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Sneaker Pimps

Comeback der Sneaker Pimps

Nach fast 20 Jahren haben sich die englischen Trip-Hop-Rocker wiedervereinigt und knüpfen mit ihrem neuen Album „Squaring The Circle“ musikalisch an ihre erfolgreichste Zeit in den Mittneunzigern an.

Von David Pfister

1996 sind der britische Astrophysikstudent Chris Corner und sein Freund und kreativer Partner, der Kunsthochschulstudent Chris Howe Anfang 20. Mit der Sängerin Kelli Dayton gründen sie eine Band, die sich an dem damals enorm populären Trip Hop orientiert. Es überschlagen sich die Ereignisse. Ihre allererste Single „6 Underground“ wird ein Welterfolg. Mit dem schnell veröffentlichten Album „Becoming X“ schaffen sie es sogar in die amerikanischen Charts. Songs aus diesem Debütalbum werden noch immer gerne in Hollywood-Soundtracks verwendet.

Die jungen Menschen baden also in einer unerhörten Erfolgswelle, die sich aber schnell in eine Krise verwandelt. Die Sneaker Pimps entlassen ihre Sängerin. Chris Corner übernimmt den Gesang. Das zweite Album der Band setzt größtenteils auf akustisches Singer/Songwritertum. Von der Kritik wertgeschätzt, vom Publikum übersehen. Die Sneaker Pimps bekommen aber dennoch die Kurve. 2002 dann wieder eine musikalische Umorientierung. Ihr drittes Album „Bloodsports“ ist eine beatorientierte und aggressive Electro-Glam-Angelegenheit. Zu den internationalen Mainstream-Charts können sie zwar nicht mehr zurückkehren, aber sie verwandeln sich zu Alternative-Popstars, die beispielsweise hier auf FM4 Anfang der Zweitausenderjahre außerordentlich populär waren.

Aber auch die Beziehung zwischen Chris Corner und seinem Kumpel Chris Howe hat gelitten. Ein weiteres Album schaffen die beiden Jugendfreunde nicht mehr. Chris Corner gründet sein Soloprojekt IAMX und versorgt bis heute mit sexuell-hedonistischen Synth-Rock-Arbeiten.

In aller Stille kam es in den letzten Jahren aber wieder zu einer Annährung der zwei ehemaligen Sneaker-Pimps-Chefs, und das nahezu gesamte Schaffen ihrer erneuten Zusammenarbeit haben sie nun als das Comeback-Album mit Namen „Squaring The Circle“ veröffentlicht. In dieser Gesamtheit liegt auch ein kleines Problem.

Die Sneaker Pimps kehren für ihr Comeback zu ihren Anfängen zurück. Um den frühen leichtfüßigen Downbeat-Gestus zu unterstreichen, haben sie sich bei einer Handvoll Nummern die Unterstützung der Sängerin Simonne Jones geholt, und sie sorgt auch tatsächlich für eine ähnliche melancholische Leichtfüßigkeit wie die ehemalige Sängerin der Sneaker Pimps Keli Dayton.

Auch die Sound-Anmutung der neuen Songs orientiert sich an den erfolgreichen Trip-Hop-Anfängen. Da Chris Corner mit seinem IAMX-Projekt stets top informiert ist über aktuelle Produzenten-Kniffe, versteht er es, die alte Ästhetik der Sneaker Pimps mit aktuellen Updates absolut zeitgeistig zu gestalten. Außerdem kommt der Band natürlich die aktuelle Verklärung der Neunziger durch die Generation „Adventure Time“ entgegen. Eine leicht überdrüssige Hochglanzblasiertheit zielt punktgenau auf einen musikalischen Einsatz in Netflix-Serien wie „Bridgerton“.

Sneaker Pimps

Sneaker Pimps

Manchmal wird der pastellige Neo-Trip-Pop mit kleinen Techno- oder Elektrogitarren-Ausbrüchen konterkariert. Insgesamt ein vollkommen geschliffenes Popalbum. Aber mit 16 Tracks leider viel zu lange. So muss man sich mit Skippen und Wischen das neue Sneaker-Pimps-Album zurechteditieren.

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