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Am Bahnsteig

Pixpil

Pixelart-Game „Eastward“: Mit dem Zug gegen die Apokalypse

Sehnsüchtig wurde „Eastward“ von Indiegame-Fans schon erwartet. Das Entwickler*innen-Studio Pixpil aus Shanghai hat sich lange mit der Veröffentlichung Zeit gelassen, aber jetzt ist es endlich da! Ob es das Warten wert war? Ja! Aber.

Von Diana Köhler

Sam und John leben ein ruhiges Leben in der unterirdischen Stadt Potrock Isle. Die Leute der Stadt sind arm und irgendwie seltsam. Schnell aber ist es zu Ende mit dem ruhigen Leben. Denn Sam und John stolpern eher zufällig hinein in ein großes Abenteuer. Ihre Reise führt sie an die Erdoberfläche, wo sich bald herausstellt, dass Sam kein gewöhnliches kleines Mädchen ist. Zusammen muss das ungleiche Team nichts Geringeres als die Welt retten.

Underground

Pixpil

„Klonk“

Zum Glück ist John bewaffnet mit einer Bratpfanne und verdrischt damit alle möglichen Monster, von Schlangenpflanzen bis zu bösen Robotern. Sam kann mit ihren Gedanken Gegner paralysieren und in Schach halten. Als Spieler*in muss man zwischen den beiden hin und her wechseln und geschickt ihre Fähigkeiten einsetzen, um Feinde zu besiegen, Rätsel zu lösen und aus den Dungeons herauszufinden.

Dungeon

Pixpil

Besonders die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren ist rührend: Sam plappert in einem fort und bringt die beiden ständig in Schwierigkeiten. John ist eher der stille Typ, ein haariger, väterlicher Aufpasser, der immer zusieht, dass Sam auch ja nichts passiert.

Hommage an Ghibli

Die gut erzählte Geschichte ist eingebettet in eine Welt, die unglaublich detailreich und so bunt gestaltet ist, dass sogar Anime-Altmeister Hayao Miyazaki staunen würde. Wunderschön pixelig und postapokalyptisch, zusammen mit einem 8-bit-Soundtrack, der so schnell nicht fad wird. Dazu kommt ein großer Löffel Studio Ghibli und eine Prise Cyberpunkt. Klingt wie das perfekte Spiel, oder?

The cake is a lie (at least sometimes)

Und doch hinterlässt „Eastward“ einen seltsamen Nachgeschmack. Es ist wie mit diesen bunten, aufwendig dekorierten Torten aus der Konditorei: Schon beim Anschauen läuft einem das Wasser im Mund zusammen, so eine Torte muss ja ganz besonders schmecken. Doch nach der ersten Gabel merkt man, dass unter der Glasur und der ganzen Deko nur eine recht durchschnittliche Torte steckt, mit ein bisschen süßer Creme dazwischen. Natürlich haben auch schöne Torten eine Berechtigung. Manchmal ist auch ein solcher Kuchen ganz lecker und man nimmt sich vielleicht auch ein zweites Stück. Aber ein bisschen enttäuschend ist es dann schon, weil die Erwartungen doch zu hoch waren.

Big City

Pixpil

Nicht falsch verstehen: Schon alleine wegen der vielen verschiedenen, bunten Charaktere gibt es für „Eastward“ eine klare Spielempfehlung. Sogar Mister Hayao Miyazaki himself hat einen Auftritt! Sehr random taucht er als Milchverkäufer auf, der gerne Turnübungen vor dem Fernseher macht. Aber genau diese Zufälligkeit zieht sich durch das ganze Spiel. Man weiß nicht genau, was einem „Eastward“ mitteilen will, welche Botschaft es bereithält. Charaktere quasseln uns oft unnötig lange nieder, ohne wirklich etwas zu sagen zu haben. Sie werfen mit Floskeln um sich und das Spiel wird durch die langen Dialoge nur verlangsamt. Außerdem ist der ständige Fokus auf die riesigen Brüste vieler weiblicher Charaktere einfach nur unnötig. (Ja, Frauen haben Brüste, wir haben es verstanden.)

„Eastward“ will viel, vielleicht zu viel und alles zugleich. Obwohl man sich als Spieler*in zunächst nur wünscht begeistert zu sein, bleibt man dabei doch etwas ratlos zurück.

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