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Bunte Welt als Key Art für die Plattform Wholesome Games

wholesomegames.com

„Wholesome Games“: Eine Plattform für Wohlfühl-Games

Eine wachsende Onlinecommunity kuratiert „Wholesome Games“, die besonders tröstlich, gemütlich und angenehm sind.

Von David Riegler

Besonders in Zeiten wie diesen sehnen sich viele Menschen nach einem Safe Space, zu dem der Weltschmerz keinen Zutritt bekommt. In der Videospielszene hat sich eine Onlinecommunity entwickelt, die genau nach so einem Safe Space in Videospielen sucht. So ist die Plattform „Wholesome Games“ entstanden, die 2019 als einfache Twitter-Seite begonnen hat und über die jetzt auf mehreren Kanälen positive Videospiele kuratiert werden.

Was macht ein Game „wholesome“?

Hinter dem Begriff „Wholesome Games“ steckt kein streng definiertes Genre, sondern vielmehr ein Gefühl, das durch diese Spiele ausgelöst wird. Trost, Mitgefühl und Gemütlichkeit sollen dabei entstehen. Doch diese Gefühle sind sehr subjektiv und können für jede*n andere Auslöser haben. Dessen ist man sich in der Community bewusst: “Something we’ve always tried to be mindful of is that what looks wholesome to one person might not look wholesome to someone else”, heißt es auf Wholesomegames.com.

Trotzdem gibt es ein paar klare Indizien, die sich durch die Liste der Games ziehen. In der Regel sind die Spiele farbenfroh und mit vielen liebevollen Details animiert. Auch ein starker Bezug zur Natur, ein reduziertes Tempo und die Thematisierung von psychischer Gesundheit sind eindeutige Anzeichen für „Wholesome Games“. Dabei muss klar unterschieden werden von „Toxic Positivity“, bei der zwanghaft negative Aspekte des Lebens ausgeblendet werden, denn es ist durchaus erlaubt, auch ernste Themen anzusprechen, solange sie konstruktiv behandelt werden und das Spiel einen heilsamen Charakter hat.

Auch bunte Spiele erzählen gute Geschichten

Eine treibende Kraft hinter der Community ist der US-amerikanische Developer Matthew Taylor, der im Februar 2019 das Twitter-Profil „Wholesome Games“ erstellt hat. Sein Ziel ist es, andere Indie-Developer zu unterstützen und auch in der Gaming-Community eine Diskussion zu eröffnen, welchen Wert ein Spieleerlebnis hat. Viele Games, die von der Kritik gefeiert werden, hätten düstere und tragische Geschichten, während es eine ganze Welt voller hoffnungsvoller Spiele mit starkem Storytelling und innovativem Gameplay gebe, die beleuchtet werden müssten, schreibt Taylor. Ein gutes Beispiel dafür ist das vor Kurzem vorgestellte Game „Aka“ des französischen Indie-Studios Namra Games.

Szene aus dem bunten Fantasiespiel Aka

Nambra Games

Die Hintergrundgeschichte in „Aka“ ist alles andere als „wholesome“: Man befindet sich in einer vom Krieg zerstörten Fantasiewelt, in der die Fantasiewesen traumatisiert sind. Der Protagonist ist ein anthropomorpher Roter Panda, der versucht, seinen inneren Frieden zu finden, indem er Nutzpflanzen einsetzt, Holz hackt und sich um andere Wesen kümmert. Auch wenn die ernste Vergangenheit ihn immer wieder einholt, erzählt das Game die Geschichte eines Heilungsprozesses, darum wurde es von der Community als Empfehlung aufgenommen. Wie viele andere Games wird es schon Wochen vor seiner Veröffentlichung gelistet, was die Spiele schon von Anfang an einer breiten Öffentlichkeit bekanntmacht, auch wenn sie von kleinen Indie-Studios ohne PR-Budget stammen.

It’s a mood

Doch es braucht nicht immer tiefgehende Geschichten, manchmal reicht schon eine Ästhetik aus, die eine angenehme Stimmung transportiert, zum Beispiel bei den Spielen des kanadischen Indie-Studios Cozy Bee Games. Im Game „Lemon Cake“ betreibt man eine Farm und verarbeitet die Ernte in einer charmanten kleinen Bäckerei, indem man köstliche Kuchen und liebevoll verzierte Mehlspeisen daraus bäckt. Ähnlich inhaltsarm, aber zuckersüß ist das Game „Capybara Spa“, bei dem es nur darum geht, Wasserschweinen ein möglichst schönes Badeerlebnis zu verschaffen. Für die Community passen all diese unterschiedlichen Spiele in eine gemeinsame Kategorie, denn laut Taylor ist die zentrale Frage nicht das Gameplay, sondern welches Gefühl solche Spiele auslösen: „At the heart of Wholesome Games is a trend of game developers being less concerned about how you play and more concerned about how you feel.“

Animiertes Wasserschwein beim Baden neben Pflanzen

Cozy Bee Games

Die Community selbst ist bunt, international und wächst stetig. Auf Twitter, Discord, TikTok, YouTube und Instagram erreichen die Kanäle der „Wholesome Games“ mittlerweile über 200.000 Menschen. Laut eigenen Angaben ist die ganze Arbeit des Kuratierens freiwillig, und alle Einnahmen werden für karitative Projekte gespendet, zum Beispiel für AbleGamers, eine NGO für Barrierefreiheit bei Games und den GalaxyFund, der BIPOC und queere Developer*innen unterstützt. Zusätzlich gibt es Charity-Events, die sehr gut angenommen werden, was daran liegt, dass die Community so ist, wie die Games selbst: sensibel, rücksichtsvoll und mitfühlend – kurz gesagt, einfach „wholesome“.

FM4-Spielekammerl

Wir widmen uns den „Wholesome Games“ heute, 27.1.2022, im FM4-Spielekammerl auf Twitch. David Riegler und Robert Glashüttner spielen unter anderem das bunte Hundeinfluencer-Game „Pupperazzi“. Außerdem gibt es einen Vorgeschmack auf den FM4-Geburtstag: Die Musikerin Verifiziert schaut im Spielekammerl vorbei.

Die Spielekammerl-Show startet um 17.00 Uhr auf twitch.tv/radio_fm4.

Stream verpasst?

Kein Problem. Hier findet ihr den Stream als Video on Demand.

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