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Quinn Christopherson

Emma Sheffer

Quinn Christophersons Musik geht durch Mark und Bein

Vor zwei Jahren hat der junge Musiker ein NPR Tiny Desk Concert gewonnen und seither sind alle Augen und Ohren auf den queeren Singer/Songwriter aus Alaska gerichtet. Wir haben ihn zum Zoom-Interview getroffen.

Von Christian Pausch

Alaska wird vom Rest der USA immer so ein bisschen als isolierter und verlassener Außenposten angesehen. Doch dass es dort auch viel kreatives Potenzial gibt und eine lebendige Musikszene, das beweist derzeit vor allem einer: Quinn Christopherson.

Vor zwei Jahren hat er mit seinem Song „Erase Me“ einen Wettbewerb des Radiosenders NPR gewonnen. Hauptpreis: ein NPR Tiny Desk Concert. In dem sehr persönlichen Song geht es um seine Perspektive, die sich auf drastische Weise verändert hat, als Quinn sich als Trans-Mann geoutet hat und plötzlich nie gekannte männliche Privilegien besaß:

I don’t know what to do with all this privilege.

„I’m tired of people trying to erase me“ - diese Zeile steht aber nicht nur dafür, als queere Person von der Mehrheitsgesellschaft ausradiert zu werden, sondern auch als Native Alaskan. Quinn hat athabaskische und Iñupiat-Wurzeln, seine Großmutter war eine Geschichtenerzählerin aus Tazlina, Alaska, und genau dieses indigene Erbe und die Praxis des Erzählens führt Quinn jetzt in seiner Musik fort.

Familiengeschichte in Songform

„I feel like I was a latecomer to music“, sagt er im FM4 Interview. Als Quinn 20 war, schenkte ihm sein Vater eine Gitarre und Quinn machte sich daran, seine bis dahin verfassten Gedichte in Songtexte umzuwandeln. Darin geht es immer um zutiefst persönliche Geschichten, die oft enge Familienmitglieder als Protagonist*innen haben.

Im markerschütternden Song „Raedeen“ geht es um die Alkoholsucht seiner Schwester und seiner Mutter. Im neuestem Song „Bubblegum“ spielt sein Vater eine Rolle, doch der nimmt es mit Humor: „Sometimes I am the good guy, sometimes I am the bad guy. You decide!“, hat er zu seinem Sohn gesagt.

In „Bubblegum“ verfolgen wir eine Art Zeitlinie von all den Ichs, die Quinn Christopherson in seinem Leben bereits gewesen ist. Ziel war es, diese früheren Versionen seiner selbst nicht mehr als peinlich zu empfinden, sondern als Teil der Reise namens Leben.

Im Refrain heißt es, „I don’t know who I am“, und obwohl das eigentlich eine melancholische Aussage sein könnte, singt Quinn diese Zeile mit sehr viel Hoffnung. „I must have sung that a thousand of times before I realised it’s a good thing. Now it feels really good to sing ‚I don’t know who I am‘ because I’ve learned that I am still growing and I will never fully know who I am, I still got a lot to learn.“

Quinn Christopherson

Christian Pausch

Quinn Christopherson im FM4 Interview

Auf der EP „I am Bubblegum“ gibt es auch einen Song, der sich mit dem Touren beschäftigt, entstanden ist „Loaded Gun“ aber zu einem Zeitpunkt, als Quinn noch nie auf einer Tour gewesen war: „I wrote that before I won Tiny Desk and I wrote it thinking I will never get out of Alaska.“ Das hat sich mittlerweile geändert, bald steht eine Westcoast-Tour an, als Vorband von der ebenfalls fantastischen Black Belt Eagle Scout. Und wenn Covid es zulässt, soll es auch bald nach Europa gehen.

Neue Musik, so viel hat Quinn im FM4 Interview verraten, gibt es schon demnächst von ihm, aber ob das ein einzelner Song, eine weitere EP oder gar ein Album ist, das wollte er noch nicht sagen. Wir sind jedenfalls gespannt!

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