Cartel Madras radikale queere Identitätspolitik mit der sprachlichen Stilistik und dem Braggadocio von Gangsta Rap. Auf ihrem neuen Album „The Serpent & The Tiger“ finden sich auch cineastische Referenzen.

von Natalie Brunner

Die MCs Eboshi und Contra sind Cartel Madras. Die Schwestern sind in Chennai, Indien geboren und in Calgary, Kanada aufgewachsen. Eboshi und Contra haben das Genre Goonda Rap als Bezeichnung für ihre Musik definiert. Goonda Rap ist die Summe aus der Sozialisation und den momentanen musikalischen Vorlieben der beiden. Eine Kombination von Hip-Hop, House, Punk, Elektronik und südindischen Einflüssen. Ihre 2019 erschienene EP „Age of Goonda“ beschreiben Cartel Madras als ein zeitgemäßes Manifest - und als Aufruf an die Communities, deren Teil sie als queere BIPOC-Personen sind, sich nicht als Außenseiter*innen behandeln zu lassen.

“A person like us has to be twice as good to be even considered sufficient,” so Cartel Madras im Interview. Diesem Status quo rücken sie mit ihren in cineastische Szenarien eingebetteten, humorvollen Raps auf die Pelle.

“Bitch, I’m bad I’m brown I’m gold”

Das Wort „goonda“ bedeutet „Schläger, Gangster, Tunichtgut, Gauner“ und wird in Indien, Bangladesch und Pakistan verwendet. Cartel Madras über die Einbettung des Begriffs in ihre Welt:

Cover Art von "Serpent & The Tiger" von Cartel Madras

Sub Pop Records

„The Serpent & The Tiger“ ist der dritte, finale Teil der „Project Goonda“-Trilogie, zu der die EP „Trapistan“ aus dem Jahr 2018 und die EP „Age of the Goonda“ von 2019 gehören.

“There’s a certain thing that hip hop does, that gangster rap does: a narrative of being larger than life, kind of violent but in power. We are paying tribute to that, but also focusing that on women who are queer and brown, telling stories that haven’t been told. We are speaking to, and about, narratives that are not magnified in popular culture, while paying tribute to the subgenres that have continuously influenced our sound. That’s what we want goonda rap to become.”

Erschienen ist das neue Album „The Serpent & The Tiger“ beim Label Sub Pop Records, das zunehmend aus dem HipHop-Kosmos kommende Acts veröffentlicht. Dies ist Ishmael Butler zu verdanken. Der MC und Musiker - ehemals Digable Planets, jetzt Shabazz Palaces - arbeitet nicht nur als Schöpfer von afrofuturistischen HipHop-Universen, sondern auch ganz weltlich als A&R für Sub Pop und hat in dieser Funktion Cartel Madras zu dem Label gebracht.

Cartel Madras überraschen auch auf „The Serpent & The Tiger“ mit immer neuen cineastischen Referenzen. So ist das gestern erschienene Video zu „Lavender Nightz“ ein Tribut an den Hongkonger Regisseur Wong Kar Wai.

„We have always been creatures of the night and this song takes you through a contemplative, moody freestyle from a moment in our lives."

Die entschlossene Furchtlosigkeit, die ihr Werk durchzieht, setzt sich auch im Gespräch mit Cartel Madras fort: “We’ve always known there’s going to be more people that enjoy what we’re putting out and whose voices usually are not represented in popular culture. With that sort of confidence, we enter into this terrifying industry with our heads held high.”

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