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Warum Barrierefreiheit im Frauenhaus so wichtig ist

Frauen mit Behinderung erleben deutlich öfter Gewalt durch einen Mann als andere Frauen. Deshalb legt das neue Frauenhaus im Tiroler Oberland, das FM4 durch die diesjährige „Licht ins Dunkel“-Kampagne unterstützt, den Fokus auf Barrierefreiheit.

Von Diana Foidl

„In Österreich wird durchschnittlich jede fünfte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Frauen mit Behinderung sogar doppelt so oft“, sagt Gabi Plattner, die Geschäftsführerin vom Frauenhaus Tirol. „Knackpunkt sind, wie immer, wenn Frauen von Gewalt im engsten Familienkreis betroffen sind, die Abhängigkeitsverhältnisse.“ Und die seien vor allem bei Frauen mit Behinderungen sehr stark: „Sie werden sehr oft Opfer von Machtmissbrauch – aufgrund ihrer Abhängigkeit gegenüber anderen Menschen, in diesem Fall Männern. Die Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen, liegt bei diesen Frauen viel höher. Wenn sie es dennoch versuchen, werden sie sehr oft einfach daran gehindert“, so Plattner.

Zu wenig Angebot für Frauen mit Behinderung

Eine hohe Opferrate trifft vielerorts auf zu wenig Angebot. Das Frauenhaus Tirol konnte Frauen mit Behinderungen lange aufgrund fehlender geeigneter Räumlichkeiten gar nicht aufnehmen, erst mit der Eröffnung des neuen Hauses im Jahr 2019 wurde das möglich, erzählt Plattner: „Was wir gesehen haben: Je mehr Angebot es gibt, desto mehr betroffene Frauen melden sich. Wir haben im letzten Jahr vier Frauen mit Behinderung begleitet.“ Viele mehr würden sich Hilfe und Unterstützung bei den ambulanten Beratungsstellen des Frauenhauses suchen. „Essenziell in unserer Arbeit ist es, Frauen mit Behinderung überhaupt zu erreichen und ihnen mitzuteilen: Euch kann geholfen werden, auch ihr habt das Recht auf Hilfe und ein gewaltfreies Leben“, so die Geschäftsführerin.

Was Barrierefreiheit umfasst

Um Frauen mit Behinderung im Frauenhaus adäquat betreuen zu können, braucht es ein vielschichtiges Konzept der Barrierefreiheit. Eine rollstuhlgerechte Einrichtung, wie unterfahrbare Küchen oder ein Lift, sei essenziell, gleichzeitig aber nur der Anfang, erklärt Gabi Plattner: „Wir müssen alle Behinderungen mitdenken – körperliche genauso wie Lernschwierigkeiten. Frauen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen müssen sich im Frauenhaus zurechtfinden können, alle Infomaterialien und unsere Homepage sollten barrierefrei zugänglich und gut bzw. für jeden verständlich sein. Auch das gesamte Team braucht die Expertise, in einfacher Sprache kommunizieren zu können.“ All das soll im neuen Frauenhaus im Tiroler Oberland gegeben sein. Fünf Wohneinheiten in verschiedener Größe entstehen – von der Garconniére bis hin zur Mehrzimmerwohnung von über 70 Quadratmeter. Noch stehen die Umbauarbeiten am Anfang, im ersten Quartal des nächsten Jahres sollen die ersten Frauen und Kinder einziehen können.

Recht auf Inklusion ein „teures“ Gut

Was selbstverständlich sein sollte, steht auch festgeschrieben in der UN-Behindertenrechtskonvention(: Im Artikel 16 Absatz 1 verpflichten sich die Konventionsstaaten, alle geeigneten Maßnahmen zu treffen, um Menschen mit Behinderungen „vor jeder Form von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch, einschließlich ihrer geschlechtsspezifischen Aspekte, zu schützen.“

Das Recht auf Unversehrtheit und das Recht auf Inklusion – zwei Grundrechte, die auch die Arbeit im Frauenhaus bestimmen, im öffentlichen Leben aber noch lange keine Selbstverständlichkeit sind. Denn das neue, barrierefreie Frauenhaus wird nicht gänzlich von der öffentlichen Hand finanziert, sagt Gabi Plattner: „Wir bekommen für die Einrichtung zwar Subventionsgelder, aber das wird nicht reichen. Barrierefreie Bäder und Küchen, Infomaterialien in Brailleschrift, in einfacher Sprache und in mehreren Fremdsprachen kosten Geld. Da sind wir auch abhängig von Spenden.“

FM4 hilft hier mit. Du kannst zum Beispiel bei der Aktion Spenden und Wünschen das Frauenhaus unterstützen und gleichzeitig deinen Musikwunsch abgeben oder einen FM4 Stehkalender für 2022 im FM4 Shop kaufen. Der Reinerlös geht direkt an das neue Frauenhaus im Tiroler Oberland.

Mehr zum Licht ins Dunkel-Projekt von FM4 und welche Spendenmöglichkeiten es sonst noch gibt, erfährst du hier.

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